Martin Scorseses „Departed – Unter Feinden“
Ein Katz-und-Maus-Spiel. Massachusetts State Police gegen die Irische Mafia in Boston. Beide Institutionen schleusen verdeckt einen Mann aus ihren Reihen in die der Gegenseite ein. Wissensvorsprung ist das Ziel. Polizist Billy Cosgan und Mafiosi Colin Sullivan sind die Diener.
Die Geschichte ist nicht neu. Schon Andrew Lau und Alan Mak erzählten in „Infernal Affairs“ die Geschichte einer wechselseitigen Infiltration. Regisseur Martin Scorcese betont, keine Remake gemacht, sondern den Stoff neu interpretiert zu haben. Verwestlicht trifft es eher. Beide Seiten bemerken die undichte Stelle in ihren Reihen. Die Flüsterer werden deshalb aufeinander angesetzt. Je näher sie ihrem Feind kommen, desto größer ist der innere Druck, der durch das gefährliche Doppelleben entsteht. Die Frage der eigenen Identität und einem unabhängigen Leben beschäftigt beide Infiltranten.
Der Kinofilm verzichtet bis auf den abschließenden Kampf auf imposante Gewaltszenen. Scorcese treibt die Handlung und somit das psychologische Spiel beider Parteien voran. Dies erfordert ein aufmerksames Publikum. Auch darf sich der Thriller an einem schauspielerischen All-Star-Ensemble erfreuen. Authentisch füllen DiCaprio, Damon, Nicholson, Wahlberg, Sheen und Baldwin ihre Rollen aus. Die Verbrecher sind halt brutal, deren Jäger treten glücklicherweise ohne das übliche Heldengebahren auf.
Scorceses deutscher Stammkameramann Michael Ballhaus gelingt eine visuelle Umsetzung, die dem Original in nichts nachsteht. Für einen US-amerikanischen Unterhaltungsfilm ist das Ende ungewöhnlich. Doch stammt diese Idee aus dem fernen Osten und wurde in zwei weiteren Filmen aufgegriffen. Dreht Scorcese wohl möglich bald seine erste Fortsetzung?
Geschrieben von Verena Lilge