In der Kantine des Theaters auf der Probebühne (TaP) traf moritz Sabrina Sadowska, stellvertretende Ballettdirektorin.
moritz: Tanztendenzen kurz umrissen?
Sabrina Sadowska: Tanztendenzen sind ein knapp einwöchiges Festival für zeitgenössischen Tanz. Etwa 20 junge, oft internationale Künstler werden vom Kuratorium der Tanztendenzen eingeladen und treten in Greifswald auf. Das Programm beinhaltet Tanz und Performance, Videoinstallationen, Workshops und einen Vortrag zu den aktuellen Tendenzen im zeitgenössischen Tanz.
Wer leitet die Workshops, wer geht hin?
Die Workshops werden von den Künstlern selbst geleitet, die hier auftreten. In diesem Jahr etwa von Jenny Haack und Karmit Burian. Teilnehmen kann jeder interessierte Greifswalder, unabhängig davon, ob er schon Erfahrungen mit Tanz hat oder nicht.
Welchen Anreiz haben Künstler, nach Greifswald zu kommen? Wer zahlt dafür?
Finanziert werden Tanztendenzen von unterschiedlichen Seiten. In diesem Jahr u.a. vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes M-V, vom städtischen Kulturamt, der EMAU, der LAG Soziokultur, dem Nationalen Performance Netz, der Kanadischen Botschaft, dem Institut Français Rostock und einigen Sponsoren mehr.
Ein weiterer Anreiz nach Greifswald zu kommen ist der, sich als junger Künstler so oft wie möglich zu präsentieren. Tanztendenzen sind im Nordosten des Landes das einzige Festival dieser Art.
Wo befinden sich solche Festivals noch?
Hauptsächlich in den großen bis mittelgroßen Städten. Unter anderem in Berlin, Leipzig, Düsseldorf und Bielefeld.
Warum sollte man die Veranstaltungen von Tanztendenzen wahrnehmen?
Wer sich für Tanz interessiert, kann hier die Tendenzen in der internationalen modernen Tanzszene erleben. Manche der Künstler, die Gäste unseres Festivals waren, sind wenige Jahre später sehr bekannt geworden. Auch haben wir immer wieder Deutschland-Premieren im Programm.
Welche Tendenzen ließen sich in den letzten 14 Jahren erkennen?
Während in den 90ern der Inhalt nicht im Vordergrund stand, eher Dekonstruktion und die Auseinandersetzung mehr mit Bewegung, Raum, Medien und zunehmender Digitalisierung stattfand, ist seit ungefähr 2000 ein zunehmendes Interesse an der Verarbeitung literarischer Stoffe zu erkennen. Auch wird mittlerweile vermehrt mit Live-Musik gearbeitet.
Zudem ist allgemein das Niveau gestiegen. Die freie Szene hat sich etabliert, die Künstler müssen sich anstrengen, um in die Szene zu kommen und finanzielle Zuschüsse zu erhalten. Auch in Greifswald erleben wir das.
Immer wieder haben wir richtige Perlen im Programm.
Geschrieben von Uta-Cäcilia Nabert