Am Sonnabend um 18:45 Uhr wurde im Studentenwohnheim Geschwister-Scholl-Straße 11c der Feueralarm ausgelöst. Ein Leidensbericht über die Inkompetenz von Hausmeistern, Feuerwehr und Schlüsseldiensten.
18:45 Uhr: Trotz fehlender Brandursache wurde im Wohnheim Geschwister-Scholl-Straße 11c der manuelle Hausalarm eingeschlagen, was das Erschallen des akustischen Feueralarms zur Folge hatte. Das entstehende Geräusch wurde konzipiert, zu jeder möglichen Tag- und Nachtsituation sämtliche Bewohner des Hauses zu alarmieren.
Die Konzeption des Geräusches war adäquat: Sämtliche Bewohner des Hauses hielten sich mit schmerzverzerrten Gesichtern die Ohren, während sie das Haus verließen. Auf den Gängen eine Spur des Grauens: Menschen taumelten, betäubt vom Geräusch, hielten sich an Wänden und Türen, suchten halt. Auf der Rasenfläche vor dem Wohnheim sammelten sich die Bewohner des Hauses, irritiert und verstört. Nicht wissend, was im Wohnheim geschah.
Der Ablauf dieses Tages war bezeichnend für eine selbstverständliche ?Die Verantwortung hat ein Anderer?-Mentalität, die den Bewohnern des Hauses fast zum Verhängnis werden sollte. Der Hausalarm wird generell vom Hausmeister bedient. Er hat die Schlüssel, um den Alarm an- und abzustellen, er hat die Kompetenz, die Schalttafel zu bedienen, die den Alarm steuert. Im Fall der Geschwister-Scholl-Straße war der Hausmeister jedoch im Urlaub. Er hatte auch keinen Ersatzhausmeister bereitgestellt, der seine Aufgaben in der Zeit der Abstinenz übernehmen sollte. Obwohl seine Frau glücklicherweise telefonisch an den Hausmeister weitervermittelte, konnte uns dieser nicht helfen und verwies an einen Haus- und Technikdienst.
Der nächste Ansprechpartner, die Feuerwehr, erklärte sich nicht bereit, den Alarm zu beenden, weil nur der Alarm ausgelöst wurde. Wenn kein Brand existiert, kommt die Feuerwehr nicht. Die Feuerwehr verwies stattdessen auf den Hausmeister oder einen Haus- oder Technikdienst. Der dritte Ansprechpartner, ein Haus- und Schlossdienst, hatte die eigene Verantwortlichkeit abgewiesen und uns an den Hausmeister empfohlen. Dieser wäre die einzige Person, die in dieser Situation helfen könne. Der letztendlich doch gesandte Techniker war jedoch nicht in der Lage, mit der Hauselektrik und den verwendeten Schaltsystemen zurechtzukommen. Eine Lösung kam erst dann zustande, als der Techniker mit Hilfe des Wohnheimtutors und weiteren Bewohnern das Problem ergründete. Es war schließlich möglich, den Alarm stummzuschalten, jedoch nicht auszuschalten. Erst, als der Techniker die Feuerwehr anrief und ihnen das Problem schilderte, schickten sie einen Mitarbeiter, denn, so die Aussage der Telefonkraft: Das Beenden des Feueralarmes liege nicht im Kompetenzbereich des Technikers oder all jener, die den Hausmeister vertreten.
Effektiv waren alle Bewohner des Hauses für fast zwei Stunden nicht in der Lage, das Haus zu betreten. Fast alle Hilferufe blieben unerhört. Die Verantwortlichkeit wurde von einer Person zur anderen geschoben. Nur mit Hilfe der Bewohner war es möglich, trotz fachkundiger Hilfskraft den Alarm zu beenden.
Eine bedrückende Bilanz für einen Vorgang, den der Hausmeister normalerweise innerhalb weniger Minuten gelöst hätte.
Geschrieben von Tobias Winkler