Aus der Rede des AStA-Vorsitzenden Alexander Gerberding zur Feierlichen Immatrikulation am 23. Oktober 2006

Noch vor einigen Monaten war unklar, ob diese traditionelle Veranstaltung im Jubiläumsjahr der Greifswalder Universität überhaupt stattfinden würde. Die Universitätsleitung hatte die Feierliche Immatrikulation wegen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 550. Geburtstag leider ausgeplant und so hat sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Organisation gewidmet und führt heute dank eines Beschlusses des Senats mit Anwesenheit von Senat und Rektorat die feierliche Veranstaltung durch.  
 
Eine gute Entscheidung

Die vom AStA organisierte Erstsemesterwoche hat Euch, liebe Erstis, schon viele Möglichkeiten aufgezeigt. Und vielleicht habt Ihr die Universität und die Stadt schon etwas kennen und schätzen gelernt. Möglicherweise habt Ihr in der zurückliegenden ersten Studienwoche auch erkannt, dass es eine gute Entscheidung war, das Studium hier in Greifswald aufzunehmen.  

Gewaltiger Ansturm

Auch in den vorherigen Jahren haben viele junge Menschen sich bewusst für Greifswald entschieden. Denn die Ernst-Moritz-Arndt-Universität ist nicht nur eine traditionsreiche Hochschule. Laut der Rede des AStA-Vorsitzenden Alexander Gerberding zur Feierlichen Immatrikulation am 23. Oktober 2006 locken innovative Studiengänge wie Biomathematik oder die Konzeption des Bachelor of Arts viele Studierende sowie Dozentinnen und Dozenten hierher. Trotz des gewaltigen Ansturms in den vergangenen Jahren und den in vielen Fächern bereits ausgeschöpften Kapazitäten – mittlerweile haben fast alle Fächer einen numerus clausus – steht die Universität nach wie vor für kurze Wege und einen persönlichen Kontakt zwischen Lehrenden und Forschenden auf der einen und Studierenden auf der anderen Seite.  
 
Langfristiger Wegfall

Auch gesellschaftliche und vor allem politische Entwicklungen gehen an Universitäten nicht vorbei. So wird in den nächsten elf Jahren ein Stellenabbau in der Größenordnung von etwa 200 Stellen auf die Greifswalder alma mater zukommen. Hier haben die Kurzsichtigkeit der Landesregierung der gerade zu Ende gegangenen Legislatur dazu geführt, dass etliche Studiengänge und -angebote  weggefallen sind oder wegfallen werden, wie faktisch das Lehramt und mehrere Fächer der Philosophischen Fakultät. Auch eine sich nicht gerade aktiv widersetzende Hochschulleitung hat ihr Übriges dazu getan. Hoffen wir gemeinsam, dass in den kommenden Jahren die Hochschulpolitik den Rang zugewiesen bekommt, der ihr angemessen ist und die Hochschulen dieses Landes die Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, die sie für Lehre und Forschung, aber auch für Bewirtschaftungskosten benötigen.
 
Verantwortung übernehmen
 
Auch aus persönlicher Erfahrung möchte ich empfehlen, ohne Scheuklappen zu studieren und sich auch einmal links und rechts des eingeschlagenen Weges umzusehen: Das kann innerhalb der Universität und des Studiums der Besuch fachfremder Lehrveranstaltungen oder die Teilnahme an Sport- und Sprachkursen sein.  Das kann aber auch heißen, sich als aktives Mitglied der Gesellschaft politisch oder ehrenamtlich zu betätigen: Übernehmt Verantwortung für euch selbst, für eure Kommilitonen,  in der Universität und ganz allgemein für die Gesellschaft. Arbeitet nicht einfach das Pflichtprogramm ab, sondern versucht euch an der Beteiligung wissenschaftlicher oder künstlerischer Projektarbeiten oder Wettbewerbe. Engagiert euch auch in den Gremien der akademischen und studentischen Selbstverwaltung und gestaltet die Entwicklung der Hochschule mit. Bringt euch ein mit Ideenreichtum und jugendlicher Unbekümmertheit. Seid selbstbewusste, selbstständig denkende, fragende und kritische Studierende!  
 
Einer für alle

Der Allgemeine Studierendenausschuss AStA, eine Art Gewerkschaft der Studierenden, besteht derzeit aus einem 16-köpfigen Team, dass mit und für euch kämpft – gegen Kürzungen, für ein qualitativ hochwertiges Studium und derzeit und demnächst gegen die Einführung von Studiengebühren, die offensichtlich in diesem Bundesland auch von den Sozialdemokraten in Erwägung gezogen werden. Wir vom AStA bieten euch Hilfe und Unterstützung zu BAföG und Jobs, bei Fragen zum Wohngeld, zur GEZ und suchen mit euch nach Lösungen bei Studienproblemen. Daneben vertreten wir die hochschulpolitischen Interessen aller Studierenden innerhalb der Universität und gegenüber der Landesregierung. Darum engagiert euch aktiv in der universitären Selbstverwaltung. Mitte Januar finden die Wahlen der studentischen Vertreter in den akademischen Gremien und die Wahl zum Studierendenparlament statt.
 
Nicht ohne Dank

Wenn ich vom Engagement in der studentischen Selbstverwaltung spreche, möchte ich noch einen Dank aussprechen: Mein Dank gilt den AStA-Referenten, vor allem unserer Erstsemesterreferentin Franziska Lenk, für die Organisation der Erstsemesterwoche und dieser Veranstaltung, und ebenso den anderen Beteiligten, die dabei geholfen haben. Sie alle haben zum wiederholten Erfolg der Erstsemesterwoche
beigetragen und euch, liebe Erstis, zusammen mit euren Tutorinnen und Tutoren mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement wäre die Woche nicht möglich gewesen.  
 
Auch zu euch, liebe Erstis, zum Schluss noch ein paar kurze Sätze:
Entdeckt und genießt diesen neuen Lebensabschnitt, einen zweiten dieser Art gibt es wahrscheinlich
nicht! Ich wünsche euch ein erfolgreiches Studium an dieser feinen Universität in dieser schönen Stadt Greifswald. In diesem Sinne: Alles Gute für eure Zeit an unserer Universität.  

Geschrieben von Alexander Gerberding