Auch das beste und schönste Gemälde kommt einmal in die Jahre, gibt es doch vor dem Verfall des Materials kein Entrinnen. Die ?Klosterruine Eldena im Riesengebirge? von Caspar David Friedrich, das er in den letzten Jahren seines aktiven Schaffens um 1830/34 gemalt haben soll, war bis vor Kurzem ein Paradebeispiel dafür.
Zwar gingen die Ansichten über eine durchzuführende Restaurierung auseinander. Manch einer hielt solch eine Restaurierung einfach nicht für notwendig. Andere wiederum waren der Auffassung, dass kleine Mankos wie die feinen Bläschen, die die Ecke unten rechts im Gemälde seit einem Brand im Caspar David Friedrich-Haus im Jahre 1901 zierten, nun auch Teil der Geschichte des Bildes seien. Die Entscheidung sollte allerdings anders ausfallen.
?Hilft alles nichts!?, sagten sich nämlich Frau Dr. Frenssen, die freundliche Kunsthistorikerin im Pommerschen Landesmuseum, sowie viele andere, die dazu befragt wurden. Ihre Entscheidung sollte sich während der Arbeiten noch als gerechtfertigt erweisen. Man suchte sich also einen Restaurator. Herr Prof. Tim aus Berlin, der als ein Meister seines Fachs gilt und häufig Aufträge von der Nationalgalerie ausführt, hatte auch schon den ?Watzmann? von Friedrich restauriert. Er nahm den Auftrag begeistert an und verwendete 2003 ca. 9 Monate darauf, der Klosterruine wieder zu neuem Glanz zu verhelfen.
Dr. Frenssen hatte als Ansprechpartnerin alle Hände voll zu tun, auch wenn sie an der Restaurierungsarbeit kaum beteiligt war. Spenden wurden gesammelt und der Kontakt zu Prof. Tim aufrecht erhalten. Das letzte Wort zu einzelnen Arbeitsschritten sollte den Kollegen aus Greifswald gelassen werden. Auch eine vorbereitende Strahlendiagnostik wurde noch hier in Greifswald durchgeführt. Letzten Endes machte sich das Gemälde dann aber doch noch auf den Weg nach Berlin, wo der spannendste Teil der Arbeit stattfinden sollte.
Im ersten Arbeitsschritt wurde die so genannte Duplierung vom Gemälde getrennt. Das ist eine zweite Leinwand, die von hinten mittels einer Wachsschicht auf der bemalten ersten Leinwand aufgetragen wird. Die Leinenfasern drücken dadurch allerdings bis zu den obersten Ölschichten hindurch, so dass auf dem Gemälde selbst die Maserung der Leinwand zu sehen ist. Nicht schön, aber bekannt von vielen Werken früherer Künstler. Also musste die Duplierung ab. Danach wurde der Firnis abgenommen, eine dünne Stoffschicht, die der Künstler unter die letzten Ölschichten legt. Darunter kam also das original-Original zum Vorschein. Nun wurden in einer Röntgenbehandlung winzige Löcher in der Leinwand gesucht. Als davon keine gefunden wurden, entfernte Herr Tim die alten Retuschen, welche laut Frau Frenssen zum Teil sehr schlecht gewesen sein sollen. Irgendwann zwischen diesen Arbeitsschritten soll sich auch das wahre Ausmaß der Schäden am Werk offenbart haben, die eine Restauration notwendig machten und im Nachhinein rechtfertigten. Nachdem alle Schäden, wie zum Beispiel die Brandblasen, ausgebessert waren, war die Professionalität von Herrn Tim besonders gefordert. Er musste alle nötigen Retuschen von Hand und in Kleinstarbeit auftragen, eine schwere und langwierige Prozedur. Am Ende kam natürlich noch ein neuer Firnis drauf, die letzten Farben wurden aufgetragen: Voilà! In neuem Glanz erstrahlte die Klosterruine. Jetzt darf sie wieder im Pommerschen Landesmuseum bewundert werden, wo sie einen ganzen Raum dominiert.
Herr Tim soll laut Frau Frenssen ein wirklich starkes Interesse an der Restauration der Gemälde Friedrichs gehabt haben. Nachdem er den ?Watzmann? restauriert hatte, habe er die Restauration der ?Klosterruine? als wahre Bereicherung empfunden.
Geschrieben von Stephan Kosa