von Archiv | 13.04.2007
Aus dem Schatten des Vaters herausgetreten
Mit der Pulle in der Hand ist er immer da, wo diskutiert wird oder was los ist. … als Deutschlands bekanntester Obdachloser, denn wer kennt die „Lindenstraße“ nicht! In einem Interview auf die Frage, was sein Leben denn von seiner Fernsehrolle unterscheide, antwortete der 62-Jährige „Eine 6-Zimmer-Eigentumswohnung mit Zentralheizung, fließendem Warm- und Kaltwasser, Vor- und Hintergarten.“ Mehr scheint es wohl nicht zu sein, was sein wahres Leben von der Rolle unterscheidet.
Denn nicht nur in der ARD, auch außerhalb der Fernsehkiste trifft man Rowohlt oft dort an, wo was los ist und der Alkohol nicht weit. Das sind dann meistens seine eigenen Lesungen. Eigentlich nämlich ist Rowohlt in seinem echten Leben Übersetzer und Schriftsteller und das ist es wohl vor allen Dingen, was ihn von der Fernsehrolle unterscheidet. Zumal er bei seiner Arbeit keinen einzigen Tropfen Alkohol trinkt, dafür aber literweise Tee.
Die Last des Familiennames
Übersetzen, schreiben, schauspielern, Hörbücher sprechen, Lesungen halten. Der Mann ist ziemlich aktiv und hat in (P)Kennerkreisen dem Namen Rowohlt schon längst eine zweite Bedeutung gegeben.
Dennoch, die Frage, ob er etwas mit dem gleichnamigen Verlag zu tun habe, wird immer wieder gestellt. Ja, der gebürtige Hamburger hat auch etwas mit dem Rowohlt-Verlag zu tun. Wenn doch nur soviel wie „Bobby Fischer mit dem S. Fischer-Verlag“, wie er sagt.
Als Sohn der Schauspielerin Maria Pierenkämper und dem Verlagsgründer Ernst Rowohlt hat er sich mit dem berühmten Namen wirklich etwas eingebrockt: einen Ruf, den man nie mehr los wird. Sicherlich aber war der bereits besetzte Name auch Ansporn, sich durch eigenes Talent und Auffallen vom Familienunternehmen abzugrenzen. Als sein Bruder „Die grüne Wolke“ von A.S. Neill für unübersetzbar erklärte, hat er sich prompt an die Übersetzung des Buches gemacht – mit Erfolg.
Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Rowohlt nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, sondern Übersetzer wurde? Immerhin hat er in jungen Jahren eine Ausbildung im Suhrkamp-Verlag absolviert und danach tatsächlich im Unternehmen des Vaters angefangen. Gefallen hat es ihm dort aber nicht. Über den Verlag sagt er: „Ich kannte den ja damals vorher nicht. Da hab ich ihn dann kennen gelernt und gedacht: Womit habe ich dieses Straflager verdient? Ich hab doch niemanden umgebracht.“ Er berichtet von wilhelmischen Strukturen, dass Frauen keine Hosen tragen durften, nach oben gesiezt und nach unten geduzt wurden. Hätte er ja besser machen können als Nachfolger des Vaters. Oder auch nicht? Als Begründung dafür, dass er den Verlag nicht übernommen hat, gibt er an: „Mein Vater ist ja fünfmal Pleite gegangen mit seinem Scheißladen. Wenn ich den Rowohlt-Verlag übernommen hätte, wäre das die erste Tradition gewesen, die ich wieder hätte aufleben lassen.“ Zudem war ihm seine Freiheit wichtig. Er wollte niemandes Herr sein, aber auch niemanden über sich haben.
Bärenstimme – Löwenmähne
Nonkonformistisch mit üppiger Mähne und ungezähmtem Bart schreitet er durch die Welt. Paradoxerweise beschränkt aber genau das mitunter seine Freiheit. Durchaus ist es schon vorgekommen, dass ihn Taxifahrer nicht mitnehmen wollten – deswegen meidet er jetzt auch Mannheim. Auch zu seinen eigenen Lesungen wurde er schon zunächst nicht eingelassen. Was sich da wohl dann im Zuschauerraum abgespielt hat? Immerhin zahlt man nicht für nichts den Eintritt zu einer Lesung.
