Es ist eine ganz kleine Meldung, die da gestern bei MV-Regio auftauchte:

„Test-Transport von leerem Castor von Karlsruhe nach Lubmin“.

Langweilig? Nicht ganz. Es ist das, was über 10 Jahre angeblich UNMÖGLICH war und jetzt doch passiert: Atommüll aus Westdeutschland wird mangels Endlager nach Osten abgeschoben. Genauer gesagt nach Greifswald (Lubmin) – wo es niemanden stört.

Das Zwischenlager bei Greifswald war gebaut worden, um ausschließlich Ost-Atommüll einzulagern, der durch die Abschaltung der gefährlichen DDR-Kernkraftwerke Greifswald und Reinsberg entstehen würde. Doch die Atomindustrie sorgte damals vor und konzipierte das Zwischenlage extra größer. Genau genommen bauten sie das größte Zwischenlager Deutschlands (größer als Gorleben und Ahaus zusammen). Bereits 1991 – noch in der Konzeptionsphase – wunderten sich Anhänger von Greenpeace woher all der Atommüll kommen sollte um die acht Betonhallen mit 20 000 Quadratmeter Stellplatz zu füllen.

Es war niemand geringeres als Angela Merkel, damals Bundesministerin für Umwelt und Reaktorsicherheit, die 1995 dafür bürgte, dass kein Westmüll nach Greifswald käme. Inzwischen sieht Frau Merkel das anders. Sie erkannte, dass das Atomgesetz nicht zwischen Ost- und West-Atommüll unterscheidet. Upps! Pech gehabt Greifswald.

Mit dem geheimen Transfer des Test-Castors (schon am 28. Januar) aus einer ehemaligen Wiederaufbereitungs-Anlage aus Karlsruhe wird der Transport von fünf echten, mit hochradioaktivem Material beladenen Castoren vorbereitet. Die echten Castoren, vom Typ der La Hague-Gorleben-Transporte, werden wahrscheinlich ab 2010 rollen.

Meine Meinung:

Wichtiger als ein leerer Castor ist für mich die symbolische Rolle des Transports. Mit ihm werden all die Lügen, mit denen man die Bürger über Jahrzehnte beruhigte, endgültig obsolet.

Es sind übrigens die Energiewerke Nord (EWN), die sowohl das Zwischenlager betreiben, den Atommüll anwerben (damit verdient man richtig viel Geld!), als auch jetzt den Investor für das (eventuell) größte deutsche Kohlekraftwerk organisierten. Und sie helfen Schröder und Putin eine Gaspipeline durch die Ostsee zu verlegen, die ebenfalls in dem selben Industriegebiet an Land kommt… In der Energiewirtschaft hilft man sich eben gerne.

In würde gerne mal in die Bücher dieses Unternehmens schauen…

Spiegelartikel von 9/1998 mit dem Titel „Atomklo Greifswald“ (kostenloses Archiv)
Indymedia Artikel über den Transport (Hauptquelle)
moritz: „Greifswalds neuer Atommüllhafen“ – Artikel (2004) über die EWN und das Atommüllzwischenlager (PDF, S. 10-16)

Bildquelle: Indymedia