Im Greifswalder Theater Vorpommern gab es damit ein höchst außergewöhnliches Hörvergnügen. Der Nordische Klang holte mit dem Auftritt von Kari Bremnes das einst kurzfristig abgesagte Konzert während des diesjährigen Festivals nach. Ein prächtiges Juwel von den norwegischen Lofoten. Dicht gedrängt wartete das Publikum im ausverkauften Saal auf den Beginn des Abends. In fröhlicher Stimmung bildeten sich bereits vor dem Signalläuten Menschen-Trauben um die CD- und Postertische. Jeder war erpicht, eine eigene Kari für’s CD-Regal zu ergattern.

Auf die Bühne kam eine sich bescheiden positionierende Band bestehend aus dem Schlagzeuger Helge Norbakken, dem Pianist Bengt Hanssen, dem Bassist Sondre Meisfjord und dem Gitarrist Hallgrim Bratberg. Wie sich herausstellte war das sehr exklusiv. Denn die Band kam gerade von einer Tournee aus dem Heimatland und besteht üblicherweise aus nur vier Musikern. Glück für uns, denn das Ensemble war bewegend und gut aufeinander eingestellt.

Mit einigen kleinen Anekdoten führte Kari Bremnes uns durch den Abend und vor allem durch ihre Musik, die sich neben fast schon sphärischem Gesang auch aus vielen starken Instrumentalpassagen zusammensetzte. Mit dezent eingflochtener Folklore untermauerte die Sängerin ihre Verbundenheit zu ihrem Land. Sie erzählte, wie sie als Kind von den strengen Lockenwicklern ihrer liebeskranken Nanny fasziniert war und wie die starke Ana, eine der wenigen Frauen zuständig für den Transport von Eisenerzen, stets träumte, in die weite Welt außerhalb Nordnorwegens zu gehen. Bremnes scheute sich auch nicht eine sehr sensible Frage auf die Bühne zu bringen: Zu wem würde Jesus eigentlich gehen, wenn er zurückkommt? Auch von den Bildern des norwegischen Expressionisten Eduard Munch fanden sich Spuren in ihrenTexten und ihrer Musik.

Zumeist singt die schlanke Song-Writerin auf Norwegisch, was bei der eher ungewohnten Sprache einen besonderen Reizwert in sich birgt. Dass langsame Balladen den Ton angaben, störte gar nicht. Im Gegenteil! Durch sich meisterhaft und stetig in Macht und Pracht aufbauende Stücke hatte jeder Ton, ja jede Silbe seine ganz eigene Präsenz.

Mit Standing Ovations dankte das Publikum für die offene und ungezwungene Ernsthaftigkeit des Konzertes. Der Applaus hielt ungebrochen bei den anschließenden beiden begeisternden Zugaben durch.

Die aktuelle CD heißt ″Over enby″. In deren Booklet gibt es hilfreiche deutsche Übersetzungen. Wer noch größeres Interesse hat, kann und sollte die Gelegenheit nutzen, Kari Bremnes und Band in mehreren anderen deutschen Städten selbst zu erleben. Ihre momentane Tournee führt sie in Deutschland unter anderem nach Hamburg (15. Januar) und Berlin (24. Januar).