Jason Beck ist ein wandelndes Namenschamäleon. Da wären beispielweise die Spitznamen ?The One-Eyed Jew, ?Fuckeye?, ?The Worst MC? oder ?Mr. Wolf?. Eine Verwechslung mit dem britischen Komiker Sasha Baron Cohen (alias Ali G.) gab es bereits im Blätterwald.
Die eigentlichen Künstlernamen des gebürtigen Kanadiers rühren aus seinem Neustart in seiner nun einstigen Wahlheimat Berlin. Jemand betitelte ihn von der anderen Straßenseite her mit ?Chilly Gonzales?. So zumindest soll er es verstanden haben.
Nicht unter Gonzo oder Chilly G, sondern unter Gonzales erschien eine 16 Stücke umfassende Aufnahme. Schlicht und einfach lautet ihr Titel ?Solo Piano?. Anstelle eines aufwendigen Book-lets erwartet allen Freunden des Kreativen Schattenrisse, wie sie die Hände bilden können. Sei es auch auf der Klaviatur. ?Obwohl es heißt, dass das Klavier das Instrument mit den meisten Klangfarben ist, finde ich darauf tatsächlich nur Schwarz und Weiß so wie in einem alten Stummfilm?, so Gonzales. ?Wenn ich auf meine Hände schaue, stelle ich mir jedes Pianostück als Schattenriss an der Wand vor.?
Mit einer eleganten Linie führt der studierte Jazzpianist hinein in seinen gedämpft zerbrechlichen Klangkosmos. Das Hineinlauschen in die scheinbar einfach gestrickte Musik, das gedankliche Nachhängen während die Tasten weiter, sei es cantabile oder mit so dezent-spannungsreichen Impuls, gestreichelt werden, lädt zum Verweilen ein.
Anleihen an Maurice Ravel, Nina Simones, Keith Jarrett und kanadischer Volksmusik schimmern hindurch. Dem nicht genug. Freunden von Eric Satie mag vielleicht beim Hören von ?Armellodie? ein Schmunzeln über die Lippen gleiten.
Kurz und gut und insgesamt: Ein Kleinod für Herz und Ohren.
Geschrieben von Uwe Roßner