Am Freitag fand die zweite vom Kulturbeutel (radio 98eins) präsentierte Kurzfilmnacht statt – ausverkauft!
Am 15.12. hieß es wieder: Wer einen Sitzplatz ergattern möchte, muss früh erscheinen. Obgleich der Beginn der Kurzfilmnacht für 20 Uhr angesetzt war, trudelten die ersten Gäste schon anderthalb Stunden früher ein, um sich einen Platz zu sichern. Nach und nach füllte es sich, bis restlos alle Stühle besetzt waren und die Veranstalter keine weiteren Besucher mehr hineinließen, um die ?Sicherheit? nicht zu gefährden.
Damit es den früh Erschienenen nicht langweilig wurde und weil es sich natürlich auch für derartige Veranstaltungen gehört, legte der neosphaere*-Redaktionsleiter und Moderator Josef Lewe beschwingte Independent-Musik aus allen Bereichen auf: Elektronisches, Jazziges, Beatmusik, usw. Bei dem gereichten Empfangssekt und der musikalischen Untermalung war das Warten auf den Beginn dann auch sehr kurzweilig.
Pünktlich um kurz nach acht ergriff Bettina Harz vom Kulturbeutel das Mikrofon, um alle Anwesenden mit ihr spontan in den Sinn gekommenen Worten – so schien es – zu begrüßen. Nach etwa zwei Minuten kündigte sie mit dem Satz ?der erste Teil der Kurzfilmnacht beginnt jetze? den ersten Kurzfilm an. Diesem schlossen sich acht weitere Filme an, nach denen eine 20-minütige Pause angesetzt war, in der man am Buffet seinem Hunger mit Brötchen, Salat, Kuchen und Plätzchen Abhilfe leisten konnte. Nach der Stärkung ging es weiter mit den verbleibenden zehn Filmen, die ebenso wie die vorangegangenen durchwachsenen Applaus ernteten.
Für die eingereichten Kurzfilme gab es keinerlei Beschränkung – weder in Bezug auf das Alter der partizipierenden Filmer noch den Themenbereich. Bedingungen für die Teilnahme waren lediglich die maximale Dauer von zehn Minuten und das Einreichen der Filme in Form einer DVD, Mini-DVD oder CD.
Da also sowohl die Wahl des Themas als auch die Darstellungsform nicht vorgegeben war, erwartete das Publikum eine ausgedehnte Palette verschiedenster Genres. Auffallend waren hierbei die zahlreichen animierten Filme, die – wie sich bei der anschließenden Diskussion herausstellte – einfach weniger Produktionskosten verschlangen. So unterschiedlich wie die Form war dann auch die Qualität. Dem einen oder anderen Film war schon anzusehen, dass das Budget ein bisschen größer war, was sich in der Kameraführung, dem Ton und der Bildfarbe niederschlug.
Es waren sowohl offensichtlich sinnfreie als auch kritische Filme dabei, wie ?Schneewitte und die vier?. Ein Animé, der das Publikum in Gelächter ausbrechen ließ, und doch das ernste Thema ?Terrorismus? und ?Diktaturen? darstellte bzw. auf die Schippe nahm. Ein anderer zeigte den Selbstmord eines jungen Mannes, dessen Leben sich zu diesem Zeitpunkt aufgrund einer Scheidung, Verlust der Arbeit und Forderung nach dem Auszug aus seiner Wohnung an einem Tiefpunkt befindet.
Auch ein Film aus Greifswald war vertreten, der jedoch allenfalls mäßigen Beifall bekam. Diese Low-Budget-Produktion zeigte die Reise eines abgefallenen Knopfes, der seinen Weg letztlich in die Kiste einer älteren Dame findet, in der sich seine Artgenossen zuhauf tummeln.
Den Publikumspreis ernteten dann die Filmemacher Stephan Müller und Ingo Schiller, welche bereits im vergangenen Jahr als Gewinner hervorgingen, mit ihrem Kurzfilm ?Bernd und sein Leben?, der eher wie ein Musikvideo anmutete und größeren Wert auf die Bilder legte als auf tieferen Sinn. Sie waren leider nicht anwesend, um den Preis entgegen zu nehmen – im Gegensatz zu fünf anderen Filmern, die sich während der Stimmenauszählung mit Bettina Harz zu einer kleinen Talkrunde einfanden. Hier trat zutage, dass sie ihre Kurzfilme eher als Projekt betrachten, mit dem man üben könne, bis die Mittel für größere Filme zur Verfügung stünden. Leider wurde es keine ?Diskussion?, wie im Vorfeld angekündigt, da das Publikum nicht einbezogen wurde. Allerdings blieb hierfür auch keine Zeit, da der Publikumspreisgewinner schon nach weniger als zehn Minuten ?gekürt? wurde.
Insgesamt lässt sich sagen, dass auch die zweite Kurzfilmnacht ein großer Erfolg für die Initiatoren war und eine Vorfreude auf die nächste kreierte.
Geschrieben von Anne Hennies