Religion fasziniert die Menschen seit jeher und selbst wer meint, nicht zu glauben, tut dies doch, schreibt Süddeutsche-Redakteur Martin Urban in seinem Buch „Warum der Mensch glaubt“. Allerdings entwickelt das Buch erst im Laufe des Lesens seinen interessanten Charakter, während es sich zu Anfang zu ausführlich mit den Neurowissenschaften auseinander setzt.

Urban liefert interessante Theorien. So meint er, dass manche Erleuchtung biblischer Figuren durch epileptische Anfälle zustande kam, was er auch begründet. Dann stellt er die These auf, dass der Glaube mit dem Gehirn-Stoffwechsel zusammenhänge und wundert sich, dass die Jungfrau Maria immer nur frommen Katholiken erscheine und nicht etwa einem Buddhisten.
Urban hält alle „Religionsgründer“ für psychisch auffällige Gestalten.
Nebenbei vermittelt der Wissenschaftsjournalist fundiertes Wissen über Religionen wie Judentum, Christentum, Buddhismus und Islam und deren Rituale wie das gemeinsame Abendmahl der Christen oder den Sabbat bei den Juden. Urban legt die Glaubenstheorien und die Situationen der Kirchen in Deutschland, im aus seiner Sicht fundamentalistisch orientierten Amerika und im russisch-orthodoxen Glaubensgebiet dar und berücksichtigt dabei religiöse Strömungen wie die Zeugen Jehovas, Adventisten, Baptisten, Mormonen.
Das Buch liefert eine Menge Hintergrundwissen. Es gibt einen geschichtlichen Überblick über Glaubensarten, deren Entstehung und Rituale. Und wie nebenbei erfährt der Leser so einiges über die Geschichte der Päpste, und das auf erzählende und unterhaltsame Weise.

Das Buch „Warum der Mensch glaubt“ von Martin Urban ist bei Eichborn erscheinen und kostet 19,90 Euro.

Geschrieben von Judith Köther