Die Folgen der Schließung des Instituts für Sportwissenschaft zeigen sich bereits: Sporthallen werden verkauft, Sportgeräte verrotten.
Was wird eigentlich aus dem Hochschulsport, wenn das Sportinstitut endgültig schließt? Das in den dynamischen Prozessen unserer Universität nicht mit einer klaren Antwort zu rechnen war, überrascht nicht. Dass aber bisher offenbar noch niemand diese Frage gestellt hat, jedoch schon. Faktisch ist der Hochschulsport nämlich ein integrierter Teil des seit 2003 vorläufig geschlossenen Sportinstituts. Wenn im Wintersemester 07/08 der letzte Sportstudent die Universität verlässt, geht nach dem jetzigen Stand auch im Hochschulsport das Licht aus. Veränderung ist also nötig. Jedoch: „Bisher hat mich noch nicht mal jemand zu einem Gespräch eingeladen“, sagt Dr. Eckard Schielke, Beauftragter für den Hochschulsport.
Die formale Veränderung des Hochschulsports in eine eigenständige Einrichtung ist jedoch das geringste Problem. Vieles andere steht derzeit auf dem Spiel.
Problemfeld 1 – Gebäude
Die Schließung der Sporthalle in der Stralsunder Straße erwartet Schielke für Ende 2007. Das Gebäude in der Falladastraße 20 soll auf jeden Fall verkauft werden. Über das Hauptgebäude der Sportwissenschaft wurde noch nicht entschieden. Für den dahinter liegenden Sportplatz, so heißt es in der Stadtverwaltung, gibt es bereits Interessenten, die dort Einfamilienhäuser errichten wollen. Das im Winter nicht beheizbare Ruderhaus müsste für die Holzboote dringend aufgerüstet werden. Auch die Judo-Halle ist in einem desolaten Zustand. „Was Schwerin direkt überweist, reicht gerade aus, um die Mieten für externe Sporthallen zu zahlen, da wir viel zu wenig eigene Räume haben“, meint Schielke. Müssten in Zukunft alle Räume angemietet werden, würde dies sowohl die Kurskosten explodieren lassen, als auch das Angebot verkleinern. Erste Anzeichen gibt es bereits: gerade erst wurde der letzte Hausmeister versetzt. Wer nun die Sporträume verschließt, Bälle kontrolliert und den technischen Service leistet ist noch völlig unklar.
Problemfeld 2 – fehlende Sportstudenten
Stolz weißt Eckard Schielke auf die Statistik: im vergangen Semester waren über 3.000 Studenten und Mitarbeiter im Hochschulsport aktiv – so viel wie nie zuvor. Die über 120 Honorarkräfte, die die vielen Kurse leiteten waren bisher jedoch zu 20 bis 25 Prozent Sportstudenten, die sehr flexibel einsetzbar gewesen sind. In der Zukunft muss daher mehr in die Anwerbung von Kursleitern investiert werden.
Problemfeld 3 – Sportgeräte verschleißen
„Bekenntnis zum Hochschulsport ist das eine, die materielle Basis das andere“. Der Hochschulsport lebt und arbeitet seit Gründung 1990 nicht nur mit den Studenten und Gebäuden des Sportinstituts, sondern auch mit deren Sportgeräten. Schon jetzt wurde der Etat für Neuanschaffungen von Sportgeräten auf 6.000 Euro reduziert. Und es ist unmöglich, davon den Bestand an Fußbällen, Turnmatten, geschweige denn an Ruder- und Segelbooten zu erhalten. Doch auch dieser kleine Etat droht mit der Schließung der Sportwissenschaft ersatzlos wegzubrechen. Der Hochschulsport wäre dann von Schenkungen abhängig.
Problemfeld 4 – Visionen ausgeträumt
Am meisten fehlt im Moment Planungssicherheit. Solange die nicht herrscht, können Projekte und Ideen erst gar nicht angegangen werden. Dr. Eckard Schielke will nicht nur den Status Quo retten, sondern hat ambitionierte Pläne: er will die Universität Greifswald zur „Partnerhochschule des Leistungssport“ ausbauen und damit bundesweit für Talente werben, „so wie das in Amerika gang und gebe ist“. Den Hochschulsport will er in ein „Sport- und Gesundheitszentrum“ umbauen, dass allen Instituten etwas anbieten kann, Zusatzqualifizierungs-angebote, z.B. für Theologen und Lehrämter, die mit jungen Menschen zu tun haben. Mediziner könnten gesundheitsfördernde Angebote entwickeln, Psychologen eine Gesundheitswoche zur Stressbewältigung konzipieren. Angehende Betriebswirte vermarkten Touristen in den Semesterferien Angebote für Sporthallen und Segelboote der Universität und erarbeiten Strategien für Sponsoring und Marketing. „Wir könnten viele Drittmittel einwerben“, meint der Hochschulsport-Beauftragte. Das Team des Hochschulsports hat noch viele Ideen, wartet jedoch zunächst darauf, was die Universitätsleitung vom aktuellen Bestand überhaupt erhalten will.
Der Unisport trägt viel zur Außenwirkung bei, ist man sich hier sicher. Auf der Website des Sportinstituts zählte man 79.539 Zugriffe aus Deutschland. Die restlichen 6.000 kamen aus 82 anderen Staaten rund um den Globus. Eckhard Schielke: „Stellen Sie sich vor, es gäbe hier am Meer nicht die Möglichkeit, segeln zu lernen. – Was wäre das für eine Universität?“
Geschrieben von Sebastian Jabbusch