von Archiv | 17.05.2005
Grass-Lithographien im Koeppenhaus
Hätte es Hans Christian Andersen nicht gegeben, wäre die Welt um zahlreiche Märchen und das Koeppenhaus um eine Ausstellung ärmer. In der Galerie des Koeppenhauses lädt die Ausstellung „Günter Grass illustriert Hans Christian Andersen“ seit dem 1. April 2005 zum Besuch ein.
Der deutsche Literatur-Nobelpreisträger weiß hierbei bekannte sowie weniger bekannte Märchen des dänischen Dichters in Szene zu setzen.
Vor rund anderthalb Jahren ist Grass von der Stadt Odense, der Geburtsstätte Andersens, anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters um eine Mappe mit sieben Lithographien gebeten worden. Grass hat diesen Auftrag erfüllt und darüber hinaus weitere 50 bis 60 Lithographien erstellt, weil er zunehmend Freude an der Auseinandersetzung mit den Märchen empfand.
Insgesamt 40 dieser Illustrationen werden nun in Greifswald ausgestellt. Großformatig und auf feinstem Büttenpapier erwachen die Helden der Märchen zu neuem Leben. Während der Kaiser also seine „neuen Kleider“ zur Schau stellt und der Zinnsoldat aus dem Bauch des Fisches gerettet wird, präsentieren sich dem Betrachter unter anderem auch das Däumelinchen, die Schneekönigin und das hässliche Entlein. Grass beweist damit die Bandbreite seines zeichnerischen Könnens und vermag die Märchen Andersens faszinierend darzustellen.
Geschrieben von Grit Preibisch
von Archiv | 17.05.2005
Frei und ungebunden will die Journalistin Sally Goodchild sein. Deshalb liebt die Amerikanerin ihren Job als Auslandskorrespondentin.
Bei einem Einsatz in Somalia verändert sich ihr Leben und ihre Vorstellungen über die Zukunft in wenigen Tagen. Der englische Journalist Tony Hobbs rettet ihr das Leben und die beiden verlieben sich.
Nach wenigen Tagen wird aus der stürmischen Affäre mehr. Sally ist schwanger und beschließt, Tony nach London zu folgen. Doch ihr Schicksal ändert sich nach der Geburt des kleinen Jack dramatisch. Als Sally erkennt, in welcher Lage sie sich befindet, ist es schon fast zu spät für sie und ihr Kind. Doch die junge Mutter beginnt um ihren Sohn zu kämpfen, auch wenn die Lage ausweglos scheint.
Douglas Kennedy zeigt, dass Liebe zugleich etwas Schönes und Wundervolles, aber auch gefährlich und grausam sein kann und dass es sich lohnt, für jemanden zu kämpfen, den man liebt.
Das Buch Douglas Kennedy ist im Lübbe Verlag erhältlich.
Geschrieben von Verena Lilge
von Archiv | 17.05.2005
Das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkt bedrohlich in der Dunkelheit, als Louise Nightingale nach Hause kommt. Anstelle einer Stimme ist minutenlang nichts zu hören bis der Anrufer auflegt.
Das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkt bedrohlich in der Dunkelheit, als Louise Nightingale nach Hause kommt. Anstelle einer Stimme ist minutenlang nichts zu hören bis der Anrufer auflegt.
Das Buch von Elizabeth Corley ist im Scherz Verlag erhältlich.
Geschrieben von Verena lilge
von Archiv | 17.05.2005
Ist der Sozialstaat am Ende? Können wir uns Wohlstand nur noch leisten, wenn wir soziale Abstriche hinnehmen? Und wer profitiert von der Beschneidung des Sozialstaats eigentlich wirklich?
Diesen Fragen geht Heribert Prantl, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, in seinem Buch „Kein schöner Land – die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit“ nach. Ohne Beschönigungen sagt er in drastischer Klarheit, was Sache ist. Er beschreibt, wie die sozialen Errungenschaften der Nachkriegszeit Schritt für Schritt abgebaut wurden, während die Bevorzugung der Reichen im Land gleichzeitig zunahm. Doch Prantl prangert nicht nur an. Er zeigt auch Wege auf, die seiner Meinung nach aus der Misere führen. Er übersetzt die Sprüche der Politiker in klares Deutsch und sagt, was getan werden müsste.
Dabei analysiert Prantl mit dem Sachverstand des Juristen und schreibt mit den Spitzen des Journalisten die Bestandsaufnahme eines Staates zwischen Hartz IV und Exportweltmeisterschaft. Ein Buch, das nicht erst nach der Kapitalismuskritik eines Franz Müntefering brandaktuell ist.
Das Buch von Heribert Prantl ist im Droemer Verlag erhältlich.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.05.2005
(Familien-)Politik im Theater Vorpommern
Innovativ, experimentell und modern. So präsentiert sich der Tanz im Rahmen der „TanzZeiT 2005“ in Greifswald und Stralsund.
Das Konzept ist einfach und zugleich interessant. Zeitgenössische Choreographen treffen auf erfahrene Tänzer des Ballettensembles und entwickeln Tanzstücke, die sich durch neue Formen der Aussage und Tanzsprache auszeichnen.
Nach Anleitung des gebürtigen Brandenburgers Thomas Guggin, der seit 1987 als Choreograph, Produzent und Autor in Berlin lebt, ist das Tanzstück „Familienalbum“ entstanden. Als eine Miniatur nach Henrik Ibsens „Gespenster“ erzählt das Stück eine Geschichte über eine Familie, die dem Ideal einer harmonischen Familie zu entsprechen versucht und letztlich scheitert. Fünf Tänzern gelingt es hierbei mit gewollt reduzierten Bewegungen, das Auseinanderstreben und zugleich den Wunsch nach Geschlossenheit ausdrucksvoll darzustellen.
Graue, beschmierte Wände bilden die Kulisse und damit Raum für den Mikrokosmos Familie. Ein Familienfoto, an die Wand projiziert, verblasst und wird durch ein neues ersetzt. Einzelne Familienmitglieder, allesamt auffällig geschminkt, schwarzäugig sowie streng frisiert und gekleidet, tanzen mit-, um- und gegeneinander. Die Suche nach Geschlossenheit führt die Familie schließlich an einen Tisch, wobei die Harmonie nicht lange währt und die Familie an den eigenen inneren Konflikten zerbricht.
Das zweite Tanzstück des Abends „Les Locataires“ (Die Mieter) ist eine Inszenierung von Didier Théron, der in Frankreich geboren ist und unter anderem in Montpellier und New York studiert hat. Sein Tanzstück versteht sich als Antwort auf den Film des Cineasten Diata Djanelidze, der in seinem Film den Untergang des sowjetischen Systems thematisiert hat. In erster Linie aber ist das Stück ein Tanz von vier Tänzern, die vor schwarzer Kulisse und unter minimaler musikalischer Begleitung kraftvoll moderne wie auch klassisch anmutende Tanzbewegungen vollführen. Drehungen, schnelle Schrittwechsel und Sprünge prägen den dynamischen Charakter dieses Stückes.
Eigentlich sollte ein weiteres Stück des Choreographen Théron folgen. Nur hat diese zweite Produktion nach Einschätzung des Intendanten nicht den Qualitätsansprüchen genüget. So wurde die Premiere kürzer als geplant, wobei sich die künstlerische Qualität der beiden aufgeführten Stücke nicht bezweifeln lässt. Für die Zuschauer hat sich der Abend gelohnt, boten die Stücke und das Fernbleiben Thérons doch reichlich Diskussionsstoff.
Geschrieben von Grit Preibisch