?United Abobinations? von Megadeath (Roadrunner)

Megadeth gehörte neben Metallica einst zur Elite des Trash-Metals. Als das Genre Anfang der 90er Jahre für tot erklärt wurde, orientierten sich die Herren um Dave Mustaine Schritt für Schritt um, was verhängnisvoll werden sollte: Auf Glanztaten wie „Rust in Peace“ und „Countdown to Extinction“ folgte 1999 der Tiefpunkt der Bandgeschichte.

 Das experimentelle und electro-lastige Album „Risk“ enttäuschte viele Fans. Jüngere Alben hingegen machen deutlich, dass während der letzten Jahre eine stilistische Rückbesinnung stattfand, was allerdings auch mit zahlreichen Line-Up-Wechseln in der Band einherging.

Die neue Scheibe „United Abominations“ passt da ins Bild. Die Klanghärte lässt sogar Erinnerungen an Götteralben der frühen Jahre aufkommen, denn Drums und Gitarren klingen so retro wie auf „Rust in Peace“ und Riffs sowie Hooklines sind einfach messerscharf. Dave Mustaines Markenzeichen darf da natürlich nicht fehlen: Sein aggressiv krächzender Gesang, dem kein Gesangsunterricht der Welt jemals etwas anhaben könnte, ist gewöhnungsbedürftig wie eh und je und trotzdem – oder gerade deshalb – nicht wegzudenken aus dem Megadeth-Sound. Zu Mustaines angepisster Stimme passen auch die gewohnt bissig-politischen Liedtexte. Anspieltipp: „Blessed are the dead“. Leider ist mit „Amerikhastan“ auch ein Totalausfall dabei.

Aus Sicht alter Megadeth-Fans mag der entscheidende Tick aber fehlen. Nach einigen Durchgängen hat man sich zwar endlich in den Silberling reingehört, doch es fällt nun auch auf, warum er nicht so recht zünden will. Die Nummern sind allesamt recht langsam und auch wenn vereinzelt ein schneller Mittelteil zu hören ist, hätten zwei oder drei flottere Titel dem Album vielleicht gut getan. Eine Umkehr zum Schneller-Härter-Besser-Trash früherer Tage ist indes womöglich gar nicht gewollt. Dafür spricht jedenfalls das Remake des bandeigenen Titels „A tout le monde“. Denn dieser Song – bei dem Mustaine gesanglich übrigens von Lacuna Coil-Frontfrau Cristina Scabbia unterstützt wird – war schon einmal zu hören und zwar auf „Youthanasia“, was bereits eines der umstrittenen Megadeth-Alben der 90er darstellte. Hm.

Puristen wird die elfte Aufnahme der Truppe somit weniger gefallen, was nicht heißt, dass Mustaine & Co das Musikmachen verlernt hätten. Sie machen ihren Job mittlerweile sogar wieder ziemlich gut. Gesamtnote: Krächz (vulgo mittelsuper).

Geschrieben von Robert Heinze