?Touch the world? lautet das Motto, welches das ?Greifswald International Students Festival? vom 04. bis zum 12. Juni eine Woche lang begleiten wird. Erwartet werden ungefähr 450 Teilnehmer aus 118 verschiedenen Ländern der Welt, die im Zuge des Festivals die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren kulturellen Erfahrungen in aktuellen Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auszutauschen.

Die Studenten nehmen in dieser Woche nämlich neben diversen Veranstaltungen wie Poetry Slams und Podiumsdiskussionen hauptsächlich an einem von sechs verschiedenen Workshops teil, die sich thematisch in ?Grüne Globalisierung?, ?Konflikte in der Welt?, ?Interkulturelles Lernen und Bildungssysteme?, ?Entwicklungszusammenarbeit?, ?Bioethik und Migration?aufgliedern.
Das idealistische Grundkonzept aller Workshops ist es, thematische Probleme aufzuzeigen und entsprechende Lösungsvorschläge auszuarbeiten, die mit den kulturellen Interessen aller Teilnehmer vereinbar sind. Gestaltet wird die Workshop-Arbeit maßgeblich von den beiden Groupleadern die jeweils 20 Studenten zu Diskussionen auf Englisch anregen sollen. Flexibilität wird hier groß geschrieben, denn die Teilnehmer besitzen die Möglichkeit, besonders relevante Themen noch in den Workshop zu integrieren respektive pointierte thematische Schwerpunkte zu setzen, die sich vielleicht schon während des Kennenlernens in den Internetforen ergeben.
Die Grüne Globalisierungs-Workshops erörtern die Bedeutung der Umwelt in unserer globalisierten Welt sowohl für Entwicklungs- als auch für Industrieländer. Im Zuge dessen sollen von den Teilnehmern Konzepte die zwischen den individuellen Interessen und ökologischer Nachhaltigkeit vermitteln, entwickelt werden.
Der Fokus des Workshops ?Konflikte in der Welt? liegt maßgeblich auf Krisengebieten wie die in Nahost, Ruanda und dem Sudan. Ausgehend von diesen Konfliktregionen soll der Weg zu alternativen, weil gewaltfreien, Interventionstechniken zur Entschärfung des Konfliktpotentials aufgezeigt werden. Hierfür werden die Teilnehmer von Experten in Mediationstechniken geschult. Besonders wichtig scheint den Initiatoren hier zu sein, die Brücke zwischen den theoretischen Inhalten und der praktischer Umsetzung zu schlagen. Die Studenten sollen nämlich ihre erlernten Schlichtungsfähigkeiten auch in ihrem privaten Umfeld anwenden können.
In den Gruppen des ?Interkulturelles Lernen und Bildungssysteme? stellen die Studenten die jeweiligen Bildungssysteme ihres Landes vor und vergleichen darauf aufbauend ihr Verständnis von interkultureller und sozialer Kompetenz. Das Hauptziel der Veranstaltung zeigt sich auch besonders deutlich in den anderen Workshops: Unter Auseinandersetzung mit der Einstellung ihres Heimatlandes, anderer Länder und der internationalen Gemeinschaft, wird die Bereitschaft zum Perspektivenwechsel und Verständnis gefordert. Umgesetzt wird dies, indem zum Beispiel die dispergierenden Sichtweisen der Aus- und Zuwanderungsländer zum Thema ?Migration? gegenübergestellt werden und dort die Motivationen der Menschen, die ihr Heimatland verlassen, ergründet werden. Oder in den Gruppen der ?Entwicklungs-zusammenarbeit?, wo seitens der Industrieländer die Motive und für die Entwicklungsländer der tatsächliche Effekt und Sinn der Zuwendung untersucht wird. Und selbst die Bioethik ist danach ausgerichtet: Neben der moralischen Ebene und dem Interesse der medialen Vermittlung des Themas, wird sich eine Gruppe der Thematik aus nationaler, die andere Gruppe auf internationaler Ebene annähern.
Zusätzlich werden in allen Workshopgroups zahlreiche Referenten, aus Indien, Kenia und dem Rest der Welt eingeladen, die mit einem reichhaltigen Angebot an Vorträgen einen wichtigen Beitrag zu den einzelnen Themen und für die Diskussionen leisten.

