„Ich wurde zweimal geboren.“ So beginnt die originelle Geschichte, die uns der Protagonist Calliope erzählt. Calliope ist ein Hermaphrodit, also weder eindeutig Frau noch Mann. Begründet liegt dieser genetische Fehler in der Familiengeschichte Calliopes.

Alles beginnt in einem kleinasiatischen Bergdorf. Desdemona und Lefty Stephanides, Bruder und Schwester, fliehen vor den Türken nach Amerika. Auf der Flucht entdecken sie ihre Gefühle füreinander, die über eine geschwisterliche Liebe hinausgehen. Sie heiraten und lassen sich in Detroit nieder. Das Geheimnis des Paares bleibt unentdeckt, doch hat der Tabubruch nach Jahrzehnten ungeahnte Folgen. Calliope, die Enkelin des Geschwisterehepaares, wird geboren und muss erkennen, dass sie weder Mädchen noch Junge ist. Ein genetischer Fehler als Folge des Inzestes macht sie zu einem Hermaphroditen. Zunächst bemerkt niemand die Zweigeschlechtlichkeit Calliopes. So wächst sie bis zu ihrer Pubertät als Mädchen auf. Immer mehr Indizien aber lassen Calliope und ihre Umwelt an ihrem Geschlecht zweifeln. Fortan wird sie zum Objekt der wissenschaftlichen Neugier von Sexologen und flüchtet letztlich in ihre männliche Natur, um als Mann weiter zu leben. „Middlesex“ ist ein Roman über geschlechtliche Identität, kulturelle Prägungen und darüber hinaus über Familienbande, Generationskonflikte und amerikanische Träume. Ein gut recherchierter, unterhaltsamer und durchaus spannender Roman wird hierbei, nicht zuletzt auf Grund des ungewöhnlichen Themas, zum absolut empfehlenswerten Lesegenuss.

Das Buch „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides ist im Rowohlt Verlag als Taschenbuch erschienen und kostet 9,90 Euro.

Geschrieben von Grit Preibisch