Der Stil des norwegischen Schriftstellers Jon Fosse ist gewöhnungsbedürftig. Ramuald Karmakar wagt mit der filmischen Adaption von Fosses Bühnenstück „Die Nacht singt ihre Lieder“ viel.

Innerhalb von 95 Minuten reibt sich ein junges Paar (Anne Ratte-Polle, Frank Giering) hart aneinander, spricht von Stagnation der Beziehung, den Schwiegereltern, den gemeinsamen Kind und Trennung. Karmakar will unter Verzicht großer filmischer Grammatik nicht unterhalten oder entspannen und bleibt zugleich eng an der bisweilen an Fosses statisch-monologisierender Sprache. Die Grenze zwischen eingeübter Rolle und verfahrenem Leben zweier Partner verwischt.
Der soziale Sprengstoff löst sich in dem beliebig gehaltenen Wohnzimmer nicht. Die Menschen schweigen. Die Stille spricht.
„Ich fand es interessant, eine Liebes-geschichte von jungen Menschen zu erzählen, die nicht glücklich endet“, so Karmakar in einem Gespräch. Nur ungefähr leuchtet alles auf. Die Sätze wiederholen sich, reiben sich in ihrer eigenen Bedeutung und die Ehe des erfolglosen Schriftstellers und seiner ungeduldigen Frau gerät trotz auszerrender Wortgefechte allmählich aus den Fugen. Ja, es tut weh, wenn dann die Augen in der Nacht groß glänzen. Ungewohnt weh.

Geschrieben von Uwe Roßner