Zumal es gar keine richtigen Lesungen sind, die Rowohlt da veranstaltet. Man wird sich also höchstwahrscheinlich sogar amüsieren können. Sich auf einen Abend mit Rowohlt junior einzulassen bedeutet, einen waschechten 68er zu erleben, der sich hinter Whiskeyflasche, Bier und Aschenbecher aufgebaut hat. Er selbst nennt seine Auftritte „Schausaufen mit Betonung“. Die Lesung selbst findet eigentlich immer nur drei bis vier Sätze lang statt. Soviel liest er nämlich immer ungefähr vor, bis ihm wieder irgendeine Anekdote aus seinem Leben oder ein Kommentar zu irgendetwas einfällt. Manchmal singt er auch eine Hymne. Gerne würde er auch die des jeweiligen Ortes zum Besten geben, doch die meisten Käffer, über die er tingelt, haben leider keine, sagt er. Na, bleibt mehr Zeit, Witze zum Besten zu geben. Denn darüber kann er lachen, über die an die 2500 Witze, die er aus dem Stand erzählen könnte, wenn man ihn ließe. Man lässt ihn besser nicht, er hat ja schließlich noch mehr zu bieten. Aber man lässt ihn trinken, sonst müsste er`s vorher tun und das ist seiner Meinung nach „Beschiss am Publikum“. „Das Publikum hat ein Anrecht darauf mitzuerleben, wie der Referent sich zugrunde richtet.“
Geschrieben von Uta-Caecilia Nabert
von Archiv | 13.04.2007
Demokratische Wahlen sind nur ein Mittel zur Zuweisung politischer Macht. Egal, wieviele Wähler sich an die Urne begeben, die Arbeit der Parlamentarier scheitert daran nicht. Handlungsfähig sind diese auch bei einer niedrigen Wahlbeteiligung. Die Ergebnisse der Parlamentsarbeit sorgen für die Legitimation.
Wählen zu gehen wird vom Wählenden außerdem nicht als Pflicht angesehen. Denn seine Stimme nicht abzugeben ist auch ein Wahllentscheid. Gerade die Wahlen der studentischen Gremien zeigen dies durch geringe direkte Partizipation. Problematisch ist es aber nicht: Als stillschweigendes Einverständnis mit der studentischen Selbsverwaltung kann die Wahlenthaltung gedeutet werden. Zu großen Teilen gehören die studentischen Nichtwähler zu den hochschulpolitischen wenig Interessierten. Gut für den einzelnen Wähler: Seine Stimme fällt bei niedriger Beteiligung stärker ins Gewicht.
Geschrieben von Björn Buß
von Archiv | 13.04.2007
Viele Wähler gehen zu einer demokratischen Wahl: Denn seine Stimme abzugeben ist ein Wert an sich und die gewählten Organe sollen die Interessen der gesamten Wahlberechtigten vertreten. Nur eine hohe direkte Partizipation sorgt somit für Legitimation der Gewählten um die unterschiedlichen Interessen der Wähler artikulieren, repräsentieren und integrieren zu können.
Die vorhandene Unzufriedenheit der Wahlberechtigten mit der Politik, den politischen Akteuren und dem gesamten System äußert sich in der Nichtbeteiligung. Studentische Gremien weisen keine hohe Wahlbeteiligung auf. In allen drei Bereichen liegen die Ursachen der Wahlenthaltung. Diese Unzufriedenheit herrscht sowohl bei den hochschulpolitischinteressierten Studenten, als auch den Desinteressierten. Studentischen Parlamenten fehlt somit die Legitimation. Nur viele Wählende erzeugen diese.
Geschrieben von Björn Buß
von Archiv | 13.04.2007
Beteiligung an StuPa-Wahl auf Tiefstand
Die Wahl der Mitglieder des Greifswalder Studierendenparlaments (StuPa) für die im April 2007 beginnede einjährige Legislaturperiode fanden im Januar statt. Insgesamt stellten sich 35 Kandidaten den 10.954 stimmberechtigten Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zur Wahl.
