Shunji Iwais „Yentown“

Das Streben nach Geld führt zur Ver-rohung des menschlichen Charakters: Prostitution und Betrug sind die ungewollten Erwerbsquellen chinesischer Einwander in Japan, die sich ihre Migration finanziell erfolgsversprechender erhofften. Nur der Gedanke an die noch größere materielle Misere in ihrer Heimat ermöglicht dieses urbane Außenseiterdasein zu überleben.

Regisseur Shunji Iwai bediente sich der realen Problematik, der den weltweiten Geldflüssen augelieferten Arbeitskräften, erzählt aber eine kraftvolle, überraschende und warmherzige Geschichte und dies trotz der Gefühle einschränkenden örtlichen Vorgaben. Was ein Sozialdrama sein könnte, bindet sich nicht an ein einziges Genre und fordert mit Handkameraufnahmen und den Musikvideos entnommenen rasanten Schnitten die Augen des Zuschauers. Die Kraft der Frau thematisiert Iwai schon in diesem frühen Werk aus dem Jahr 1996. Der deutsche Titel bezieht sich auf die Yentown genannten und von Chinesen bewohnten Vorstädte. Doch besticht der Originaltitel durch größere Nähe zu den beiden weiblichen Hauptfiguren. Sie waren erst Raupen und werden zu wunderschöne Schmetterlingen. Yentown ist ein Traum.

Geschrieben von Björn Buß