von Archiv | 17.10.2005
Madagascar
Was haben ein selbstverliebter Löwe, eine neurotische Giraffe, ein abenteuerlustiges Zebra und eine mütterliche Nilpferddame gemeinsam?
Sie alle sind „Insassen“ des New Yorker Zoos – geboren und aufgewachsen in Gefangenschaft, an das faule Leben gewöhnt und mit Vertretern der gesamten Nahrungskette befreundet. Noch nie mussten sie sich in freier Wildbahn durchschlagen.
Das ändert sich, als Zebra Marty durch den Fluchtversuch einiger intriganter Pinguine von der Welt „da draußen“ erfährt und beschließt, sie einmal selbst zu erkunden. Sein Fluchtversuch bleibt nicht unentdeckt, denn seine Freunde Alex, Gloria und Melman machen sich auf, um ihn zurückzuholen. Und ein Löwe, ein Nilpferd und eine Giraffe in der U-Bahn fallen selbst in New York auf.
Schnell werden sie eingefangen und zur Auswilderung in Afrika auf ein Schiff verfrachtet. Doch auch die Pinguine sind wieder mit von der Partie und sorgen für Tumult. Über kurz oder lang gehen die vier Freunde über Bord und stranden auf Madagaskar.
Marty ist begeistert von der unverhofften Freiheit, doch Melman vermisst seinen täglichen Medikamentencocktail, Gloria das faule Leben, und Alex seinen Fanclub und die Mähnenpflege. Außerdem muss er nach tagelanger Nulldiät feststellen, dass Steaks nicht auf Bäumen wachsen.
Und schließlich ist sein bester Freund Bestandteil seines natürlichen Speiseplans.
Der neue Film der Shrek-Produzenten ist ein urkomischer, niedlicher, durchgeknallter und teilweise auch recht rührseliger Streifen – nicht nur für Kinder einfach ein Muss!
Geschrieben von Julia Mai
von Archiv | 17.10.2005
Eins, Zwei, Drei
MacNamara (James Cagney) ist Manager für Coca-Cola im Westberlin Ende der Fünfziger Jahre. Kurz vor seiner erwarteten Beförderung schickt sein Chef die eigene Tochter nach Deutschland, um die frühreife 17-jährige von ihrem Verlobten – einem erfolglosen Footballspieler – weg und auf andere Gedanken zu bringen.
Leider ist die Tochter ein ganz schön durchtriebenes Früchtchen, das prompt nach Ostberlin verschwindet und dort heimlich heiratet –ausgerechnet den sowjettreuen Otto Piffl (Horst Buchholz).
Als die Eltern ihren Besuch ankündigen, muss der überzeugte Kommunist kurzerhand zum kapitalistischen Jungunternehmer und Traumschwiegersohn umgestylt werden. Leider muss er dazu erst mal aus der Gewalt der Ostberliner Polizei befreit werden, wohin ihn MacNamara als „amerikanischen Spion“ verfrachten ließ.
Der Klassiker von 1961 greift so ziemlich alle Vorurteile und Stereotype des Kalten Krieges auf. In der Billy-Wilder-Komödie werden die vielen deutschen Zitate in der englischen Variante interessanterweise nicht übersetzt; es ist also fraglich, wie viel amerikanische Zuschauer anhand der deutschen Untertitel verstanden haben.
„Manche mögen?s heiß“ trifft „Sonnenallee“ – selten so gelacht!
Geschrieben von Julia Mai
von Archiv | 17.10.2005
Nina Hoss liegt als Carola unter der Urlaubssonne Kenias. Mit ihrer weißen Haut, blondem Haar und einem leuchtenden Bikini. Ein paar Filmminuten später wird sie die „weiße Massai“ sein, die ihrem afrikanischen Geliebten in ein völlig fremdes Leben folgt. Die erste gemeinsame Nacht ist ernüchternd, das neue Zuhause eine Lehmhütte, die mit den Ziegen und der Großfamilie des Mannes geteilt wird. Wenn es keine gemeinsamen Worte gibt, wird ausdauernd gelächelt. Dann die Geburt des Kindes. Es will nicht zur Welt kommen. Für eine Massai bedeutet es den Tod. Sie ist keine Massai, sie lebt als Weiße unter den Massai. Ihr wird schließlich durch die „flying doctors“ geholfen.
rgendwann hilft das viele Lächeln nicht mehr über die Konflikte hinweg. Das laute Weinen und Schreien auch nicht. Von der Liebe – als Brücke zwischen den Welten – bleibt nur die Tochter. Nach vier Jahren in Afrika kehrt Carola mit ihr in die Schweiz zurück.
