Rektor Rainer Westermann über das Uni-Jubiläum, den neuen Internet-Auftritt und die Gespräche mit den Rektoratsbesetzern

moritz: 2006 – ein bewegendes Jahr. Worauf freuen Sie sich als Rektor?

Rainer Westermann: Auf Weihnachten.

Aber doch auch auf das Uni-Jubiläum, das Sie im Angesicht von Finanznot und Stellenkürzungen feiern werden?

Natürlich freue ich mich auf das Uni-Jubiläum! Was Stellenkürzungen und Finanznot betrifft, waren Prorektor Classen und ich gestern in Schwerin und haben die letzten Verhandlungen mit dem Bildungsministerium geführt.

Das Jahresmotto lautet „550 Jahre – Tradition und Zukunft an der Ostsee.“ Was verstehen angesichts des Jubiläums unter Tradition?

Eines der wesentlichen Merkmale einer guten Universität muss sein, dass sie sich einen Kern des Traditionellen, des Unabdingbaren bewahrt. Dieser Kern ist die Widmung unserer Arbeit der Wissenschaft. Das müssen wir verteidigen, uns aber auch immer wieder neuen Gegebenheiten anpassen.

Das Rektorat wirkt lustlos gegenüber dem Jubiläum. Sie sollen einen längeren Festumzug durch die Innenstadt abgelehnt haben. Schadet das nicht dem Alumni-Gedanken?

Das ist definitiv falsch. Wir haben in der Dienstberatung mit den Dekanen darüber gesprochen, ob wir so einen Marsch wie zum 500. Jubiläum machen wollen. Es war die durchgängige Meinung, dass dies keine zeitgemäße Form des Feierns einer wissenschaftlichen Einrichtung ist.

Solche symbolischen Handlungen haben ja ihren besonderen Wert.

Wir haben uns ja auch dafür entschieden, einige von ihnen aufrecht zu erhalten wie beispielsweise eine zentrale Festveranstaltung am 17. Oktober. Wir werden dann auch vom Hauptgebäude zum Dom und zurück ziehen, wahrscheinlich anschließend auch mit allen Ehrengästen zum Pommerschen Landesmuseum.

Rechtzeitig zum Jubiläum ist die Uni-Homepage überarbeitet, aber immer noch nicht fertig.

Das Projekt wird nie fertig sein. Das System ist darauf angelegt, dass die Benutzer es für ihren Bereich annehmen und es füttern, pflegen und aktualisieren. Wir haben den neuen Auftritt für Rektorat und Verwaltung eingeführt, aber noch nicht für die einzelnen Einrichtungen, Institute und Fakultäten. Das will ich bewußt nicht erzwingen, weil viele an ihrer Lehrstuhl- oder Instituts-Homepage hängen.

Welche Verbesserungsvorschläge gab es?

Ein Kollege schrieb, seine Klinik sei nicht schnell zu finden. Daraufhin wurde sofort der Zugang zu den Fakultäten erleichtert. Aber alles kostet Zeit, kostet Geld. Wenn man nicht viel Geld hat, kostet es mehr Zeit. Wir sind daher einfach noch nicht so weit. Gelobt wurde das freundliche und anmutige Design und die Tickerleiste auf der ersten Seite.

Wie verlaufen die Gespräche mit den Rektoratsbesetzern?

Ich kann verstehen, was die Studenten motiviert hat. Sie fühlten sich nicht informiert und plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt. Aber ich befinde mich seit drei Jahren durch unzählige Gespräche und Artikel im Diskussionsprozess.

Ist es für Sie überraschend, wenn die Besetzer behaupten, ihre Vorschläge seien nicht breit genug in der Öffentlichkeit diskutiert worden?

Ja, was heißt Öffentlichkeit? Erst einmal sind dafür die universitären Gremien zuständig, die ja hochschulöffentlich tagen und eine große Gruppe von studentischen Vertretern haben. Die Lokalpresse lesen die meisten Studierenden natürlich nicht. Ich wüßte nicht, dass ich etwas verheimlicht hätte.

Was haben die Gespräche mit den Rektoratsbesetzern ergeben?

Konkrete Ergebnisse haben wir nicht. Ein Gespräch vor Weihnachten ist krankheitsbedingt ausgefallen. Die Gruppe war sehr gut vorbereitet und hat sich sehr gute Gedanken gemacht.

Inwieweit werden Sie sich politisch von den Gesprächen beeinflussen lassen?

Ehrlich gesagt, die wesentlichen politischen Entscheidungen sind gefallen. Wir haben im letzten Senat vor Weihnachten einen Vorschlag über Zielvereinbarungen diskutiert, wo festgeschrieben werden soll, welche Fächerstruktur die Universität haben soll und wieviel Geld wir wofür in den kommenden Jahren bekommen. Wir haben gestern in Schwerin darüber das Abschlussgespräch geführt und werden bei der nächsten Senatssitzung die letzte Fassung der Zielvereinbarung präsentieren. Wenn der Senat dem zustimmt, ist der Prozess abgeschlossen. Wenn er nicht zustimmt, dann wird es sehr schwierig und unübersichtlich werden.

Dann entscheidet das Land nach der LHG-Änderung Ende des Monats über die Zukunft der Uni?

Wenn der Senat die Zielvereinbarung verabschiedet, wird das nicht passieren. In dem Moment, wo wir diese Zielvereinbarung mit dem Ministerium unterschreiben dürfen, wird es seine Verordnungsermächtigung gegenüber unserer Universität nicht anwenden.

Geschrieben von Uwe Roßner, Ulrich Kötter