In die Reihe der Gratulanten an Koeppens Wiege und Bahre gesellt sich im Jubiläumsjahr auch das Theater Vorpommern. Mit der Uraufführung des für die Bühne eingerichteten Romans „Das Treibhaus“ erweist es dem Greifswalder Ehrenbürger und –doktor die Ehre und legt besonderen Wert auf die politische Dimension seines Schaffen.
Zwischen Wiederaufbau und Restauration öffnet sich für den Abgeordneten Keetenheuve Anfang der 50er Jahre in der BRD die Kluft an hohen moralischen Ansprüchen und der eigenen Unfähigkeit zum Handeln. Innerhalb einer Gesellschaft, die die Humanität durch Orientierung am Profit zerstört, sieht der im privaten und öffentlichen Leben gescheiterte Politiker im Suizid seinen letzten heroischen Abgang. Die Inszenierung von Michael Baumgarten versucht die dramatischen Strukturen des Romans, viel mehr noch die sinnliche, klangvolle Sprache für die Bühne behutsam freizulegen. Ob Keetenheuve sich allein als ein moralischer Hamlet der frühen 50er Jahre vermarkten lässt, mag letztlich an Koeppens vielschichtiger Sprache gemessen werden.
Geschrieben von Uwe Roßner