Glauben und Massen

Religion fasziniert – das bewies Papst Benedikt XVI. beim XX. Weltjugendtag in Köln

Ein ereignisreicher Sommer ist zu Ende: Die Klausuren sind geschrieben, New Orleans versank in den Fluten, Deutschland wählte eine neue Regierung und die Rheinmetropole Köln erstrahlte unter dem kirchlichen Oberhaupt Papst Benedikt XVI. Der Papst war zu Besuch in Deutschland – und er mobilisierte die Massen.

Dass all die Jugendlichen nach Köln gekommen sind, zeige die Vitalität der Kirche, so der Papst in seiner Ankunftsrede am Flughafen Köln-Bonn. Es waren ereignisreiche Tage für mehrere hunderttausenden Pilger. Der Papst besuchte den Kölner Dom, war mit dem Schiff auf dem Rhein unterwegs, aß und unterhielt sich mit zwölf auserwählten Jugendlichen und besuchte eine jüdische Synagoge. Abschließend zelebrierte er mit den Pilgern die Nachtwache auf dem Marienfeld. „Christus nimmt nichts weg von dem, was ihr an Schönem und Großem in Euch habt, sondern er führt alles zur Vollendung“, predigte er.
Seine Präsenz war in der ganzen Stadt zu spüren, in den Gesichtern, in den Menschen. „Wow, ich hätte nie gedacht, dass Kirche so cool sein kann“, berichtete Laetitia aus der Ukraine. Und auch Marc, der zusammen mit zehn Freunden von Marseille nach Köln kam, war ganz hingerissen von der Ausstrahlung. des Pontifex. „Das kann man nicht beschreiben“, sagt er, „das muss man erlebt haben.“
Die Polizei-Beamten waren immer wieder erstaunt über ihren bisher friedlichsten Massen-Einsatz. „So harmonisch wird das bei der WM 2006 bestimmt nicht ablaufen“, prophezeite einer von ihnen. Als Benedikt XVI. dann mit seinem 272 PS starken Papamobil grüßend durch die jubelnde Menge fuhr, flogen ihm die Herzen nur so zu.

Geschrieben von Judith Küther

Katrina heißt Reinigung

Wie ein Sturm die amerikanische Medienlandschaft veränderte

Dass der Hurrikan Katrina zerstörerisch sein würde, war von Anfang an klar. Meteorologen hatten seit Tagen vor ihm gewarnt. Dass er aber auch in den amerikanischen Medien einen Sturm auslösen würde, damit hätten wohl die wenigsten gerechnet.

