50 Ausgaben Studierendenmagazin

Nicht jedes Gespenst hat seine eigene Zeitung. An sich ja nicht überraschend, weil ja die meisten von uns in irgendwelchen gottverlassenen alten Gemäuern spuken. Für wen sollte man da Zeitung machen. Aber ich habe eine Zeitung. Zwar spuke ich auch in einem alten Gemäuer mit modrigen Verliesen, verstaubten Bibliotheken und Hausangestellten, Schatzkammern, Elfenbeintürmen, Labyrinthen, Geheimgängen und allem was dazu gehört.

Aber mein Gemäuer ist voller Leben, und da macht eine Zeitung aus zwei Gründen Sinn: Erstens, weil es immer was zu berichten gibt, und zweitens, weil immer Leute da sind, die es lesen wollen.
Naja, mal im Ernst: eine Studentenzeitung gab es ja schon, bevor ich kam. Damals hieß die „Crash!“. Aber, um ehrlich zu sein, als ich 1998 meine Bibliothek verließ, um mich mal in der Welt der Lebenden umzutun, und dieses Blatt sah, packten mich doch Zweifel. Unter einer Studentenzeitung hatte ich mir nun doch anderes vorgestellt.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Ich scharte ein Dutzend Leute um mich, erklärte ihnen, wie man das richtig macht, und kommandierte einen Putsch gegen den „Crash!“. Welcher nie wieder gesehen ward. In Anerkennung für meine Verdienste in diesem Krieg benannte man dann auch folgerichtig die neue Zeitung nach mir. Seitdem bin ich das wohl einzige Gespenst mit einer Zeitung.
Und nicht nur eine Zeitung beschlossen wir zu machen. Seit 1998 erschienen jährlich ein Universitätsführer für Erstsemester, semesterweise Terminplaner und alle zwei Wochen der „fliegende“ moritz, ein Veranstaltungskalender. Inzwischen bin ich berühmt, würde ich sagen. Das liegt auch daran, dass, obwohl die Redaktionen wechseln und ich inzwischen schon mit dem siebten Chefredakteur arbeiten muss, ich selber immer dabeibleibe und darauf achte, dass es nicht allzu sehr den Bach runtergeht. Naja, Mirko war natürlich auch immer da. Aber der ist ja nun auch seit einem knappen Jahr weg.
Ich aber bleibe. Und ich werde auch in hundert Jahren, wenn ihr alle längst tot seid (vielleicht kommt ihr ja dann auch hierher zum Spuken), noch hiersein, alles hören und sehen und darüber schreiben. Durch Wände gehen und unsichtbar sein ist nun mal ein echter Vorteil für die journalistische Arbeit.
In diesem Sinne wünsche ich mir einen schönen Geburtstag.

Geschrieben von von moritz