Das Glenn-Miller-Orchestra gastierte im Theater Vorpommern.

100 Jahre alt wäre er am 1. März geworden, einer der bekanntesten Big-Band und Swing-Musiker der Welt: Glenn Miller. Nach dem bis heute ungeklärten Verschwinden Millers über dem Ärmelkanal an jenem nebligen und stürmischen 15. Dezember 1944 spielte seine Band weiter – unter insgesamt zehn Orchesterleitern, einschließlich Wil Saldens, der die Band ab März 1990 übernahm.


Legenden können durch Musik wieder lebendig werden. Der Greifswalder Auftritt des Orchesters am 15. Mai vermittelte einen anderen Eindruck. Da trat unter den leicht melancholischen Klängen der weltbekannten „Moonlight Serenade“ eine Truppe Musiker auf die Bühne, die zwar routiniert aber auch ein wenig lustlos wirkte. Vielleicht lag es am neblig-stürmischen Greifswalder Wetter.
Unterhaltsam moderierte Wil Salden sich und sein Orchester durch den Abend und griff neben der Sängerin Mariske Hekkenberg auch schon mal selber zum Mikrofon. Star des Abends war jedoch eindeutig Schlagzeuger Anton Burger, der zu einem 10-minütigen Solo ausholte und gar nicht mehr aufhören wollte. Überhaupt schlängelte sich während der Stücke immer wieder einer der Musiker nach dem anderen nach vorne, um sein Solo zu absolvieren, während der Rest mit eher gleichmütiger Miene weiter spielte. Das Publikum jedenfalls applaudierte artig.
Insgesamt fehlte etwas der Funke, dessen Überspringen auf das Publikum in der 30-seitigen Hochglanzbroschüre für 2 Euro lang und breit beschrieben wird. Den Instrumenten sah man an, dass sie keine Behandlung mit dem Poliertuch hinter sich hatten. Dennoch ließ sich das Orchester durch den anhaltenden Applaus am Ende des Konzerts noch zu „In the mood“ überreden und lief musikalisch wie artistisch zu Hochform auf.
Am 23. Juli gastiert das Glenn-Miller-Orchestra in Binz auf Rügen, am darauf folgenden Tag ist es in Eberswalde zu sehen.

Geschrieben von Ulrich Kötter