Hildegard Hamm-Brücher ist Schirmherrin des Students Festival
Diese Worte passen wie die Faust aufs Auge, wenn man an das in Kürze stattfindende internationale Studentenfestival in unserer Stadt denkt. Sie stammen von der Schirmherrin des Festivals selbst, die sich leidenschaftlich und kompetent zugleich für ihre Überzeugungen einsetzt. Sie steht symbolisch für den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen, Nationen und Religionen. Ihr Name ist Hildegard Hamm-Brücher.
Seit dem letzten Sommer hatte das Organisationsteam des Students Festival nach einem geeigneten Schirmherrn gesucht. Zu politisch und zu unbekannt sollte er nicht sein und wichtig war vor allen Dingen die Identifikation mit den Werten des Festivals, vorrangig die der Toleranz und Fairness gegenüber anderen Kulturen. Die Aufgabe des Schirmherren ist es, mit seinem Namen für eine Veranstaltung, ein Projekt zu stehen und diese/s zu unterstützen.
Im Januar 2005 erhielt das Team vom GrIStuF e.V. die Zusage von Hildegard Hamm-Brücher zur Schirmherrschaft. Die 84-jährige ist auch besser bekannt als ?Grande Dame? der FDP. Sie erfüllt die Kriterien zweifelsohne – ihre aktive politische Laufbahn beendete sie bereits 1991 und zog sich damals aus allen politischen Ämtern zurück. Im September des Jahres 2002 trat sie nach 54-jähriger Mitgliedschaft wegen antisemitischer Äußerungen durch Jürgen W. Möllemann aus der Partei aus. Ganz deutlich formulierte sie in einem Schreiben an den Parteivorsitzenden Guido Westerwelle, dass Rassen- und Fremdenhass in einer Demokratie wie Deutschland nie wieder aufkommen dürfe und dass sie sich aus diesen Gründen von der Partei distanziere. Für Hildegard Hamm-Brücher war dieser Einschnitt ein Verlust der politischen Heimat, aber sie zeigte mit dieser Entscheidung Rückgrad und einmal mehr, dass ihr Prinzipientreue besonders wichtig ist – allerdings nicht nur wichtig in politischen Belangen, sondern auch im zwischenmenschlichen Zusammenleben.
Werfen wir doch einen Blick zurück auf das bewegte Leben von Hildegard Hamm-Brücher: In den 40er Jahren, als der Krieg noch andauerte, stieß sie in der Münchener Universität zu einem Kreis von Studenten, die über Gott und die Welt diskutierten. Die Mitgliedschaft in der ?Weißen Rose? prägten ihr politisches Handeln und Denken seither. Als diese kurz vor Kriegsende aufflog, war für Hildegard Hamm-Brücher klar: ?Du kannst dich nicht mehr ducken!?. Zum Glück machte sie Bekanntschaft mit einem jungen Theologen, der sie davon überzeugte, dass sich nicht alle opfern dürften, sondern dass einige den Krieg überleben müssten, um die Arbeit der Widerstandskämpfer weiterzuführen. Dies nahm sie sich zu Herzen.
Nach dem Krieg war sie als Journalistin tätig und publizierte Artikel in den Genres Kultur, Erziehung und Bildung. 1948 trat sie in die FDP ein. Ihr damaliger Mentor Theodor Heuss, ehemaliger Bundespräsident, soll zu ihr damals gesagt haben: ?Mädle, Sie müsset in die Politik!? Diesen Aufruf befolgte sie dann auch und galt von dieser Zeit an als ?aufrechte? und ?unverbogene? Politikerin. 1994 gerat sie noch einmal bundespolitisch in den Blickpunkt und kandidierte für die Bundespräsidentenwahl, wo sie jedoch unterlag.
Hildegard Hamm-Brücher ist also nicht zu Unrecht die Schirmherrin des vom 4. bis zum 12. Juni stattfindenden Students Festivals in Greifswald.
Wenn sie gesundheitlich dazu in der Lage sein sollte, versprach sie dem Team des GrIStuF e.V., werde sie die Reise von München nach Greifswald auf sich nehmen und quer durchs Land fahren, um zur Eröffnungsveranstaltung anwesend sein.
Geschrieben von Julia Schrod