Man fragt sich ja heutzutage gerne und oft, ob überhaupt noch über Grundsätze diskutiert werden darf. Die Frage, ob Bildung in unserer (Wissens-)Gesellschaft als eine Ware gehandelt werden darf, ist unbeantwortet.

Das Argument für Gebühren ist und bleibt „Leere Kassen“. Über Verteilungsgerechtigkeit im Bundeshaushalt scheint niemand nachzudenken. Die Frage nach Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft interessiert kaum noch, haben die meisten die einkommensschwachen Familien doch schon abgeschrieben. Da hilft auch keine „sozialverträgliche“ Studiengebühr, die sich über Verschuldung des Einzelnen finanziert. In zu vielen anderen Ländern ist der starke Abschreckungseffekt durch Kredite zu beobachten. Zudem: Wer den Banken nicht kreditwürdig erscheint, wird auch nie einen bekommen. Wer ist selten kreditwürdig? Arme Leute. Nachgelagerte Studiengebühren als sozialadäquate Lösung zu bezeichnen ist nun so verblendet wie naiv. Wer mit seinem Studium im Alter von 28-30 Jahren fertig zu werden plant, muss damit rechnen, sein Studium abzubezahlen und nebenbei in zwölf Jahren so etwas wie bescheidenen Wohlstand anzuhäufen. In fast allen Berufen nimmt der Wert der eigenen Arbeitskraft in den Augen der Personalchefs ab einem Alter von 40 Jahren rapide ab. Danach sieht es trübe aus auf dem überlaufenen Arbeitsmarkt. Wenn man in die Kalkulation noch mit einbezieht, dass Deutschland schon jetzt Schlusslicht einer OECD-Studie ist, die den Zugang sozial schwacher zu höherer Bildung unter die Lupe nahm, bekommt man feuchte Augen. 63 Prozent der deutschen Studenten müssen neben dem Studium arbeiten. Deutschland unterzeichnete 1976 den „International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights“ und verpflichtete sich mit den anderen unterzeichnenden Staaten dazu, „den Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeltlichkeit, jedermann gleichermaßen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich zu machen“.
Diese Argumente, so sachlich sie sein mögen, führen in Diskussionen meist zu einer Antwort, die wieder auf Kosten und Unkosten der Universitäten abstellt. Der Grundsatz aber muss zur Debatte stehen. Kann und darf man Bildung als Ware handeln? Welchen Wert hat Gerechtigkeit für uns?

Geschrieben von Stephan Kosa