Wer hätte es gedacht: nach fünf Jahren Pause und diversen Nebenprojekten der Bandmitglieder melden sich Tool wieder zurück. Und wie! Die 2001er-Scheibe „Lateralus“ galt vielen als der Höhepunkt der Band – sowohl schöpferisch als auch finanziell. Trotz ihrer zunächst befremdlich anmutenden und schwer ins Ohr gehenden Musik schafften sie es mit ihren Titeln sogar auf Spitzenplätze der europäischen und US-amerikanischen Charts, die bekannterweise ja eher easy-listening-dominiert sind.
Mit dem neuen Album „10000 Days“ sollte Tool dies wieder gelingen, denn – und das ist die zweite Überraschung – Maynard James Keenan und seine Kollegen halten das hohe Niveau der Vorgängerplatten. Die insgesamt 11 Songs sind sehr gut produzierte Perlen der Gitarren- und Perkussionshochkultur, tooltypisch sehr komplex und mehrerer Durchläufe bedürftig.
„Vicarious“ ist die Overtüre zu einer Reise durch ihre Klangwelt, in der wieder alle Register gezogen werden. „Wings for Marie (Pt.1)“ und „10000 Days (Pt. 2)“ sind die ersten Höhepunkte der Platte. Etwas später folgt mit „The Pot“ eines der eingängigeren Stücke der CD. Das fulminante Ende markiert „Right in two“, flankiert vom rätselhaften „Viginti Tres“. Dass bei Tool nichts dem Zufall überlassen wird, merkt man nicht nur an den brilliant gespielten Stücken, sondern auch an der Aufmachung der CD. Gitarrist Adam Jones höchstpersönlich gestaltete wie schon bei den anderen Veröffentlichungen ein aufwändiges Artwork für das Booklet; ein Booklet, das diesen Namen auch verdient.
Soll man dieses Album nun empfehlen oder nicht? Wer Tool-Fan ist, hat es sowieso längst. Aber auch die anderen Leute, die eine Schwäche für die härterte Gangart haben, sollten zwecks Probehören den Weg zum Musikalienhandel ihres Vertrauens ruhig einschlagen und sich auf das bandgewordene Rätsel Tool einlassen.
Geschrieben von Robert Heinze