Wie stark sich historische Ereignisse in der Kultur wiederspiegeln können, zeigt sich an Antonio Vivaldis Oper „Bajazet“. Das dreiaktige, 1711 uraufgeführte drama per musica steht in einer musikalischen Tradition Italiens, die gegenüber dem Morgenland ihre Angst und Faszination entgegenbringt.
Fabio Biondi nahm im vergangenen Jahr Vivalidis bemerkenswertes Spätwerk mit dem auf historischen Instrumenten spielenden Ensemble Europa Galante auf. Auch wenn die Partitur aus Melodien verschiedener Kompositionen von Zeitgenossen und eigenen Werken besteht, eine für diese Zeit gängige Methode, so verweben sich die sorgfältige Personenzeichnung in Rezitativen und Arien zu einem lehrreichen Fingerzeig. Denn das strahlende Finaltutti ist durch das Blut des Türken Bajazet nach verlorenem Krieg und aus väterlicher Sorge um seine Tochter Asteria teuer erkauft. Kein Stoff zwar aus dem die Träume sind, aber einer, der genug Raum für Diskussion böte.
Geschrieben von Uwe Roßner