Nach der erst im letzten Jahr beschlossenen Vergrößerung des StuPa von 21 auf 27 Mitglieder kommt theoretisch ein Mitglied des Parlaments auf 405,7 Studierende. Bezieht sich das Verhältnis aber nur auf die Wählenden, dann sinkt es auf 34,4 : 1. Denn die Wahlbeteiligung betrug nur 8,5 Prozent der Wahlberechtigten.
Die Wahlen zum StuPa fallen nie durch eine hohe Wahlbeteiligung auf. Europa-, Bundes-, Länder- oder Kommunalwahlen veranlassen bedeutend mehr Wähler an die Urnen zu gehen als die jährlichen Wahlen des studentischen Gremiums. Und das Problem der geringen Beteiligung ist nicht nur an der Greifswalder Hochschule vorhanden. Deutschlandweit besitzen die Wahlen der Organe der studentischen Selbstverwaltung wenig Anziehungspotential zu partizipieren.
Wenn die Anzahl der Wählenden drastisch sinkt – 30 Prozent weniger Abstimmende gegenüber der Wahl 2006 – ist die Mobilisierung der Studenten zur direkten hochschulpolitischen Teilnahme misslungen.
Trennung von Amt und Mandat
Christian Bäz erhielt 190 Stimmen. Gegenüber dem hochschulpolitische Veteranen erscheinen die 15 Kreuze für den Kandidaten Sören Sölter wenig.
Doch durch die ebenfalls in der letzten Legislatur beschlossenen Trennung von Amt und Mandat könnten sogar alle Nachrücker im StuPa Platz nehmen. Denn um Interessenkonflikte zu vermeiden wurde beschlossen, dass diejenigen Mitglieder des studentischen Parlaments ihr Amt ruhen lassen, solange sie ein Amt im Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) inne haben.
Allein acht Mitglieder des neuen StuPa waren in der letzten Legislatur AStA-Haupt- oder Co-Referent. Dass alle Kandidaten der Nachrückerliste einmal als Stimmberechtigte Mitglieder im StuPa Platz nehmen dürfen ist durch die Rücktritte von studentischen Parlamentariern während der letzten Amtszeiten noch realistischer. Proforma scheint die Wahl in diesem Jahr stattgefunden zu haben. Denn der Wettbewerb zwischen den Kandidaten ist gleich Null, wenn alle Willigen auch in das Parlament kommen.
Ursachenforschung
Ist es Desinteresse an der Wahl zum Studierendenparlament oder Wissen über die Bedeutungslosigkeit des Gremiums? „Es ist ein Vermittlungsproblem der Bedeutung des StuPas“, meint Justus Richter, Hochschulpolitischer Sprecher des AStA. Nicht nur um Hochschulpolitik drehen sich die Diskussionen des Parlaments. Soziale und kulturelle Themen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. „Das nichts durch das StuPa bewegt wird, ist falsch“, so Richter.
Die nächste Wahl
„Der Wahlablauf muss besser organisert werden“, sagt der kommissarische AStA-Referent selbstkritisch. Flexiblere Öffnungszeiten der Wahllokale, eine höhere Anzahl selbiger und ein offensiveres Ansprechen der Studenten – auch durch die Kandidaten selbst – kann sich Richter vorstellen. Als Motivationshilfe findet er die in Hessen praktizierte Verknüfung des Haushalts des Studierendenschaft an eine mindestens erreichte Beteiligung bei Wahlen der studentischen Selbstverwaltung nicht: „Missbrauch wäre möglich.“
Die Legimationsschwäche durch die geringe Partizpation und den niedrigen Wettbewerb sollte aber begeget werden, bevor hessische Verhältnisse eintreten.
Geschrieben von Björn Buß
von Archiv | 13.04.2007
Wiederholte Nullrunde für Empfänger
Seit Januar steht es fest. Der zweijährige BAföG-Bericht war zum 17. Mal fällig und so richtig überraschend kommt das Ergebnis wohl für niemanden. Nullrunde heißt es wieder einmal für die Studierenden. Auch die Freibeträge für die Eltern bleiben faul auf ihrem bisherigen Leistungsniveau sitzen.
