Dieses Buch scheint mit Klebstoff eingepinselt zu sein: kaum hat man es in der Hand, kann man es nicht mehr weglegen, denn die witzigen Kurzgeschichten kommen einem nur allzu bekannt vor. Der Zeit-Redakteur Mark Spörrle versteht es, aus Alltagsbegebenheiten Ereignisse mit Bedeutung zu schaffen. Die Nachricht vom Paketzusteller, dass das Paket nun in einer Postfiliale am anderen Ende der Stadt mit höchstens arbeitslosenfreundlichen Öffnungszeiten auf seinen Empfänger wartet.

Innerhalb der sieben Tage Abholfrist kann nun eine Menge dazwischen kommen, so trivial und vor allem so zutreffend. So erzählt Mark Spörrles Alter Ego von seinem Lieblingshemd, alt, halb zerfetzt, verwaschen – und seiner Freundin ein Dorn im Auge. Sein Nachbar macht ihn ständig verrückt weil er denkt, er habe den Herd angelassen. Die Paranoia erfasst auch ihn. Die freundliche Telefonansage, die ihn weiter verweist – Warteschleife – pure Freundlichkeit und wieder in die Warteschleife – der alltägliche Wahnsinn ist kein Einzelfall. Weitere Stationen sind der Liebeskrieg, ob die Heizung nachts an oder ausgeschaltet wird oder die Suche nach einer Unterhose jenseits von Geizgeilheit und Schnäppchenjagd.

Das Buch “Ist der Herd wirklich aus?” von Mark Spörrle ist bei Rowohlt erschienen und kostet 7,90 Euro.

Geschrieben von Judith Küther