Immer eine Kamera in der Tasche. Den Blick auf mögliche Fotomotive gerichtet. Peter Binder ist das Urgestein in den Greifswalder Redaktionsräumen der Ostsee Zeitung. Geht es um die Qualität der Fotos, die jeden Tag die Seiten des regionalen Blattes füllen, vertrauen die Redakteure gern auf das Urteil des gebürtigen Stettiners. Es kann regnen, stürmen oder schneien. Immer ist der 67-Jährige in Greifswald unterwegs, um das Mögliche und Unmögliche auf Fotos zu bannen. Beinahe jeder Greifswalder erkennt den ausgebildeten Fotografen, wenn er durch die Straßen der Hansestadt läuft. Um ihn auch den Studenten bekannt zu machen, bat ihn moritz zu einem Gespräch.
Alter:
67
Lieblingsessen:
Hausmannskost, vor allem Rouladen
Lieblingsfilm:
gut gemachte Krimis
Lieblingsbuch:
alle Bände von Emile Zola
moritz: Wie würden Sie ihren Beruf in drei Sätzen beschreiben?
Binder: Mein Beruf ist spannend und interessant. Ich lerne täglich viele Menschen kennen. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung.
moritz: Was ist Ihr Traumberuf?
Binder: Ich übe meinen Traumberuf aus. Einen anderen Beruf kann ich mir für mich nicht vorstellen. Ich habe nie über eine Alternative nachgedacht.
moritz: Für welche Zeitungen waren Sie schon tätig?
Binder: Seit 1969 arbeite ich vorwiegend für die Ostsee Zeitung.
moritz: Eine Zeitung ohne Fotos ist wie…?
Binder: Eine bilderlose Zeitung ist wie Blei. Eine fürchterliche und schlimme Vorstellung.
moritz: Wollten Sie früher ein eigenes Fotogeschäft eröffnen?
Binder: Nein, auf keinen Fall. Ich liebe die Arbeit für die Zeitung viel zu sehr. Immer unterwegs sein, viele Menschen treffen. Das ist für mich die Idealvorstellung meines Berufs.
moritz: Was macht ein gutes Foto aus?
Binder: Ein gutes Foto muss dem Leser etwas vermitteln können. Ansprechend und interessant soll es sein. Außerdem muss der Fotograf unbedingt das Handwerkszeug beherrschen. Beachtet werden müssen darüber hinaus optische Regeln und der Goldene Schnitt.
moritz: Digitalfotografie: Fluch oder Segen?
Binder: Es hat lange gedauert, bis ich mich von der Digitalfotografie überzeugen lassen habe. Ich war sehr skeptisch und habe lange an der analogen Fotografie festgehalten. Als ich jung war, habe ich etwas über die Möglichkeit einer Fotografie ohne Film gelesen. Damals habe ich nur den Kopf geschüttelt. Heute bin ich aber über den Fortschritt der Technik umso glücklicher. Die Digitalfotografie erleichtert meine Arbeit ungemein.
moritz: Wen oder was würden Sie gern fotografieren?
Binder: Ich habe in meiner Laufbahn schon alles fotografiert. Vom Eisenbahnunglück bis zur Entbindung war von allem etwas dabei. Damit bin ich zufrieden. Besondere Motivwünsche habe ich also nicht.
moritz: Welche Prominenten sind Ihnen schon vor die Linse gekommen?
Binder: Ich habe bisher viele bekannte Menschen fotografiert. Praktisch alle. Die schwedische Königin war schon oft mein Fotomotiv. Auch Angela Merkel, Gerhard Schröder und Helmut Kohl habe ich schon abgelichtet.
moritz: Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus?
Binder: Ich stehe früh auf, frühstücke und mache mich auf den Weg in die Redaktionsräume. Um neun Uhr bin ich bei der Ostsee Zeitung und bespreche mit den Redakteuren mögliche Fotomotive. Die Frage ist immer: Was wird das Aufhängerfoto für Seite 1? Manchmal ist die Suche schwierig, manchmal leicht. Die Themenlage ist entscheidend. Dann ziehe ich los, um die gewünschten Fotos zu machen. Zu Ende ist mein Tag erst dann, wenn das letzte Foto für die aktuelle Ausgabe gemacht ist. Dabei muss man schon mal flexibel sein können. An den Wochenenden habe ich aber meist frei.
moritz: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Greifswald?
Binder: Ich finde den neuen Rubenowplatz sehr schön. Abends gehe ich oft dorthin, um die tolle Atmosphäre zu genießen. Vor allem die Beleuchtung hat es mir angetan.
moritz: Welches Fach würden Sie gern an der Greifswalder Universität studieren?
Binder: Da muss ich nicht lange überlegen. Ganz klar: Kunst.
moritz: Welches Studienfach würden Sie gern neu erfinden?
Binder: Ich würde gern ein Studienfach für Politiker erfinden. Ein Name für das Fach fällt mir im Moment nicht ein. Auf jeden Fall sollte den zukünftigen Politikern beigebracht werden, die Befindlichkeiten der Bevölkerung mehr ins Auge zu fassen.
moritz: Sommer- oder Wintermensch?
Binder: Ich bevorzuge ganz eindeutig den Sommer. Wenn die Sonne scheint und es warm ist, geht es mir gut. Die Kälte mag ich nicht. Ich bin immer wieder froh, wenn der Winter vorbei ist.
moritz: Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Binder: Ein Buch, meine Brille und ein Radio.
moritz: Was gehört zu Ihren Hobbys?
Binder: Fotografieren. Das ist mein Leben.
moritz: Welche Menschen der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bewundern Sie?
Binder: Das ist eine schwierige Frage. Ich bewundere vor allem Mediziner, speziell Herzspezialisten. Ärzte können Leben retten. Sie müssen Tag für Tag Mut, Selbstvertrauen und Verantwortungsgefühl beweisen. Diesem Druck müssen sie immer wieder standhalten. Davor ziehe ich meinen Hut.
moritz: Wenn eine Zeitreise möglich wäre, würden Sie …?
Binder: Ich würde in der Gegenwart bleiben wollen. Was interessiert mich die Vergangenheit oder Zukunft? Ich lebe im Hier und Jetzt. Und dabei fühle ich mich wohl.
moritz: Haben Sie ein Lebensmotto?
Binder: Alles wird gut. Oder so ähnlich.
Geschrieben von Grit Preibisch