Entwicklungen des Universitätsgeländes rund um den Beitz-Platz
Von Jahr zu Jahr blüht der Universitätscampus entlang der Rudolf-Petershagen-Allee und um dem Berthold Beitz-Platz mehr auf. Eine Veränderung des Stadt- und Universitätsbildes ist zu registrieren. Doch warum wurde der neue Campus ursprünglich geplant und was könnte dies für das Gesicht der Greifswalder Alma Mater bedeuten?
Bereits ab 1913 kamen erste Planungsvorschläge für die Erweiterung des bestehenden Universitätsgeländes auf. Notwendig geworden war diese Vergrößerung durch beengte Raumverhältnisse, sowie die rasante Weiterentwicklung und erhöhte studentische Nachfrage vor allem der medizinischen und naturwissenschaftlichen Fachbereiche. Die Suche der Universitätsleitung nach einem passenden Bebauungsgelände fand schließlich in dem Angebot der Stadt Greifswald ein Ende, das Gebiet östlich der Altstadt zu günstigen Konditionen bebauen zu können. Dieses Vorhaben nahm in den Bebauungsplänen von Universitätsbaumeister Ernst Lucht 1925 erstmals Gestalt an. Die Pläne zeichneten sich insbesondere dadurch aus, einen Campus mit langfristiger Erweiterungsmöglichkeit anzulegen. Das Campus-Projekt der 1920er Jahre wurde in seiner Vollständigkeit erst nach der politischen Wende von 1989/1990 wieder aufgenommen und soll bis etwa 2015 vollständig realisiert werden.
Bereits um 1929 konnte die neue Hautklinik eingeweiht werden. Ihr folgte 1936 die Hals-Nasen-Ohren-Klinik. Die Entwicklungslinie des Universitätscampus formte sich seit Mitte der fünfziger Jahre mit dem Bau des naturwissenschaftlichen Komplexes fort. Auch hier folgte man weitgehend den früheren Plänen Ernst Luchts. Im Jahr 1977 wurde der Grundstein für den Bau des Klinikkomplexes gesetzt. Seit den neunziger Jahren entfaltete sich das in den 1920er Jahren entstandene Entwicklungskonzept des neuen Universitätscampus gänzlich. Neben der bereits fertiggestellten Universitätsbibliothek prägen ein moderner Klinikkomplex und eine Reihe naturwissenschaftlicher Institute das Bild des Beitz-Campus.
Prioritätenlegung durch den neuen Universitätscampus?
Die Erweiterung des Universitätsgeländes war in den 1925er Jahren notwendig und ist auch heute noch zeitgemäß. Insofern stellen die Bebauungspläne Ernst Luchts von 1925 für die Greifswalder Hochschule sehr moderne und zukunftsorientierte Überlegungen auf hohem Niveau dar und fügen sich in das Stadtbild ein, wodurch dieses kaum beeinträchtigt wird.
Dennoch bleibt offen: Werden durch die räumliche Trennung von Philosophischer Fakultät in der Innenstadt und Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät am neuen Campus Prioritäten gesetzt? So manche geisteswissenschaftliche Institute können mit den Neubauten des Beitz-Campus nicht mithalten, wie der bauliche Zustand einiger Gebäude zeigt. Laut Dr. Michael Lissok, Dozent am Institut für Kunstgeschichte, gibt es bisher keine Separierung zwischen den einzelnen Fächern, doch könnten Kommunikationsprobleme durch die räumliche Trennung entstehen. Es sind weiterhin, auch keine Prioritäten für die naturwissenschaftlichen Fächer anhand des Bebauungsplanes von 1925 sichtbar, urteilt der Kunsthistoriker. Vielmehr beruhen die Pläne und deren Umsetzung auf den Bedürfnissen der Zeit. Wie sich die Verteilung der Geisteswissenschaften in der Innenstadt und Naturwissenschaften/Medizin weiter fortentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Inwieweit sich auch die generelle Umstrukturierung des Studienangebotes der Greifswalder Universität in der Verfolgung der Bebauungspläne von 1925 und somit der Auslagerung der Naturwissenschaften und der Medizin widerspiegelt, ist aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar zu beantworten. Die Pläne des Universitätsbaumeisters Ernst Lucht schienen schon damals darauf hinzuweisen, dass die Naturwissenschaften und die Medizin mehr Zuspruch versprachen, so dass die Entscheidungsträger auf diese Forschungszweige setzten. Zu empfehlen bleibt ein zukunftsorientierter Ausgleich zwischen geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fachrichtungen. Denn so werden auch die Geisteswissenschaften immer wichtiger für die modernen Wertevermittlungen, genauso wie die Medizin und naturwissenschaftliche Fächer immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dementsprechend wäre eine Neuerung der Pläne von 1925 durch die Einbeziehung von einigen geisteswissenschaftlichen Instituten innerhalb des neuen Campus für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sicher von Vorteil.
Geschrieben von Saskia Arnold