Vor vollem Haus präsentierte das Studententheater („StuThe“) am vergangenen Donnerstag, den 14.12., mit der siebten „Klappe“ zum vorerst letzten Mal aktuelle Projekte. Trotz des großen Erfolges wird das Ensemble in naher Zukunft wohl heimatlos sein – der unfreiwillige Auszug aus dem Haus an der Stralsunder Straße 10 steht kurz bevor.

Das Problem war absehbar. Das marode Gebäude befindet sich in Universitätsbesitz und wird aufgrund der anhaltenden Finanzschwierigkeiten nicht saniert werden. Was letztendlich mit dem Haus passiert, steht noch nicht fest – Fakt ist allerdings, dass es ab dem Frühjahr nächsten Jahres nicht mehr bewirtschaftet werden kann. Dass man damit einer der interessantesten Gruppierungen an der Universität seiner Heimatstätte beraubt, scheint dabei nur eine geringe Bedeutung zu spielen. Denn eine neue Unterkunft für das StuThe gibt es bislang noch nicht.

Davon ließen sich die Akteure am Donnerstagabend nicht beirren und boten dem begeisterten Publikum mit dem aktuellen Repertoir viel Abwechslung. Gewohnt locker und dennoch professionell zeigte sich das Programm als ein gelungener Mix aus ernsthaftem und humorvollem Material. Dass einige Darsteller dabei angeblich erst wenige Wochen schauspielerische Erfahrung vorweisen konnten, war nicht zu spüren. Auch wenn anfangs noch Zweifel über die Verdaulichkeit von harten Brocken, wie etwa Textvariationen, herrschten, hatte selbst der theaterungeübte Zuschauer im Laufe des Abends keine Langeweile zu beklagen. Dabei ist der Begriff „Zuschauer“ wohl gar nicht passend gewählt: Spätestens beim Auftritt der Improvisationsgruppe „Improsant“ wurde der Zuschauer zum Mitspieler und konnte aktiv in den Verlauf des Bühnengeschehens eingreifen.

Bei der anschließenden Party, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Klex, dem IKuWo e.V. und dem GrIStuF e.V., sorgten ?The Naked Neighbours on TV?, die Hausband des Theater Vorpommerns und ?Pazifica? für Stimmung. Dabei bot sich auch die Gelegenheit, die Organisatoren und Darsteller des Studententheaters näher kennen zu lernen. Charlotte Auer und Sven Laude nahmen sich die Zeit, einige Details über die aktuelle Lage und die nahe Zukunft von StuThe zu verraten.

Sven bestätigt zwar, dass sich das Studententheater momentan in einer großen Krise befindet, betonte aber gleichzeitig, dass man die kommende Zeit zur Neuordnung nutzen will. Auch Charlotte stellte klar, dass eine Auflösung des Studententheaters keinesfalls geplant ist. Die laufenden Projekte werden so weit wie möglich fortgeführt, obwohl momentan viele Gruppen noch auf der Suche nach Proberäumen sind. Auch Workshops werden weiterhin angeboten. Dabei erhält das Studententheater wertvolle Unterstützung vom Theater Vorpommern, das vorübergehend Räume zur Unterbringung von Requisiten zur Verfügung gestellt hat. Das größte Problem aber, so Charlotte, ist nach wie vor der inoffizielle Status von StuThe an der Universität. Seitdem die Gruppierung Mitte der 90er aus dem – aus Finanzgründen recht schnell wieder abgeschafften – Projektstudiengang „Darstellendes Spiel“ hervorgegangen ist, hat sie praktisch keine Lobby innerhalb der Universitätsgremien und ist deshalb auch bei der Aufgabe des Hauses in der Stralsunder Straße nicht berücksichtigt worden.

Beide hoffen deshalb auf viel Unterstützung vor allem aus Studentenkreisen, um diese Situation zu ändern und StuThe auch offiziell fest an der Uni Greifswald zu etablieren. Bis dahin dauert die Suche nach einer neuen Heimat an, auch wenn die alte noch nicht ganz aufgegeben ist.

Am 5. Januar gibt es in der Stralsunder Straße noch einmal Sartres „Die Geschlossene Gesellschaft“ zu sehen. Ein ähnlich großer Erfolg wie der der letzten „Klappe“ wäre ein wichtiges Signal für die Zukunft von StuThe.

Das Studententheater existiert seit 1994 und hat momentan etwa 40 aktive Mitglieder. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, kann sich unter www.stuthe.de in den Newsletter eintragen und weitere Infos erhalten.

Geschrieben von Robin Drefs