Haydns „Schöpfung“ ergriff
Hallte noch eben der herrliche Schlusschor mit „Singet dem Herrn alle Stimmen!“ durch das Kirchenschiff von St. Jacobi, so füllte ihn anschließend rauschender Applaus.
Rasch war sich die bunt gemischte Zuhörerschaft einig: Die Aufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn durch den Universitätschor und die Kammersymphonie Greifswald unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Harald Braun am 14. Januar stellte eine beachtliche Leistung dar. Früh fand sich das große Publikum ein, um noch einen guten Platz zu ergattern. Dem-entsprechend rasch waren dann auch die Sitzgelegenheiten vergeben, gespannt auf die gut zweistündige Aufführung.
„Die Schöpfung“ ist nicht das erste Ora-torium Joseph Haydns (1732-1809). Bereits 1775 fand die mit bescheidenem Erfolg beschiedene Uraufführung von „Il ritorno di Tobia“, einem Jugendwerk, das sich stark an den damals vorherrschenden Oratorienstil anlehnte, statt. Anders als bei jenem schlägt der Einfluss Georg Friedrich Händels in der „Schöpfung“ zu Buche. Bereits in Esterházy und Wien lernte Haydn Händels Musik kennen. Während der Londoner Jahre wuchs sein Interesse daran weiter. Baron van Swieten bewegte den Komponisten nach der Übertragung von John Miltons „Verlorenem Paradies“ ins Deutsche zur folgenden dreijährigem Arbeit am Tonwerk.
Seit den ersten privaten, später dann auch öffentlichen Aufführungen genoss „Die Schöpfung“ eine erhebliche Zustimmung und brachte Haydn zu immer neuen Ehren. Im Zuge ihres Erfolgs gründeten sich immer mehr Chöre und Musikinstitute. Musikgeschichtlich folgenschwer war zudem das Durchsetzen einer deutschen Oratorienschule, die der italienischen ebenbürtig wurde. Allerdings geschah dies nur durch die geweckte Neugier an Händels Werken.
Mit großem Jubel dankten der Uni-versitätschor, die Kammersymphonie und die Solisten Gott für die Schaffung von Licht und Finsternis, Land und Meer, Tieren und Pflanzen und den Menschen. Wunderbar stiegen Sonne und Mond im zwölften Rezitativ von Erzengel Uriel empor, lieblich vereint sangen Adam und Eva „Mit dir erhöht sich jede Freude“ und einem etwas vorsichtigen Orchesterfortissimo schied sich nach der musikalischen Darstellung des Chaos das Licht von der Finsternis. Gut aufgelegte Solisten, im Tone manchmal vielleicht etwas dünn, ein prächtiger Chor und ein waches Orchester kredenzten Haydns Meisterwerk anrührend. Ein Semester Arbeit ging damit erfolgreich zu Ende. Für die Festveranstaltung zum Universitätsju-biläum am 17. Oktober ist Mozarts Krönungsmesse geplant. Eine gute Visitenkarte dafür wurde erbracht. Gratulation.
Geschrieben von Uwe Roßner