Die Universität Greifswald hat etwas, das außer ihr nur die Hochschulen in München und Würzburg vorweisen können: einen Universitäts-forstmeister. In Greifswald heißt dieser Wolfgang von Diest und ist für all das verantwortlich, was im Zusammenhang mit dem Universitätsforst steht. Zu ihrem Wald kam die Alma mater bereits im 16. Jahrhundert, als ihr der Pommernherzog Bogislaw XIV. eine große Menge Landes vermachte.
Diesen kostbaren Besitz zu pflegen und in angemessenem Maße zu nutzen, ist seit 1998 die Aufgabe von Diests. Am zweiten Mai hatte er seinen ersten Arbeitstag in der Hansestadt, an den sich der studierte Forstwissenschaftler noch gut erinnern kann: „Zu Anfang gab es hier nichts außer ein paar Aktenordnern.“ Zunächst musste eine Miniverwaltung aufgebaut und zwei Revierförster eingestellt werden um das 3200 Hektar große Gebiet zu kontrollieren. In den ersten Jahren verbrachte von Diest selbst etwa sechzig Prozent seiner Arbeitszeit „draußen“. „Das war meine schönste Zeit“, sagt er. Heute verbringt er gerade noch fünf Prozent seiner Zeit im Wald.
Zu vielfältig sind die Aufgaben geworden, mit denen sich der 45-jährige befassen muss: er erstellt Abschusspläne für die Jagdsaison, plant, wie viele Bäume gefällt und wo sie wieder aufgeforstet werden, beobachtet den Holzmarkt, und und und. „Ich versuche, sowohl die Ökonomie als auch Ökologie im Blick zu behalten“, fasst der Forstmeister seine Aufgaben selbst zusammen.
Das Forsthandwerk wurde dem gebürtigen Lüneburger bereits in die Wiege gelegt. Schon sein Vater war Revierförster im Emsland und so verschlug es den Sohn nach dem Abitur zum Studium nach Göttingen. Nachdem er fünf Jahre für die Treuhand in Berlin gearbeitet hatte, erfuhr er von der Stellenausschreibung der Universität. „Ich kannte Greifswald vorher nur touristisch. Mit meiner Familie hatte ich mal Urlaub in Lubmin gemacht“, berichtet von Diest von seinem ersten Kontakt mit der Hansestadt. Der Familie gefiel es am Bodden und so zog man her. „Der Zufall hat es gut mit uns gemeint“, sagt von Diest zurückblickend.
2002 gab es dann sogar noch Familienzuwachs. Dackelrüde Quax zog bei den von Diests ein. Seitdem sind Herr und Hund unzertrennlich. Arbeitet das Herrchen im Büro, macht es sich Quax in seinem Körbchen bequem, doch sobald es in den Wald geht, ist der Vierjährige hellwach. „Einmal haben wir eine verwundete Sau über mehr als vier Kilometer verfolgt“, berichtet von Diest. „Ohne Quax hätte ich sie nie gefunden.“
Wenn er so erzählt, gerät Wolfgang von Diest ins Schwärmen. Der Wald ist sein Leben und das färbt ab. „Mein Sohn hat schon gesagt, dass er auch Forstmann werden möchte. Er ist dreizehn.“
Geschrieben von Kai Doering