„Der Mond und das Mädchen“ von Martin Mosebach

Hans und Ina sind frisch verheiratet, gut situiert und wollen nach dem Studium ein neues Leben in Frankfurt beginnen, wo Hans einen Job bei einer Bank antritt. Ina ist derweil mit ihrer Mutter, Frau von Klein, auf Reisen, während ihr Gatte in der neuen Heimatstadt auf Wohnungssuche geht. Die gestaltet sich schwieriger als gedacht; die Mietpreise übersteigen sein Budget und die Hitze lässt ihn schnell ermüden. So entscheidet sich Hans schließlich für eine Wohnung, die so gar nicht zu dem gutbetuchten Paar passt. Hans findet jedoch schnell Gefallen an der multikulturellen Gesellschaft der Nachbarn, die sich abends im Hof bei Mondenschein zu den obskursten Gesprächen zusammenfindet. Dabei zieht ihn die attraktive Schauspielerin aus der Wohnung unter ihnen auf eine unerklärliche Weise an. Ina bleibt lieber oben in der Wohnung, dekoriert herum und telefoniert mit ihrer verwitweten Mutter. Die Adelstochter fühlt sich nicht wohl. Die Nächte und die Einsamkeit bescheren ihr trübe Gedanken, Alpträume und schließlich sogar Wahnvorstellungen. Das Paar entfernt sich voneinander, durch einen blöden Zufall sieht sich Hans gezwungen bei Britta, der Schauspielerin, zu übernachten und wie sollte es anders sein, kommt es zum verhängnisvollen Ehebruch.

Der zur Novelle tendierende Roman des diesjährigen Büchnerpreisträgers, Martin Mosebach, erinnert in vielerlei Hinsicht an William Shakespeares ?Sommernachtstraum“. Ein heißer Sommer, der die Menschen zur Nachtaktivität zwingt und das Glück eines jungen Ehepaares auf die Probe stellt. „Der Mond und das Mädchen“ ist zwar in einer auffällig altertümlichen Sprache verfasst, lässt sich aber trotzdem leicht lesen. Elfengleich schwebt man von Seite zu Seite durch die mondbeschienenen Sommernächte und begleitet ein junges Paar, bei dem alles stimmt, in den ersten Wochen ihrer Ehe, in denen auf einmal gar nichts mehr zu stimmen scheint. Unterschiedlichste Charaktere werden beleuchtet, von der einflussreichen Schwiegermutter zum gerissenen Hausverwalter. Und mittendrin zwei Menschen, die zwar verheiratet sind, aber verschiedener nicht seien können. Es endet schließlich mit einer überraschenden Wende, ob sie positiv zu werten ist oder ob der Roman die verpasste Chance für einen Ausstieg aus dem braven Lebenstrott darstellt, kann der Leser selbst entscheiden.

Geschrieben von Alina Herbing