Jeder kennt das Lied von Hans Peter Kerkeling. „Witzigkeit kennt keine Grenzen“. So trällerte es in seiner damalige Sendung und der Abspann von „Kein Pardon“ endete genau mit dieser Feststellung. Pardon! – Hape lügt! Witzigkeit hat Grenzen und Witzigkeit ist individuell uns unterscheidet uns wie unsere Fingerabdrücke voneinander.
Witzig ist nicht jeder. Doch jeder kann eine Wi(n/t)zigkeit dazu beitragen, sein kleines Leben etwas sonniger zu gestalten. Jeder regt sich über das zunehmend grauer und kälter werdende soziale Umfeld auf, aber nur wenige kämpfen bisher dagegen an. Stattdessen stopfen wir alles in uns rein, Bücher und Vorlesungen – dass uns dabei das Lachen im Halse stecken bleibt. Aber niemand bewegt sich locker auf dem gesellschaftlichen Parkett, der nicht wenigstens in Ansätzen Grundregeln des Humors beherrscht und hier und da mal für einen Lacher sorgt oder mindestens anständig mitlacht. Auch wenn sich die wissenschaftliche Lach-Forschung schon eingehend mit dem Thema befasst hat, so wurden Erkenntnisse wie „Lachen ist gesund“ eher belächelt. Nicht mal der deutsche Volksmund lacht.
Wie groß jedoch die Sehnsucht danach ist, zeigt der eine oder andere Blick in das Fernseh- und Kinoprogramm. Der erfolgreichste deutsche Film ist „witzig“, zumindest für die Mehrheit der Humorsuchenden. Comedy rules! Günther Jauch ist kein Comedian, kommt aber unglaublich gut an – wegen der lockeren Art.
Doch warum wollen wir alle „locker“ sein und pausenlos lachen? Wir brauchen Kraft, wir brauchen Selbstbewusstsein, um „da draußen“ erfüllt über die Runden zu kommen. Humor ist der Quell der Glückseligkeit. Kein Geringerer als Onkel Goethe selbst bringt es auf den Punkt: „Weißt du, worin der Spaß des Lebens liegt? Sei lustig! – Geht es nicht, so sei vergnügt!“ Auch die, die in der Schule den Faust im Nacken hatten, müssen ihm jetzt beipflichten.
Auch wenn ich selber nicht witzig bin – mitlachen kann ich trotzdem. Und zwar überall: In der Vorlesung, in der Mensa und beim Einkaufsbummel. Auch später beim Vorstellungsgespräch und im Büro, am Telefon und sogar im Chat. Aber Vorsicht: „Hütet Euch!“ sagt der Schäfer zu seinen Schäfchen. Hütet euch vor der Verstellung: Der Kampf zwischen Authentizität und Nursotunalsob geht auch ohne uns eine Runde weiter! Dann lieber die Gratwanderung machen und noch mal darüber nachdenken – oder das Nachdenken bleiben lassen und es einfach tun. Auch ein schlechter Witz ist immerhin einer.
Gehörig Werkmasse zum Selberbasteln liefert die Sprachwissenschaft zur Genüge. Homonyme sind besonders flexibel und exzellent dazu geeignet, mal einen etwas anderen Blick auf die Wörter zu werfen, die wir jeden Tag so bedenkenlos benutzen. Was sagt man zu einer Kuh, die man fotografieren möchte? „Kuh guck’!“ Das Einfache ist manchmal mehr als das große Brimborium – kompliziert ist die Welt genug! Und wer die „Kuh auf der Weide“ sieht und sich fragt, wie die denn auf den „Baum“ hochgeklettert sein könnte, der wird auch die feinen sprachlichen Nuancen in den Tönen seines Kommilitonen deuten können. Denn „krumm“ nehmen einem nur diejenigen etwas, die bar jeder Selbstironie ihr Eigenes als „gerade“ ansehen!
Geschrieben von Karsten Linde