Von Italien nach Serbien, Deutschland und Lettland
In der letzten Ausgabe…
Vom sonnigen Trento in Norditalien aus, sind wir weiter nach Novi Sad in Serbien- Montenegro gereist, um auch dort für unsere Uni zu werben. Doch zuerst der entspanntere Teil.
Trotz Weinverköstigung am Vormittag und Freibier am Abend ist der Tag noch nicht zu Ende. Weiter geht´s mit dem Bus in einen Club, wo wir zu orientalisch anmutender Musik die Hüfte schwingen. Ich kaufe mir eine Cola mit Alkohol und bezahle für Alkohol mit Cola 180 Dinar – das sind ein bisschen mehr als 2 Euro. Später unterhalte ich mich mit dem Freund von Nataša, der von Deutschland weiß, dass viele Menschen bei den Wahlen die NPD gewählt haben und Deutschland ein großes Leistungspotenzial hätte, wenn man die Sache „richtig anpackt“.
Am nächsten Tag schleppen wir uns zum Frühstück ins Rektorat der Uni in Novi Sad. Eine Stunde später sind wir an einer Diskussion beteiligt zwischen einem Vertreter der Europäischen Kommission in Serbien und der Uni-Leitung über die EU und ihre Grenzen und Möglichkeiten. Danach haben wir einen VIP-Empfang beim Präsidenten der Region – Bojan Pajtic. Ein Kamerateam ist dabei und ein Butler sagt uns, wie wir uns benehmen müssen. Aufstehen, Hand schütteln, Name und Land nennen, hinsetzen und lächeln. Als dann der Präsident eintritt und die Begrüßungsformalitäten beendet sind, erzählt er uns einiges über das Land. Zwischen den Zeilen hört man großes Interesse an den westlichen Staaten heraus. Derweil bringen uns Butler Gebäck, Küchlein, Blätterteigtaschen und Getränke. Danach sind wir mit Fragen dran. Eine Stunde später gehe ich mit Julia durch die Stadt. Hier wechseln sich Stalinbauten mit modernen Bürohäusern ab – auch die Preise in den Läden sind sehr „modern“. Beim Abendessen bringt mir Zac einen portugiesischen Werbejingle bei und Marie aus Belgien sucht verzweifelt nach der Melodie eines deutschen Kinderliedes. Was sie meint ist „Frau Holle“.
Panikmache und fast 36 Stunden ohne Schlaf
Doch lange können wir uns nicht aufhalten. Die Reise geht weiter. Abends verabschieden wir uns von Novi Sad und fahren mit dem Zug im Schlafwagen Richtung Budapest, von wo aus unser Flieger nach Berlin geht. Doch die fünf Stunden Fahrt dahin, sind die nervenaufreibensten Stunden der ganzen Tour. Im Wagen warnt uns die Servicedame ausdrücklich vor Dieben an der ungarischen Grenze. Sie gibt uns die Anweisungen, niemandem in ihrer Abwesenheit die Tür zu öffnen, auf den unter den Decken versteckten Taschen zu schlafen, die Wertsachen direkt in die Hand zu nehmen, auf keinen Fall die Fenster zu öffnen und die Tür fest zu verriegeln. Ich mache mich auf eine Fahrt voller Gefahren bereit. Die vier Ausweiskontrollen überstehe ich nur durch ständiges Kontrollieren meiner Wertsachen und als wir um fünf Uhr in Budapest aussteigen, fühlen wir uns wie gerädert. Natürlich ist niemanden irgendetwas passiert. Trotzdem, die Sightseeingtour durch Budapest unter diesen Umständen und vor allem um diese Uhrzeit ist zuviel des Guten. Um neun Uhr putzen wir uns die Zähne in einem Hotel und können endlich ausgiebig frühstücken.
Wir diskutieren über Studiengebühren und darüber, dass man in Örebro 700 Euro Studienunterstützung pro Monat bekommt, die man zu 50 Prozent zurückzahlen muss.
Am Flughafen läuft alles wie gewohnt. Jedenfalls denke ich das. Bis ich mich mit zwei Polizisten in einem separaten Raum befinde und ihnen mein Gepäck präsentieren muss. Das verdächtige, orange Ding, das sie auf dem Monitor sehen, ist letztendlich mein Fön und keine Waffe. Was für ein aufregender Tag. Auch im Flugzeug nach Berlin ist an Schlaf nicht zu denken und so landen wir erschöpft in Deutschlands Hauptstadt.
Prof. Erhardt, Organisator der Tour, begrüßt uns und führt uns in die Jugendherberge, die wie eine Kulisse für GZSZ aussieht. Abendessen gibt’s dann in einem Restaurant in der Nähe der Humboldt-Uni, bevor wir dann endlich schlafen dürfen.
Nach neun Stunden Schlaf fühle ich mich wie neugeboren. Passend dazu scheint die Sonne und es ist warm. Deshalb nutzen wir das Wetter, einige erkunden die Stadt und andere gehen Shoppen. Spätnachmittags treffen wir uns am Flughafen wieder. Und alle berichten von einem tollen Tag in einer beeindruckenden Stadt. Der Flug geht nach Riga, wo wir eine Stunde Zeitverschiebung haben. Befreit applaudieren wir nach der unsanften Landung und dem schaukeligen Flug.