Vor und während des Sturmes schien noch alles beim Alten: Reporter mit Windjacken und Sturmmikrophonen stemmten sich gegen die Unbilden der Natur, um ihren Zuschauern Bilder aus erster Hand zu liefern und lobten die Evakuierungsarbeiten der Regierung. Doch als Katrina ging und Chaos und Hilflosigkeit zurückließ, änderte sich das.
Das Zusammenbrechen zivilisatorischer Schranken und die ungenügende Reaktion der Politiker darauf – als Beispiel sei hier nur der Befehl der Gouverneurin von Louisiana genannt, Plünderer einfach zu erschießen – veränderten die Medien. Wo sonst eher Bush-freundlich berichtet wird, wurden auf einmal Inkompetenzen und Schlampereien der Regierung gnadenlos offen gelegt: „The United States of Shame“ titelte eine Kolumne der New York Times. Eine Reporterin im Morgenfernsehen führte den Direktor der Katastrophenschutzbehörde FEMA vor Millionen von Zuschauern vor, als er versuchte, ihr zu erklären, er wüsste nichts von den tausenden in New Orleans gestrandeten Menschen. Ob er denn kein Fernsehen habe, fragte sie, ihr Sender berichte seit zwei Tagen darüber. Erfahrene Kriegsreporter berichteten, so etwas wie dort hätten sie noch nie gesehen. Ein CNN-Reporter fiel der in Belobigungen für Kollegen schwelgenden Senatorin von Louisiana ins Wort, ob es nicht etwas unpassend sei, sich für die ach so gut laufenden Rettungsarbeiten zu belobigen, wenn er seit Tagen in der Stadt sei und immer noch Leichen herumliegen sähe. Ob sie gar nichts von der Wut der Menschen spüre?
Auch das war neu: Die Bevölkerung stand nicht wie bei der letzten großen Krise des 11. September geschlossen hinter dem Präsidenten, sondern selbst Bush-Anhänger fragten sich, was hier schief gelaufen ist. Die Medien hatten sie aufgerüttelt. Dass eine solche humanitäre Katastrophe in ihrem Land passieren konnte, das war für die meisten bis zu Katrina unvorstellbar. Wenn es sogar die Nachrichtenteams schafften, in die überschwemmten Städte vorzudringen, warum können es dann die Helfer nicht?
So tragisch es sein mag: Es scheint, als wäre eine Katastrophe wie diese notwendig gewesen, um Amerika aus seiner Terrorstarre zu erwecken. Medien gelten als vierte Macht im Staat, sollen kontrollieren und aufdecken – und zum ersten Mal seit dem 11. September kamen sie dieser Aufgabe wieder gewissenhafter nach. Ob dies so bleibt, kann allerdings nur die Zeit zeigen.

Geschrieben von Katja Staack

Europa für Anfänger

Zu Besuch bei der EU in Brüssel

ieben Wochen habe ich in diesem Sommer in Brüssel verbracht, und natürlich stand für mich fest, dass neben Männeken Pis und dem Atomium auch die EU-Institutionen auf dem Programm sein würden. Den ersten Dämpfer bekam mein Wissensdurst nach einem Besuch auf der Internetseite der EU. Nachdem ich mich eine halbe Stunde durch circa 56 Untermenüs geklickt hatte, erfuhr ich, dass man bis auf das Parlament alle Institutionen leider nur gruppenweise und nach schriftlicher Voranmeldung drei Monate im Voraus betreten darf. Sehr bürgerfreundlich, aber auch gut.

Also los. U-Bahnstation Schuman, hier weht mir schon die europäische Flagge entgegen, ich muss also richtig sein. Ich erklimme die Treppen aus dem Schacht, Rolltreppe gibt es keine (Ob das mit den Behindertenrichtlinien der EU konform ist?) und brauche erstmal meine Sonnenbrille. Nicht nur, dass endlich die Sonne scheint, das „Quartier Européenne“ ist auch der stahlgewordene Traum eines Architekten: Überall schimmern mir verglaste Wolkenkratzer in den verschiedensten Designs entgegen. Vom Parlament zunächst allerdings keine Spur, aber das kann ja nicht so schwer zu finden sein.
Denkste. Hier sehen alle Gebäude gleich aus. Aber schlussendlich – der Mensch ist ja patent – finde ich dann doch, geschickt hinter einem Bauzaun versteckt, den Besuchereingang des Parlaments. Dumm nur, dass der verschlossen ist. Ich bekomme so langsam das Gefühl, die EU ist nicht sehr erpicht auf Besucher. Netterweise hat aber jemand einen Zettel an die Tür geklebt, dass man sich doch für die Führungen an den Haupteingang des Paul-Henri-Spaak-Gebäudes wenden sollte. Auch gut – nur erstmal finden, das Ding.
Es ist das gleiche Gebäude, eine Tür weiter um die Ecke, für die, die es wissen wollen. Und es steht zwar dran, Zutritt nur mit Akkreditierung, aber für die Führungen kommt man trotzdem rein. Zu Beginn der Führung sind wir dann doch circa 25 Wissbegierige. Nachdem unsere Pässe überprüft sind – keine Terroristen dabei – bekommen wir von netten PR-Mitarbeitern Audioguides in die Hände gedrückt. Es gibt alle EU-Sprachen, nur für Maltesisch brauchen sie noch ein wenig Zeit.
Die Führung ist ein bisschen „Das EU Parlament für Dummies – eine Einführung für Anfänger“, aber was soll‘s, zumindest habe ich jetzt gesehen, wo unsere Parlamentarier so tagen – wenn sie denn nicht gerade in Straßburg sind. Mein Besuch im Informationszentrum hinterher bringt mir zwar leider keinen EU-Verfassungsvertrag, aber dafür einen Comic zur Arbeitsweise der EU ein – auch nett, und ist ja auch bunter und so habe ich in der U-Bahn nach Hause wenigstens was zu lesen.

