Nach dem Tode des französischen Komponistens Claude Achilles Debussy (1862 – 1918) hielt Olivier Messiaen innerhalb seiner berühmten Analyseklassen am Pariser Conservatoire die Erinnerung an dessen Schaffen wach.
Der französische Pianist Pierre Laurant-Aimard saß als Schüler neben Messaien auf der Orgelbank. Von ihm liegt eine Einspielung der Images und der Ètudes vor. Wer etwas über den Künstler erfahren möchte, darf nicht das Booklet befragen. Diese bewusste Zurücknahme gibt Raum für gespitzte Ohren während des Hörens. Freunde undefinierter Klangwolken finden bei Laurant-Aimards Debussyinterpretation unter Umständen kein Gefallen. Keine rückwärts gewandte Verklärung liegt in seinem Vortrag, sondern die spielerische Plastizität gibt den Blick frei auf die Moderne. Doch hören vielleicht in diesem Zusammenhang dem guten Claude Achilles zu: ?Ich überzeuge mich mehr und mehr davon, dass die Musik in ihrem Wesen nach nichts ist, was sich in eine feste und traditionelle Form ergießen kann. Sie besteht aus Farben und rhythmisierter Zeit.? Das ist sein Credo aus dem Jahre 1907. Die Befreiung von erstarrten Techniken und bis dato gültigen ästhetischen Maximen findet sich bei ihm erstmalig bei dem Orchesterwerk Prélude à l´après-midi d´un faune. Ja, die Flöte des Faune. Was sich hinter dem Spiel mit Farben und Formen steckt keine bloße Freiluftmalerei. Gewiss. Die Nähe zur Malerei ist verführerisch. Debussy aber wert sich vehement gegen die Anwendung des Ausdrucks Impressionismus auf seine Musik. ?Ich versuche etwas Neues zu bringen – sozusagen Wirklichkeiten-, das, was die Dummköpfe ?Impressionismus? nennen, ein Fachausdruck, der hauptsächlich von den Kunstkritikern so falsch wie möglich angewandt wird.? Welchen Klangzauber hält die Musik dann bitte noch bereit? Der gute alte Claude meint:?Die Musiker sind dazu ausersehen den ganzen Zauber einer Nacht oder eines Tages einzufangen. Sie allein können ihre Atmosphäre oder ihren ewigen Pulsschlag erwecken.?
Geschrieben von Uwe Roßner