Der Film ist der Versuch, die Ungleichheit dieses Paares zu betonen und sie gleichzeitig als Annäherung zwischen zwei sehr verschiedenen Kulturkreisen darzustellen, ohne den Zuschauer mit der Aneinanderreihung von Klischees zu langweilen. Die Bildsprache lässt viel Raum für eigene Deutungen, in Bezug auf die Dialoge ist das Gelingen eher zweifelhaft.
Geschrieben von Katja Streller
von Archiv | 17.10.2005
Verliebt in eine Hexe
sabel Bigelow (Nicole Kidman) ist eine waschechte Hexe, die aber das Hexenland, Zauberei im Allgemeinen und vor allem Dates mit Hexenmeistern absolut satt hat. Stattdessen möchte sie lieber unter normalen Menschen leben und alles verwirklichen, was der amerikanische Traum sonst so hergibt. Jack Wyatt (Will Ferrell) hingegen ist ein Schauspieler auf dem absteigenden Ast, der sich mit einem Remake der Sechziger-Jahre-Serie „Verliebt in eine Hexe“ ein Comeback erhofft. Durch einen Zufall castet er dabei – ohne es zu wissen – die echte Hexe Isabel für seine weibliche Hauptrolle, was in Verwirrung, Zaubersprüchen und ungeheurer Verwunderung endet.
m Prinzip ist das Ganze ineinander gesteckt wie die russischen Babuschkas: Ein Remake einer Hexenserie über eine Hexenserie mit einer Hexe als Hexe, die gar keine Hexe mehr sein will. Na gut. Warum nicht. Letztlich gibt es aber nur anderthalb gute Gründe, sich diesen Film anzusehen: eine bezaubernd niedliche Nicole Kidman, die mit ihrer Naivität und Unschuldigkeit in jedem Mann den Beschützerinstinkt weckt und ein witziger Michael Caine, der mit Beharrlichkeit das Menschsein in Frage stellt. Der Rest sieht düster aus: völlig überdrehte Gags, eine plumpe Message und Romantik à la Liebeskomödien-Schema F. Wie so oft kommt man an das Original nicht heran, wird dafür aber mit guter Musik vertröstet. Außer für erste Dates eher nicht zu empfehlen.
Geschrieben von Joel Kaczmarek
von Archiv | 17.10.2005
Dieses Buch scheint mit Klebstoff eingepinselt zu sein: kaum hat man es in der Hand, kann man es nicht mehr weglegen, denn die witzigen Kurzgeschichten kommen einem nur allzu bekannt vor. Der Zeit-Redakteur Mark Spörrle versteht es, aus Alltagsbegebenheiten Ereignisse mit Bedeutung zu schaffen. Die Nachricht vom Paketzusteller, dass das Paket nun in einer Postfiliale am anderen Ende der Stadt mit höchstens arbeitslosenfreundlichen Öffnungszeiten auf seinen Empfänger wartet.
Innerhalb der sieben Tage Abholfrist kann nun eine Menge dazwischen kommen, so trivial und vor allem so zutreffend. So erzählt Mark Spörrles Alter Ego von seinem Lieblingshemd, alt, halb zerfetzt, verwaschen – und seiner Freundin ein Dorn im Auge. Sein Nachbar macht ihn ständig verrückt weil er denkt, er habe den Herd angelassen. Die Paranoia erfasst auch ihn. Die freundliche Telefonansage, die ihn weiter verweist – Warteschleife – pure Freundlichkeit und wieder in die Warteschleife – der alltägliche Wahnsinn ist kein Einzelfall. Weitere Stationen sind der Liebeskrieg, ob die Heizung nachts an oder ausgeschaltet wird oder die Suche nach einer Unterhose jenseits von Geizgeilheit und Schnäppchenjagd.
Das Buch “Ist der Herd wirklich aus?” von Mark Spörrle ist bei Rowohlt erschienen und kostet 7,90 Euro.
Geschrieben von Judith Küther
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