Geschrieben von Sarah Rieser

Der Tag des Beitritts

Was am 9. November 1989 begann, wurde am 3. Oktober 1990 abgeschlossen – und dauert bis heute an

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, hatte der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, bereits am 6. Oktober 1989 seine Genossen in der Staatsführung der DDR gewarnt. Doch die Staatsspitze erkannte die Zeichen der Zeit zunächst nicht. Dies sollte sich schlagartig ändern.

Der 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1989 wurde auch ihr letzter. Massive Proteste wie die Montagsdemonstrationen, Flüchtlingsströme aus der DDR über Ungarn nach Österreich und in die BRD sowie der drohende Staatsbankrott zwangen die SED zunächst zu internen und schließlich auch zu äußeren Maßnahmen. Am Abend des 9. November gab das Politbüro dem Druck nach und auf einer Pressekonferenz völlig überraschend bekannt, dass alle Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin geöffnet würden. „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“, freute sich Willy Brandt einen Tag später bei einer Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus. Doch sollte tatsächlich wieder ein Deutschland entstehen?

Reformen statt Einheit

Viele der Demonstranten in der DDR wie in der BRD wollten dies nicht. Als „traurigsten Tag in meinem Leben“ bezeichnete etwa die DDR-Bürgerrechtlerin und Mitbegründerin des „Neuen Forum“, Bärbel Bohley den Tag der Maueröffnung. Eine reformierte DDR war ihr Ziel, nicht eine Wiedervereinigung Deutschlands.
Doch die Ereignisse entwickelten eine Eigendynamik. Überraschend für die Weltöffentlichkeit gab Bundeskanzler Helmut Kohl am 28. November 1989 vor dem Bundestag einen im Kanzleramt entstandenen Zehn-Punkte-Plan zur künftigen Deutschlandpolitik bekannt. In diesem wurden bestimmte Punkte abgesteckt, in denen BRD und DDR eng zusammenarbeiten sollten. Das Ziel: eine deutsche Föderation. Die nähere Gestalt eines „wieder vereinten Deutschland“ ließ Kohl offen. Doch die DDR war wirtschaftlich am Ende und so bat der inzwischen zum Ministerpräsidenten gewählte Hans Modrow den Kanzler Anfang 1990 darum, die beiden deutschen Staaten möglichst rasch zusammenzuführen. Dazu sollte zunächst die D-Mark auch in der DDR einziges offizielles Zahlungsmittel werden, was am 1. Juli verwirklicht wurde. Der Sieg der „Allianz für Deutschland“ unter Lothar de Maizière bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März hatte die Verhandlungen über die Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion noch beschleunigt. „Der Wunsch nach Wiedervereinigung und sofortiger Einführung der Marktwirtschaft sowie die Zurückweisung jeglicher Form des Sozialismus, die in dem Wahlergebnis zum Ausdruck kamen, bedeuteten zugleich den endgültigen Abschied von der DDR“, hält der Historiker Manfred Görtemaker dazu fest.

Neue Verfassung oder Beitritt?

