Der Auftrag

Da bin ich ausnahmsweise wieder in Berlin und will ausspannen, da erfasst mich der Sog der Berlinale. Samstag gegen 13 Uhr gemütlich im Bett liegend und auf den Fernsehturm schauend, rufe ich einen Kumpel an, der, wie ich weiß, für private und „moritztechnische“ Zwecke zur Berlinale getingelt ist.

Eine halbe Stunde später werden mir ‘ne Kinokarte in die Hand gedrückt und eine Mission aufgebürdet: „Hast du Handy, wegen Fotos machen? …Goldblum und Kinski-Sohn ist da… abfangen… hier Autogramm in das Buch, wenn… hier hast du aktuellen moritz… Schauspieler in Hand drücken und Foto damit machen… wenn die vorne stehen, dann… nach der Premiere… rausrennen… abfangen…“ Alles klar?!? So bin ich, all’ meine Aufgaben sortierend, ausgestattet mit einer Tüte moritz-Ausgaben, Kugelschreiber, Kinski-Buch und Kinokarte zum Kino „International“ ohne zu wissen, welcher Film da überhaupt läuft. Aber das war dann auch egal, kein Celebrity da, niemand zum Abfangen, nichts. Da steht man nun in der Berliner Kälte mit des Kumpels Gedanken: „Die Kinokarte brauchst du nicht zu bezahlen, musst du dir abarbeiten“. Vor dem Kino roter Teppich, viele wichtige Leute, den anderen wichtigen Leuten Bussis geben, Kamerateams von ARD bis ZDF und Schaulustige, die mir nicht sagen können, wer eigentlich erwartet wird. Aha, Herr Lagerfeld wird erwartet, irgendein Film über ihn, oder mit oder von ihm? Egal, neue Idee: Fotos von Lagerfeld und eventuell moritz in die Hand drücken, dass mein Auftraggeber stolz auf mich sein kann. Klirrende Kälte, in einer Hand den moritz, in der anderen das Foto-Handy. Alle warten. Da kommt er, er wird gerufen „Herr Lagerfeld, hier her…“, er posiert auf dem roten Teppich, gibt Mini-Interviews, kommt mir immer näher. Ist wohl ganz fasziniert von meiner „normalen“ Erscheinung, denn er steht auf einmal genau vor mir. Ein Foto, knipps. Seine Erscheinung, ganz in schwarz mit seinem alpinaweißem Haar und mit perlen- oder diamantbesetzten Lederhandschuhen, macht mich etwas ängstlich, doch ich frage ihn trotzdem: „Könnte ich ein Foto von Ihnen und unserem Magazin machen?“ und reiche es ihm. Doch irgendwie war er angeekelt und wurde von seinen Begleitern weggezogen. Dann eben nicht, dann begnügt der moritz sich halt mit dem Berlinale-Bären, der hat sich nicht so.

Geschrieben von Jana Kretzschmar