Die Referenten des Greifswalder International Students Festivals 2005 waren:

James Shikwati – Vortrag Entwicklungszusammenarbeit Thema: „The developing world needs trade not aid“

James Shikwati ist Direktor des ?Inter Region Economic Network (IREN Kenia). Er hat unzählige Artikel über Entwicklung, Umwelt, Handel und Landwirtschaft in internationalen Zeitungen unter anderem in ?The Times – London?, ?The Guardian? ?The Wall Street Journal? oder der ?The Washington Post? veröffentlicht.
Aufgewachsen in einem abgelegenen Tal im westlichen Kenia, kam James Shikwati erst in seiner Studienzeit in den frühen 1990er Jahren mit internationaler Politik in Kontakt. An der University of Nairobi lag sein Interesse bei Philosophie. Dort wurde er von einem Professor ermutigt, außerhalb Kenias neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln.
Nach seinem Studium unterrichtete er unter anderem an der Kiptewit High School Geografie und Ethik.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Unterstützung des Welthandels. Er ist der Meinung, dass Handel der Weg ist, um die Armut zu lindern. Er führte zahlreiche Gespräche mit lokalen kenianischen Meinugnsführern, um sie von der Idee zu überzeugen. Weiterhin wirkt er in verschiedenen internationalen Foren mit, die sich mit der Förderung des Handels beschäftigen (z.B.: The East African – American Business Summit, the AGOA initiative in Mauritius, and The World Trade Organization mini ministerial in Sydney Australia & The World Trade Organization ministerial meeting in Cancun and the World Economic forum in Chattanooga – USA)
Gegenwärtig ist James Shikwati der Gründer und Geschäftsführer des Inter Region Economic Network [IREN Kenya], eine unabhängige nicht-kommerzielle public policy Forschungs- und Bildungsorganisation, die marktorientierte Antworten auf derzeitige sozialökonomische und ökologische Probleme sucht.

Steffen Behrle – Vortrag Grüne Globalisierung
Thema: Einfluss der Weltbank auf internationale Umweltpolitik – Anforderung an internationale Organisationen

Steffen Behrle ist Mitarbeiter des Potsdamer Instituts für Klimaforschung. Er arbeitet an einen Global Governance Project, in dessen Rahmen der Einfluss der Weltbank auf die Umweltpolitik untersucht wird.
Steffen Behrle hat Politikwissenschaft auf Diplom am renommierten Otto Suhr Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin studiert. Als Fulbright Stipendiat hat er an der Graduate School of Duke University (Durham, NC) Politikwissenschaft, Public Policy und Soziologie studiert.
In seiner Abschlussarbeit konzentrierte er sich auf die Rolle von internationalen Organisationen in neuen Mechanismen für globale Regierungsgewalt und analysierte die Funktionen des Vereinten Nationen Umweltprogramms (UNEP) in globalen Partnerschaften für aufrechtzuerhaltene Entwicklung.

Omid Nouripour – Podiumsdiskussion Migration Thema: EU Emigration Politics

Omid Nouripour (29), Mitglied des Bundesvorstands von Bündnis 90/Die Grünen, lebt in Frankfurt und promoviert gerade im Fach Deutsche Philologie. Seit 1996 ist er Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und ist seit dem Amtantritt Roland Kochs Sprecher der Grünen Jugend in Hessen.
Sein Schwerpunkt in verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Tätigkeiten liegt in der demografischen Entwicklung der Gesellschaft, der Jugend- und Altenpolitik und beim Dialog der Religionen und Kulturen. Er ist Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft MigrantInnen und Flüchtlinge. Sein besonderes Interesse für diesen Bereich mag an der doppelten Staatsbürgerschaft liegen. Seit Juli 2002 ist Nouripour deutsch-iranischer Doppelstaatler.
Neben seiner politischen Tätigkeit für die Grünen in der Bundesrepublik war er unter anderem kooptiertes Mitglied des Landesvorstandes der Europa-Union Hessen (2000-2003) und Chef-Redakteur der Bundesweiten Immi/ Grün-Zeitschrift ?Ubi bene ibi patria? (2000).

René Röspel – Vortrag Bioethik Thema: Sicht der Bioethik aus Politik und Wirtschaft

René Röspel ist Mitglieder SPD-Bundestagsfraktion. Er ist Vorsitzender der Enquete-Kommission ?Ethik und Recht der modernen Medizin? sowie Mitglied im Umweltausschuss des Bundestages.
René Röspel wurde am 9. Juli 1964 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann studierte er Biologie an der Ruhr-Universität Bochum und schrieb seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, Dortmund. Von 1994 bis 1998 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Tumorforschung am Universitätsklinikum Essen. René Röspel ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Geschrieben von Kai Doering, Verena Lilge, Jessyca Keil