Doch wie sollte die Vereinigung vollzogen werden? Zwei Wege standen dafür offen: Artikel 23 des Grundgesetzes besagte, dass die Verfassung außer in den bereits bestehenden Ländern der Bundesrepublik auch in „anderen Teilen Deutschlands nach deren Beitritt in Kraft zu setzen“ sei. Nach Artikel 146 hingegen sollte das Grundgesetz an dem Tage seine Gültigkeit verlieren, „an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“ Da sich die DDR-Volkskammer am 23. August 1990 entschied, den ersten Weg zu gehen, wurde der bundesdeutsche Rechtsrahmen also lediglich auf das Gebiet der DDR ausgedehnt. Eine neue Verfassung wurde nicht ausgearbeitet. Festgeschrieben wurde der Beitritt im „Staatsvertrag über die deutsche Einheit“, der am 3. Oktober in Kraft trat. „Unsere Einheit wurde niemandem aufgezwungen, sondern friedlich vereinbart“, erklärte Bundespräsident Richard von Weizsäcker an diesem Tag. Doch obwohl große Anstrengungen unternommen wurden und wirtschaftlich einiges erreicht ist, muss in den Köpfen der Menschen noch viel getan werden, damit der politischen auch irgendwann die mentale Einheit folgen wird.

Geschrieben von Kai Doering

Sensation!

Giganten des Teams „moritz“ erringen sagenhaften Sieg
beim Stadtimpuls-Fußball-Fight

Es wäre wohl historisch nicht wahr, wenn der 18. Oktober bloß als sonniger Wahltag in unserer Erinnerung haften bliebe. Denn nicht nur in Berlin wurde um Ruhm und Ehre gebuhlt. Nein, auch in Greifswald war es ein Sonntag voller Spannung, der uns durch heroische Leistungen einen segensreichen Ausgang bescheren konnte.

Im Rahmen des Stadtimpuls Festivals rangen acht Fußball-Teams (moritz, IKUWO, Koeppen, IKAZ, Klex,…) um den Titel der Besten, wobei sich unser Team „moritz“ den Platz auf dem Podest der Helden elegant und leichtfüßig sichern konnte.
Vier Spiele galt es gegen die selbstbewusste Konkurrenz, die sich voll Manneskraft präsentierte, zu gewinnen. Zunächst erschien der Sieg unserer Mannen eher unwahrscheinlich, waren sie doch die einzigen, die ohne Auswechselspieler aufs Feld ziehen mussten. Von der Konkurrenz zuerst noch unterschätzt und wegen der eigens für dieses Turnier entworfenen Trikots verächtlich beäugt, konnten sie dennoch durch ihre ausgefeilte Taktik und hoch geschickte Spielzüge nicht nur ihre Kräfte clever einteilen, sondern fegten der Reihe nach ihre Gegner vom Platz, denen schließlich nur mehr die ernüchternde Erkenntnis ihrer Unterlegenheit blieb.
Schnelle Konter und ein diszipliniertes Zusammenspiel waren die Stärken dieses Teams. Die häufigen Wechsel der Spielerpositionen verwirrten zudem die anderen Mannschaften derartig, dass ein koordiniertes Spiel der Gegner von vornherein verhindert werden konnte. Blitzschnelle Pässe und ein achtsames Auge auf die anderen Spieler begründeten schließlich den grandiosen Erfolg. Die Abwehr stand wie eine Mauer und trug maßgeblich dazu bei, dass jeder Angriff wie Knoblauchsoße auf Gyros verpuffte und der Keeper seinen Kasten über alle Spiele sauber halten konnte. Sehr überzeugend zeigte sich insbesondere „Granatenfuß-Hausch“ im Sturm. Mit gezielten Steilpässen aus der Tiefe des Raums beförderte er das Runde schnell und gekonnt in das Eckige. Und der Endstand sollte hier wahrlich nicht verschwiegen werden: 17 zu 0 Tore! Das nächste Ziel, so der Trainer des Erfolgsteams, heißt Champions-League!

Geschrieben von Laura Kolland, Christian Mieß