Kampf dem Diebstahl von Fahrrädern
Wird nach dem preisgünstigsten und umweltfreundlichsten Nahverkehrsmittel gefragt, führt das Fahrrad die Rangliste der Antworten an. Jedenfalls in einer von der Einwohnerzahl kleinen Stadt wie Greifswald. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Taktfrequenz, dem Preis-Leistungs-Verhältnis und der Geschwindigkeit nach verbesserungswürdig. Im Berufsverkehr gewinnt der Radfahrer das Rennen gegen den Busfahrer. Nicht nur Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität schätzen diese Vorteile. Auch Dozenten treten in die Pedalen. Die Suche nach einem Parkplatz für das eigene Auto entfällt, ein Stellplatz ist schnell gefunden. Doch Obacht: nicht überall darf man sein Velo hinstellen bzw. anlehnen!
Sicherung
Der Besuch einer Lehrveranstaltung, abendliche Aktivitäten, … – Gründe gibt es genug, sich in Greifswald fortzubewegen. Hat man sich nun per Radel von A nach B bewegt und dieses barrierefrei abgestellt, gilt dennoch: vorbeugend abschließen! „Das Fahrrad sollte am besten an einen festen Gegenstand, wie einem Laternenmast oder Fahrradständer, angeschlossen werden“, sagt Kriminalhauptmeister Roland Käding von der Polizeiinspektion Greifswald. Ungeeignet zur Sicherung seines Eigentums sind Schlösser, die lediglich die Räder blockieren und dünne Kabel- sowie Bügelschlösser. Für Diebe stellen diese kein Hindernis dar.
Obwohl man sein zweirädiges Gefährt mit einem guten Fahrradschloss an einen Gegenstand anschliesst, kann dies trotzdem entwendet werden. „Jeder Fahrradbesitzer sollte sich die wichtigsten Informationen wie Rahmennummer, Farbe und Model notieren“, sagt Käding. Diese Informationen sind bei der Aufklärung sehr hilfreich. „Wir finden viele Fahrräder, die wir aber der Anzeige nach nicht genau zuordnen können“, bedauert Käding. Da Bestohlene nicht alle zur genauen Identifikation nötigen Informationen wissen, tritt dieses Problem auf. Wer kann schon nach der Auskunft „Mir wurde ein blaues Damenrad gestohlen” den Sachverhalt aufklären?
Heute schon codiert?
Besonders hilfreich ist neben der vorhandenen Rahmennummer für die Wiedererkennung eine zusätzliche Codierung am Fahrradrahmen.Der Präventionsrat der Hansestadt Greifswald ermöglicht die kostenlose Anbringung der Codiernummer. Dies dauert nur etwa fünf Minuten und ist im Foyer der Mensa von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 9 bis 17 Uhr möglich. Mitzubringen sind der Eigentumsnachweis über den rechtmäßigen Besitz und der Personalausweis. Über diese Kennzeichnung ist die Wohnanschrift des Eigentümers erkenntlich. Der Code besteht aus dem örtlichen Kraftfahrzeugkennzeichen, dem Gemeinde- und Straßenschlüssel, der Hausnummer und den Initialen des Besitzers. „Codierte Fahrräder werden seltener gestohlen als Uncodierte und können auch leichert identifiziert werden”, freut sich Käding.
Auch der Greifswalder Fahrradfachhandel führt die diebstahlabschreckende Kennzeichnung durch.
Eigentumsübertragung
Bei Routinekontrollen entdeckt die Polizei regelmäßig als gestohlen gemeldete Drahtesel. Werden die Fahrer befragt, beteuern diese der Eigentümer des Rades zu sein. Sie hätten es für wenig Geld von einem Bekannten erworben. In diesem Moment glaubhaft nachzuweisen, ein Käufer und kein Dieb zu sein, ist am besten durch einen Kaufvertrag möglich. Dieser muss auf jeden Fall den Namen des Verkäufers enthalten und über dessen Eigentumsnachweis sollte sich vergewissert werden. Am besten, man läßt sich den Personalausweis zeigen. „Mit einem Kaufvertrag ist man auf der sicheren Seite”, sagt Käding.
Statistisch
Im Jahr 2004 wurden insgesamt 1433 Fahrräder bei der örtlichen Polizei als gestohlen gemeldet. Es gibt ungefähr 40.000 Velos in der Stadt am Ryck. Die meisten Diebstähle ereignen sich in der Greifswalder Innenstadt. Vor allem in der Nähe der Dompassage in der Langen Straße und an der Mensa am Schießwall werden Fahrräder entwendet. „Die Diebstähle an der Universitätsbibliothek am Berthold-Beitz-Platz sind dagegen in den letzten Jahren zurückgegangen“, berichtet Käding weiter.
Ende der Neunziger Jahre war die Hansestadt Greifswald im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern die Hochburg des Fahrraddiebstahls. Im Spitzenjahr 1997 wurden 2772 Fahrräder gestohlen. Die Aufklärungsquote lag da allerdings nur bei 1,8 Prozent. Seitdem steht der Kampf gegen den Diebstahl von Drahteseln auf der Prioritätenliste der Polizei ganz oben. Die nun intensiveren Bemühungen, wie vermehrte Kontrollen, zeigen seit dem Jahr 2000 ihre Wirkung: Die Anzahl der angezeigten Verbrechen sank stark und die Aufklärungsquote stieg auf über zehn Prozent.
„Leider herrscht bei Fahrraddiebstählen ein geringes Unrechtsbewusstsein“, entnimmt Käding den Gesprächen mit gefassten Dieben. Fahrraddiebstahl ist aber kein Kavaliersdelikt und wird durch das Strafgesetzbuch in den Paragraphen 242 und 243 geregelt. „Fahrraddiebstahl ist Teil der Beschaffungskriminalität für Drogen und Konsumgüter“, erinnert Käding.
In diesem Jahr stellt die Greifswalder Polizei schon 66 Velos sicher, die eindeutig einer Straftat zuzuordnen sind, da bei der Anzeige des Diebstahls die Rahmennummer bekannt war. Aber auch in anderen deutschen Städten werden Drahtesel gefunden, die in Greifswald als gestohlen gemeldet wurden.
Geschrieben von Björn Buß