Über Hélène Grimaud, ihr Buch und ihre neue CD
Wolf oder Sonate? Für Hélène Grimaud wäre das keine Frage. Denn sie verbindet beides seit Jahren mit Leidenschaft: den Flügel für ihre Musik und die wilden Schmusetiere als Seelenverwandte während ihres Rückzugs in die Natur. Kein Wolfstick. Sondern eine aufrichtige Zuneigung, die zuletzt in ihrem Buch „Wolfssonate“ gipfelte.
Die Originalausgabe der bezaubernden Autobiographie „Variations sauvages“, wilde Variationen, erschien allerdings in Frankreich bereits vor zwei Jahren. Dennoch.
Neben dem Buch kehrte die 1970 in Aix-en-Provence geborene Pianistin im Februar mit ihrem ersten Solorecital für die Deutsche Grammophon in die hiesigen Landen zurück. Das Konzept „Tod und Transzendenz“ steht hinter den Klaviersonaten der Romantiker Frédéric Chopin (1810–1849) und Sergei Rachmaninov (1873–1943). Bei beiden jeweils die zweite. Chopins Berceuse in Des-Dur und Barcarolle in Fis-Dur runden das Ganze ab.
Was die Einspielung an Fragen offen ließ, beantwortete das ausverkaufte Konzert am 24. Februar im Großen Saal der Berliner Philharmonie. Der reißende Fluss von Noten war nicht gedankenlose Hast, sondern ein befreites Ausleben der komponierten Seelengemälde auf schwarzen und weißen Tasten.
Geschrieben von Uwe Roßner