Manchmal ist das Leben ohne einer guten Prise Humor nicht auszuhalten. Davon weiß Katja Lange-Müller in ihrem zuletzt erschienen Buch „Böse Schafe“ zu erzählen. Nicht ohne Erfolg. Denn im vergangenen Jahr schaffte es die gebürtige und mit angesehenen Literaturpreisen ausgezeichnete Berlinerin auf die Kurzliste für den Preis des Deutschen Buchhandels. Am vergangenen Freitagabend las sie im gut besuchten Koeppenhaus aus dem dritten und letzten Teil ihrer einfühlsamen Berlin-Triologie.
Damit thematisierte die dritte Gemeinschaftsveranstaltung der Buchhandlung Weiland mit dem Literaturzentrum Vorpommern einmal mehr die literarische Betrachtung der seit 1989 wiedervereinten Hauptstadt. Stellte die französische Autorin Cécile Wajsbrot mit „Mann und Frau den Mond betrachtend“ kürzlich das heutige Berlin in Zeiten eines gedankenvollen Aufbruchs vor, so setzte Katja Lange-Müller den ausklingenden achtziger Jahren in Westberlin ein kleines literarisches Denkmal. „Ich musste sehr viel recherchieren“, bemerkte die Autorin. Obwohl sie diese Zeit selbst erlebt hat. Im November 1984 siedelte die heute als freie Schriftstellerin arbeitende nach Westberlin über. Eines stand beim Schreiben des letzten Teils von Anfang an fest: „Das Buch musste mit dem Fall der Mauer enden“, erklärte Katja Lange-Müller.
Mit leicht rauchiger Stimme zog sie die erschütternde Liebe der nach Westberlin geflohenen Setzerin Soja in den zwielichtigen Harry nach. Geblieben ist davon ein Schulheft Harrys, in dem sich Sojas Name nicht ein einziges Mal findet. Die undatierten Einträge der genau 89 Sätze verwebt Soja zu einem beherzten Selbstgespräch mit ernstem Ausgang. Bedrückend fanden die abendlichen Zuhörer den doppelbödigen Gedankenfluss Sojas keinesfalls. Im Gegenteil. Katja Lange-Müllers augenzwinkernder Stil, ihre feine Beobachtungen und herrlichen Pointen brachten die Zuhörer immer wieder zum Lachen. Trotz eines anrührenden Sittenbildes, ja einer bis ins Letzte hingebungsvollen Liebe in einem seiner Zeit geteilten Berlin.
Geschrieben von Uwe Roßner