Elektronikpannen, Unterbrechungen im Nachrichten- und Navigationsbereich, Stromausfälle und Störungen im Bahnverkehr – wer oder was ist dafür verantwortlich? Eine mögliche Antwort: das Weltraumwetter. Greifswalder Wissenschaftler wollen das Phänomen dieses Weltraumwetters mit Hilfe eines neuen Teleskops beobachten und auswerten.

Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres hat sich die europäische Weltraumorganisation ESA entschieden, das erste Weltraumwetter-Teleskop in Europa zur Erforschung von Sonnenstürmen am Physikalischen Institut der Universität Greifswalds zu installieren. Zwar beschäftigt sich die „WeltraumWetterWarte“ (www) Greifswald bereits seit September 2001 mit der Analyse von Sonnenstürmen, doch wird die Arbeit, so versichert der wissenschaftliche Leiter des MuSTAnG-Projektes Dr. Frank Jansen, „durch das Einsetzen des Muon Spaceweather Telescope for Anisotropy at Greifswald, kurz MuSTAnG, eine neue Qualität erreichen“.
Das Weltraumwetter wird durch die Strahlung und atomare Teilchen von der Sonne sowie von Sternen verursacht. Die Sonne stößt Sonnenwinde und Plasmawolken, die gigantische Ausmaße annehmen können, aus und beeinflusst damit technische Systeme sowie menschliches Leben. Doch wann und wie treffen die hochenergetischen, kosmischen Teilchen auf die Erde? Diese Frage ließ sich bisher nur unzureichend beantworten, denn Satelliten, wie der ESA/NASA-Satellit SOHO, können die Bewegung dieser unsichtbaren Strahlen im All nur eingeschränkt sehen. Mit dem „MuSTAnG“ hingegen soll es schon bald möglich sein, die Plasmawolken sowie die kosmische Strahlung zu messen und vorherzusagen, wann und wie sie sich auf die Erde auswirkt. „Ziel ist es, das Weltraumwetter rund um die Erde kontinuierlich zu beobachten, zu analysieren und so die Ankunft der Plasmawolken an der Erde bis zu 24 Stunden im voraus zu bestimmen“, erklärt Dr. Frank Jansen. Seit Januar 2005 wird der Bau des Weltraumwetter-Teleskops, finanziert durch die ESA, vorbereitet. Entsprechende Hard- und Software sowie Elektronik mussten ausgewählt und entwickelt werden. Gegenwärtig beginnen die Aufbauarbeiten. Im Sommer 2006 soll das etwa zwei mal zwei Meter große, circa zwei Meter hohe und 3,3 Tonnen schwere Teleskop erste Daten liefern. Dr. Frank Jansen betont, dass das „Greifswalder Teleskop, dessen Beobachtungsfeld vom Ural bis zur amerikanischen Ostküste reicht, Mitglied eines globalen Netzwerkes von Myon-Teleskopen sein wird“. In Australien, Japan und Brasilien stehen bereits MuSTAnG-ähnliche Apparaturen, wobei Greifswald als Ort des in Europa einzigen Weltraumwetter-Teleskops zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen wird.

Geschrieben von Grit Preibisch