Zu Besuch bei der EU in Brüssel

ieben Wochen habe ich in diesem Sommer in Brüssel verbracht, und natürlich stand für mich fest, dass neben Männeken Pis und dem Atomium auch die EU-Institutionen auf dem Programm sein würden. Den ersten Dämpfer bekam mein Wissensdurst nach einem Besuch auf der Internetseite der EU. Nachdem ich mich eine halbe Stunde durch circa 56 Untermenüs geklickt hatte, erfuhr ich, dass man bis auf das Parlament alle Institutionen leider nur gruppenweise und nach schriftlicher Voranmeldung drei Monate im Voraus betreten darf. Sehr bürgerfreundlich, aber auch gut.

Also los. U-Bahnstation Schuman, hier weht mir schon die europäische Flagge entgegen, ich muss also richtig sein. Ich erklimme die Treppen aus dem Schacht, Rolltreppe gibt es keine (Ob das mit den Behindertenrichtlinien der EU konform ist?) und brauche erstmal meine Sonnenbrille. Nicht nur, dass endlich die Sonne scheint, das „Quartier Européenne“ ist auch der stahlgewordene Traum eines Architekten: Überall schimmern mir verglaste Wolkenkratzer in den verschiedensten Designs entgegen. Vom Parlament zunächst allerdings keine Spur, aber das kann ja nicht so schwer zu finden sein.
Denkste. Hier sehen alle Gebäude gleich aus. Aber schlussendlich – der Mensch ist ja patent – finde ich dann doch, geschickt hinter einem Bauzaun versteckt, den Besuchereingang des Parlaments. Dumm nur, dass der verschlossen ist. Ich bekomme so langsam das Gefühl, die EU ist nicht sehr erpicht auf Besucher. Netterweise hat aber jemand einen Zettel an die Tür geklebt, dass man sich doch für die Führungen an den Haupteingang des Paul-Henri-Spaak-Gebäudes wenden sollte. Auch gut – nur erstmal finden, das Ding.
Es ist das gleiche Gebäude, eine Tür weiter um die Ecke, für die, die es wissen wollen. Und es steht zwar dran, Zutritt nur mit Akkreditierung, aber für die Führungen kommt man trotzdem rein. Zu Beginn der Führung sind wir dann doch circa 25 Wissbegierige. Nachdem unsere Pässe überprüft sind – keine Terroristen dabei – bekommen wir von netten PR-Mitarbeitern Audioguides in die Hände gedrückt. Es gibt alle EU-Sprachen, nur für Maltesisch brauchen sie noch ein wenig Zeit.
Die Führung ist ein bisschen „Das EU Parlament für Dummies – eine Einführung für Anfänger“, aber was soll‘s, zumindest habe ich jetzt gesehen, wo unsere Parlamentarier so tagen – wenn sie denn nicht gerade in Straßburg sind. Mein Besuch im Informationszentrum hinterher bringt mir zwar leider keinen EU-Verfassungsvertrag, aber dafür einen Comic zur Arbeitsweise der EU ein – auch nett, und ist ja auch bunter und so habe ich in der U-Bahn nach Hause wenigstens was zu lesen.

Geschrieben von Sarah Rieser