Musikschule bot Workshop mit dänischen Quartett QUARTz an

Kasper Christiansen sitzt am Klavier. Auf dem Pult vor ihm liegt das Lied ?Skolven falmer?. Kathrin Puelle und Thomas Welzel stehen ihm zur Seite und hören beim Vorspielen zu. Eine kurze Pause und dann besprechen sie den Ablauf des Jazzstücks auf Englisch. Thomas Welzel greift zu seiner silbergrauen Trompete mit Dämpfer und bläst kurz hinein. Kaspar Christiansen schaut kurz zu beiden Seiten, dann setzen die Drei nacheinander ein.

Am vergangenen Wochenende lud die Musikschule der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald zum Jazz-Workshop mit dem dänischen QUARTz-Quartett ein. Zum dritten Mal nun. 15 Interessierte nahmen daran teil und probten innerhalb der zehn Kursstunden. Damit wurde die Musikschule wurde zu einer wochenendlichen Begegnungsstätte mit intensiven Lernphasen. In drei Räumen trafen sich Teilnehmer in unterschiedlichen Besetzungen. So konnte, wer im Treppenhaus der öffentlichen Einrichtung stand, gedämpfte Trompetenklänge aus dem Konzertsaal hören, vom Klavier begleiteten Gesang vernehmen und andernorts eine Bläsergruppe erkennen. ?Jazz ist geniale Musik, die vielseitig und immer wieder neu ist?, sagt Katrin Puell. Bereits zum zweiten Mal nimmt sie am Workshop in der Musikschule teil. Einmal in der Woche hat sie Unterricht im Fach Gesang. ?Am Anfang hat man etwas Berührungsängste mit den Lehrern, doch dann merkt man rasch, dass sie ganz locker und ganz liebe sind.? Etwas anders war es bei Thomas Welzel: ?Ich habe vom jetzigen Termin von ein paar Freunden gehört?, sagt der in Greifswald Lebende.
Am Samstagvormittag kam das dänische Jazzquartett QUARTz nach zwei Konzerten auf der Insel Rügen in Greifswald an. ?Die Verbindung von Konzerten und Unterricht ist ganz normal?, sagt der Schlagzeuger Kasper Christiansen. ?Auch bekannte Künstler spielen in Dänemark Konzerte und lehren während ihrer Tournee an Musikhochschulen.? Die vier Musiker sind teils Studenten, teils Absolventen der in ihrem Heimatland bekannten Musikhochschule Odense. Die Kombination von auftretendem Künstler und Lehrer bereichert. ?Es ist sinnvoll, von Leuten zu lernen, die auf der Bühne stehen?, sagt Alexander Girod von der Greifswalder Musikschule. ?Jazz lernt sich nicht allein aus Lehrbüchern.? 2003 lernte der Klavierpädagoge das Jazzensemble beim Blue Boat Festival auf Rügen kennen. Dank seiner Initiative kam es zum ersten Kontakt und zur Einladung nach Greifswald. Berührungsängste zu den Musikern kennen die Teilnehmer am Ende nicht mehr. ?Denn sie stellen sich auf die Schüler ein?, sagt Katrin Puell.

?Ich finde es toll, dass es Lehrkräfte gibt, die ihre Kontakte offen mit in die Musikschule einbringen?, freut sich Musikschuldirektor Harald Reinhard. Zudem sei es für die Schüler eine wahnsinnig intensive Erfahrung. Und er fügt hinzu: ?Wir wollen damit unser Profil stärken.? Denn Musikschulen sind nicht allein ein Ort für Klassische Musik. ?Die Teilnehmer möchten gern etwas über Jazz lernen. Sie haben eine sehr gute Technik?, sagt Kasper Christiansen. ?Wir möchten ihnen gern zeigen, wie man diese Musik spielt.? Ihn erfreut es zudem, wenn er sieht, wie sich die Schüler innerhalb eines Jahres entwickeln. Denn schwierig seien nicht die Noten auf dem Papier, sondern das Gefühl für die Musik beim Singen oder Spielen. ?Das Wichtigste ist, wie sie es selbst spielen wollen.? Die Freiheit der Gestaltung der Stücke will das QUARTz-Quartett seinen Schülern vermitteln. ?Ein Lied kann man immer wieder singen?, sagt die Altistin Katrin Puell. ?Aber auch jedes Mal anders und das ist schwer.?

Rhythmusübungen zum Lockern und konzentrierte Arbeit an Stücken aus den verschiedensten Bereichen des Jazz stehen am Probenwochenende an. Denn am Ende stand ein klares Ziel vor Augen: das Schülerkonzert in der Medienwerkstatt in der Bahnhofsstraße. Dennoch meint Thomas Welzel: ?Die Workshops sind entspannter als andernorts.? Für ihn ist es eine schöne Wochenendsache mit bereichernden Denkanstößen für das eigene Spiel. Und vor allem: ?Man kann mit Leuten zusammen spielen, mit denen man ansonsten nicht musiziert.? Und Katrin Puell meint: ?Musizieren macht immer Spaß. Es ist eine Herausforderung, es ist sehr intensiv und auch harte Arbeit.?

Geschrieben von Uwe Roßner