Seit Dan Brown seine Bestseller „Illuminati“ (Angels and Demons) und „Sakrileg“ (The DaVinci Code) auf den Markt gebracht hat, boomt nicht nur in Deutschland ein neuer Trend: der Kirchenthriller. Weil Brown nicht schnell genug Nachschub liefert, floriert das Geschäft mit den Nachahmern.

Jedes Buch, das auch nur entfernt mit geheimnisvollen Bruderschaften, finsteren Geschäften der Kirche oder sonst einer Geheimgesellschaft zu tun hat, fliegt geradezu von den Ladentischen der Buchhändler, sei es auch noch so schlecht. Da wird dutzendfach der heilige Gral gesucht, werden Päpste ermordet, geheimnisvolle heidnische Rituale vollzogen oder es wird nach den Genen Christi geforscht – und das teilweise so offensichtlich historisch inkorrekt und in einem Stil, dass einem das Grausen kommt.
Die Leute kaufen es trotzdem und so mancher Schreiberling verdient sich eine goldene Nase. Um die Romane von Dan Brown hat sich inzwischen eine geradezu absurde Industrie entwickelt: Seine Bücher gibt es mittlerweile nicht nur in den normalen Hardcover- und Taschenbuchauflagen, sondern auch als illustrierte Versionen, damit auch der letzte Kulturbanause mitbekommt, wie Leonardos Letztes Abendmahl aussieht. Auf seiner Website kann man sich durch mehrere Rätsel zum Da-Vinci-Code klicken, sich Buchtipps zu den wahren Hintergründen abholen oder auch einfach nur die verschiedenen Auflagen seiner Bücher erwerben.
Dazu schießen wie Pilze „Kirchenexperten“ aus dem Boden, die uns erklären, was es denn nun mit Maria Magdalena, dem letzten Abendmahl und dem heiligen Gral auf sich hat – vorzugsweise in Buchform oder in Fernsehdokumentationen.
In Rom, Paris und London, den Hauptschauplätzen von Browns Romanen, haben findige Menschen ebenfalls erkannt, das man aus der ganzen Hysterie durchaus Kapital schlagen kann: In Rom kann man den „Pfad der Weisheit“ der Illuminaten abschreiten (der nie existiert hat) und sich dabei ein wenig fühlen wie ein mittelalterlicher Gelehrter, das Pariser Louvre bietet inzwischen „Da-Vinci-Code-Führungen“ zur Mona Lisa und den anderen im Roman erwähnten Gemälden an, und die Kirchen in London, die Browns Protagonisten auf der Suche nach dem heiligen Gral heimsuchen, erleben eine regelrechte Touristenschwemme. Die kleine Rosslyn Chapel in der Nähe von Edinburgh kann sich vor Hobby-Gralsuchern fast nicht mehr retten.
Ein Ende ist nicht abzusehen, 2006 erscheint Browns neuer Roman, und auch er wird – jede Wette – wieder einen Schwanz von Nachahmern hinter sich herziehen.

Geschrieben von Sarah Rieser