Für die Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat sich die Sache mit dem Beschluss des Bundeskabinetts wieder einmal schnell und glücklich erledigt. Für Studenten, die wahrscheinlich sowieso am Existenzminimum nagen, nicht. Seit 2001 zum letzten mal eine Anpassung der staatlichen Ausbildungsförderung erfolgte, steigen lediglich noch die Lebensunterhaltungskosten und die Bildung muss zugunsten des Staatshaushaltes immer wieder verzichten. Dabei weißt der BAföG-Beirat, der sich aus Auszubildenden, Lehrenden sowie Vertretern aus entsprechenden Behörden und dem Deutschen Studentenwerk (DSW) zusammensetzt, in seinem Bericht mit harten Fakten auf die Situation des durchschnittlichen, BAföG empfangenden Studenten hin. Im Punkt drei heißt es konkret: „Um im Jahr 2007 wieder das Förderniveau des Jahres 2002 und damit den Stand nach der letzen Anpassung zu erreichen, müssten die Freibeträge damit insgesamt um rund 8,7% oder etwa 125 Euro und die Bedarfssätze um rund 10,3 % , also etwa 48 Euro für Studierende bzw. 36 Euro für Schüler erhöht werden.“ Das kann nicht schön geredet, wohl aber von den durchgesetzten Reförmchen in die Beachtungslosigkeit gestürzt werden. Denn immerhin, Studierenden mit Kindern, ausländischen Studierenden und Deutschen mit Auslandsstudium wird eine gewisse Verbesserung gewährt, die im Nachhinein allerdings leider als geschicktes Täuschungsmanöver enttarnt wird. So bekommen Eltern im Studium zukünftig einen monatlichen Zuschuss von 113 Euro für Kinder unter zehn Jahren. Dumm nur: Der bisherige Rabatt bei der Rückzahlung entfällt. Die Förderung ausländischer Studierender wird nicht mehr davon abhängen, wie viele Jahre die Eltern in der Bundesrepublik gearbeitet haben. Sie müssen lediglich beabsichtigen dauerhaft im Land zu bleiben. Und auch die Deutschen können künftig eher Landflucht begehen. Jetzt soll ein Auslandsstudium auch ab dem ersten Semester und nicht erst nach einem einjährigen deutschen Studium gefördert werden. Die Bildungsministerien erfreut sich an den neuen familienfreundlichen Regelungen. Und weißt Kritiker auf den Studienkredit hin. Warum nicht noch mehr Schulden machen? BAföG sei nie zur vollständigen Finanzierung des Lebensunterhaltes gedacht gewesen. Der Studienkredit allerdings auch nicht. Der wurde in den Ländern zuerst eingeführt, die begannen von ihren Studenten Studiengebühren zu fordern und war dazu gedacht, diese abzudecken. Das führt die wachsende Front der Kritiker unvermeidlich zu dem Argument der sozialen Gleichberechtigung. Bis auf die CDU und Teile der SPD sind das sämtliche Bundestagsparteien, die Bildungsgewerkschaft GEW und vorsichtig der Beirat für Ausbildungsförderung. Dem Ziel, mehr junge Leute zu einem Studium zu bewegen stehe die erneute Nullrunde kontraproduktiv gegenüber. Die Chancengleichheit werde durch ein weiteres Festfrieren der Förderbeträge ebenso wenig erhöht, wie die Motivation potentieller Studenten aus sozialschwächeren Familien. Schon jetzt erhalten fast die Hälfte von derzeit etwa 345.000 studentischen Geförderten den Höchstsatz von 585 Euro. Ein winziger Hoffnungsschimmer bleibt für die Optimistischen unter den Studenten: Bevor sich das BAföG noch bequemer auf dem aktuellen Leistungsniveau einnistet, soll es 2008 eine neue Diskussion geben. Das stellt Ulla Burchardt (SPD), Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, in Aussicht.
Geschrieben von Maria Trixa