„Vier Minuten“ ist ein ungewöhnlicher Film über Musik, Freiheit und den respektvollen Knicks. In hochkarätiger Besetzung. Hannah Herzsprungs Debüt in Chris Kraus zweiten Kinospielfilm hinterlässt einen gewaltigen Eindruck.

Zwei Frauen, ein Gefängnis, eine Passion: die Musik. Die Pianistin Traude Krüger (Monica Bleibtreu) findet an der Insassin Jenny (Hannah Herzsprung) eine selten begabte Schülerin. Für deren Vorbereitung auf den Endausscheid eines Klavierwettbewerbes fühlt sie sich verpflichtet. Eine Sensation für das trostlose Frauengefängnis. Denn hier wird weder an den Erfolg des Vorhabens geglaubt noch entpuppt sich Jenny als umgängliche Schülerin. Schwer lasten die Spuren zweier Biografien auf dem Lehrerin-Schülerin-Verhältnis.

Mit seinem zweiten Film gelingt Chris Kraus ein erschütternder Musikfilm, der sich gegen die triebhafte Selbstgefangenheit des Individuums auflehnt, die hochnäsige Herabsetzung von Kunst eisern verlacht und die verpflichtende Aufrichtigkeit der Liebe in zartem Leinwandgrün einfordert. Auf ganz einmalige Weise wird dabei ein schwarzer Flügel rockend auf einer holprigen Landstraße eingeführt, liebevoll geschundene Hände gepflegt oder bildgewaltig der Klavierdeckel zugeknallt. Und sei es bis der Atem stockt.  

Geschrieben von Uwe Roßner