Unsere Unterkunft ist zwar mitten in der Innenstadt, aber die Zimmer erinnern trotzdem stark an den Warschauer Pakt, vor allem die Duschen lassen zu Wünschen übrig. Aber die Umgebung, die Stadt und das Programm werten das Ganze wieder auf. Wir essen lecker zu Abend in einem jugendlich-modernen Selbstbedienungsrestaurant und lassen den Tag ausklingen – wie soll’s anders sein – in einem Club. Hier ist auch das Bier so billig wie nirgends.
Die schönste Stadt des Nordens
Das Frühstück am nächsten Tag gibt es in der Uni und auf dem Weg dahin und auch hinterher bekommen wir einiges von der wunderschönen Stadt zusehen. Gebäude wechseln sich in ihren Baustilen ab, stehen in Einklang mit den hanseatischen Häusern der Altstadt und harmonieren mit den gepflegten Parkanlagen, in denen man überwiegend junge Menschen trifft. Und auch die Uni steht diesem positiven Eindruck in nichts nach. Lange Korridore, eine riesige Festtagshalle, bemalte Fenster und renovierte, großzügig gestaltete Räume machen den Gang durch die Uni zu einem Gang durch ein Museum.
Nach dem Mittagessen hören wir uns in der Festtagshalle den Vortrag über die Uni und Campus Europae an. Auch danach strömen massenhaft Studenten zu uns an die Stände, die meisten interessieren sich für unsere Masterstudiengänge. Doch danach ist es Zeit für die Saunaparty.
Mit eingezogenen Bäuchen und „swimming-dress“ stehen wir im Keller eines Hotels, das aus einer großen Sauna, einem Pool und einem Ruheraum besteht. Der Ruheraum wird kurzerhand zum Partyraum umfunktioniert, wo man sich nach einer Sauna-Pool-Session mit Alkohol und belegten Broten erholen kann. Nebenbei läuft Partymusik vom PC. Wir machen die Erfahrung, dass Alkohol und Sauna keine gute Mischung ist. Schon nach zwei Stunden sind wir fix und fertig. Wir hätten es wie die lettischen Geschäftsleute machen sollen, die zuerst ihren Feierabend feiern und zum Schluss in die Sauna gehen. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Beim „chillen“ fragt mich Zac, was „attention“ auf Deutsch heißt, und sein „Achtung“ klingt wie ein Niesen: „Aschtung“.
Der Abschied naht
Nach einer sehr langen Nacht und nur wenig Schlaf, kommen wir mittags mit dem Flieger in Hamburg an, von wo uns der CE-Koordinator von Hamburg zu unserer Unterkunft bringt. In der Jugendherberge teilen wir uns vier Bäder mit zahlreichen Vierzehnjährigen, die gerade auf Klassenfahrt sind. Mit Zucht und Strenge macht uns die Hausherrin auf die Hausregeln aufmerksam und ignoriert hartnäckig den Fakt, dass wir Studenten sind. Klischee des „disziplinierten Deutschen“ be-stätigt, denke ich mir und bin selbst peinlich berührt. Die dringend notwendige Dusche, bevor wir aufbrechen müssen, wird verhindert durch pubertäre Mädchen in Mini-röcken, die sich stundenlang im Bad schminken müssen. Kein guter Tag heute.
Der traurige Höhepunkt des Tages folgt allerdings noch, als wir kurze Zeit später in einem frisch renovierten Raum sitzen und tatsächlich die Frage beantworten müssen, ob der Vortrag in Deutsch gehalten werden soll, oder ob doch alle Englisch können. Hier scheint niemand das Wort „global language“ zu kennen. Die Präsentation ist dann nur noch ein formeller Akt für die anwesenden Professoren im Raum. Abends feiern wir den Geburtstag von Nils, der eigens dafür im Gewölbekeller einen Tisch und Bier aus dem Fass gemietet hat.
Mit dem Bewusstsein, dass der Abschied naht und sich unsere Wege trennen werden, feiern wir noch ein letztes Mal ausgelassen. Wir stehen auf den Bänken und singen „Que sera“, während uns Gäste an anderen Bänken mit deutschen Seemannsliedern zu „übersingen“ versuchen. Aber gegen 26 Mann aus 14 Ländern in Partylaune sind sie machtlos.
Am nächsten Tag stehen keine Termine an, sodass wir Zeit zum Erholen haben. Am Abend besprechen wir die Zukunft von Campus Europae und wir beschließen, uns mit einer PowerPoint-Präsentation bei den Verantwortlichen aus Luxemburg für die einmalige Tour zu bedanken.
Vier von uns machen deshalb die Nacht durch und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Dann treten wir unsere letzte gemeinsame Fahrt im Zug Richtung Luxemburg an. Die Stimmung ist gedrückt, Adressen und andere persönliche Daten werden ausgetauscht, wir singen unzählige Male unsere neue Hymne „Campus Europae olé olé“ und erinnern uns noch mal an die tollen Tage.
Die gediegene Abschlussfeier in Luxemburg zusammen mit „group1“ und den Organisatoren ist ein trauriges Ereignis.
Nach tränenreichen Abschieden am nächsten Morgen verlässt die „German delegation“ mit zahlreichen unvergesslichen Erlebnissen, neuen Freunden und Erfahrungen aber auch mit der Vorfreude auf das eigene Bett Luxemburg.
So endet die „Tour d´Europe 2005“.
Auch wenn es mehr nach Vergnügen und Party aussah, war die Tour mit viel Arbeit und Stress verbunden, aber unbestritten bleibt, dass Campus Europae jedem Studenten diese unbezahlbaren Erfahrungen in einer der 15 teilnehmenden Städte ermöglichen kann.
Geschrieben von Katarina Sass