Exkursionsproblematik an der Greifswalder Universität

Die in einigen Fachbereichen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität unabdingbare Exkursionspflicht bringt für manchen Studenten einige Schwierigkeiten im Studienverlauf mit sich. Erschwernisse wie Finanzierung oder Angebotsmangel stellen sich der Einlösung von Exkursionstagen in den Weg. Die wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen sind ein sinnvoller und integraler Bestandteil des Lehrangebotes: Theorie kann durch die Reisen plastisch begriffen werden.


In Studienfächern wie der Kunstgeschichte, Theologie, Geschichte oder Geographie sind Exkursionen zur Vertiefung und praktischen Erfahrung des Lernstoffes von unschätzbarem Wert. So stellt das Erleben von Bauwerken, das Erforschen geographischer Räume oder das Erfahren von historischen Orten die intensivste Form der Lehre dar. Dr. Michael Lissok, Dozent für Kunstgeschichte, meint, sein Fachbereich wäre ohne das Einbeziehen von Exkursionen nicht zu absolvieren.

Probleme beim Angebot wissenschaftlicher Reisen

Trotz der Erkenntnisgewinne für die Studenten entwickeln die – teilweise in hoher Anzahl geforderten – Exkursionstage immer mehr Barrieren, die in der Studienberatung und im Zentralen Prüfungsamt gelöst werden müssen. Die Zahl der verlangten Lehrexkursionen schwankt zwischen sieben Tagen in einigen Magister Nebenfächern und Bachelorfachrichtungen bis hin zu dreißig Tagen in besonders praxisorientierten Studienfächern.
Aufgrund der bekannten Einsparungen an der Greifswalder Hochschule, die sich vor allem bei der Anzahl der Lehrkräfte bemerkbar machen, sind auch bei der Exkursionspflicht Konsequenzen entstanden. So sind die Lehrangebote für mehrtägige Exkursionen an vielen Instituten stark eingeschränkt und die Teilnehmerzahl demzufolge begrenzt. Durch das „Schrumpfen“ einiger Einrichtungen sind nicht mehr ausreichend Dozenten für die Durchführung solch wissenschaftlichen Reisen zu finden. Denn für eine Teilnehmerzahl von zwanzig Studierenden sollten mindestens zwei Lehrende die Effektivität einer solchen Veranstaltung gewährleisten. Bei vielen Studenten wird neben dem Lehrangebot für Exkursionen auch deren finanzielle Bewältigung zu einem Problem. Durch die angesprochenen Kürzungen werden diese Reiseveranstaltungen nicht mehr so gefördert wie noch vor einigen Jahren. Erhielt eine Exkursionsgruppe früher anteilig Reisekosten für die Unterkunft zurück, so werden heutzutage lediglich Fahrt- und Nebenkosten bezuschusst. Tages- und Wochenendexkursionen werden überhaupt nicht finanziell unterstützt. Die Zuschussmittel werden zu einem Teil vom Land Mecklenburg-Vorpommern und zum anderen Teil durch den Institutshaushalt finanziert. Durch die Zuschusskürzungen der letzten Jahre kann es unter Umständen dazu kommen, dass Exkursionsteilnehmer für eine einwöchige Reise Kosten von bis zu 700 Euro auf sich nehmen müssen.

Finanzanträge können helfen

Dennoch gibt es weiterhin Möglichkeiten für Exkursionsgruppen, aber auch den Einzelnen, finanzielle Unterstützung zu beantragen. Zum einen kann ein Finanzantrag beim AStA-Referenten für Finanzen gestellt werden: Maximal 300 Euro vergibt der Referent. Sollte ein höherer Betrag benötigt werden, ist es möglich, einen Finanzantrag im Studierendenparlament (StuPa) zu stellen. Ganz egal, wie hoch der Zuschuss ausfallen soll, die Einnahmen und Ausgaben müssen dargestellt werden und zwischen den Gesamtkosten der Exkursion und den beantragten Zuschuss sollte ein vernünftiges Verhältnis bestehen. Klar erkennbar sollte ebenfalls der Zweck des Zuschusses sein. Durch die Mühlen der beiden studententischen Gremien gehen Finanzanträge zur Bezuschussung einer Exkursion gewöhnlich schnell. Als hilfreich erweist sich, mit dem notwendigen Procedere vertraut zu sein. Einfacher ist da nur noch der Weg zum eigenen Fachschaftsrat. Exkursionen ins Ausland fördert beispielsweise  der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD).

Wissenschaftliche Reisen sind ein Muss

Die Einschränkungen im Lehrangebot für Exkursionen und die finanziellen Belastungen sollten nicht dazu führen, dass diese Lehrform verloren geht. Zwar sind die Exkursionsbescheinigungen bei einem Großteil der betroffenen Fachrichtungen noch zulassungsverpflichtend für Prüfungen, doch haben sich auch hier schon erste Änderungen gezeigt. Exkursionen sind in einigen Teilbereichen der Philologie nur noch freiwillig, was auch durch den Angebotmangel zu erklären ist, der sich wiederum aus dem Lehrkräftemangel erschließen lässt. Rechtzeitiges Bemühen um einen Exkursionsplatz ist wichtig, besonders  um die universitären Finanzierungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Für einen reibungslosen Ablauf des Studiums müssen für jeden Greifswalder Studenten Regelungen und Verbesserungen angestrebt werden, damit sich die studienbedingte Exkursionspflicht nicht zu einer Problematik beim Studienabschluss entwickelt.              

Geschrieben von Saskia Arnold