Harold Ramis „The Ice Harvest“

Bei Charlie Arglist (John Cusack) ist der Name Programm: Den Trubel der Weihnachtstage nutzend, plant er, seinen Arbeitgeber um einen nicht unwesentlichen Geldbetrag zu bringen. Dumm nur, dass es sich bei diesem um das Oberhaupt der lokalen Unterwelt handelt.

Der windige Mafiaanwalt und sein schmieriger Kumpan, der erfolglose Pornoproduzent Vic (Billy Bob Thornton), müssen nur noch einen Abend überstehen, bevor sie ihr trostloses Dasein im vom Eisregen geplagten Wichita, Kansas, gegen eine neue, glanzvollere Zukunft eintauschen können. Doch zwei Millionen Dollar sind viel Geld und selbst eine einzige Nacht kann sehr lang werden… .
Übermäßig spannend oder lustig geht es dabei in dem verschneiten Film-Noir nicht zu. Überdies sind die sich anbahnenden Verstrickungen reichlich vorhersehbar. Lediglich Dauer-Sympathieträger John Cusack, der seinen Charlie mit melancholischem Charme und Gleichmut durch die Nacht wanken lässt, vermag den Zuschauer bei der Stange zu halten. Bisweilen innehaltend und über sein Leben sinnierend, stolpert Charlie an allerlei schrägen Gestalten und Situationen vorbei. Stets wählt er dabei den Weg des geringsten Widerstandes und steuert dadurch dem eigenen Untergang entgegen. Ganz nebenbei fügt sich „The Ice Harvest“ wunderbar in das Metagenre des Anti-Weihnachtsfilms ein. Im Schatten der aseptischen Gutbürgerlichkeit des amerikanischen „Bible-Belt“ brodelt es. Das schmutzige und bisweilen blutige Treiben der Halbwelt kontrastiert und entlarvt den grellen, allgegenwärtigen Weihnachtskitsch. Dabei entsteht eine filmische Gehässigkeit, die nichtsdestotrotz  irgendwie weihnachtlich anheimelt.
Freunden des Bonus-Materials sei das gegenüber der Originalfassung weitaus stimmigere, alternative Ende ans Herz gelegt.   

Geschrieben von Johannes Kühl