Pol&IS – Was verbirgt sich hinter dieser Abkürzung? Um des Rätsels Lösung zu finden, machten sich Anfang Dezember 38 Studenten der Politikwissenschaft auf den Weg nach Straussberg.
In der Akademie für Information und Kommunikation (AIK) der Bundeswehr hofften sie, die Lösung zu finden. Während in den Vorlesungen und Seminaren zu Internationalen Beziehungen mit unter der Praxisbezug etwas zu kurz kommt, das Stoffgebiet aber eigentlich interessant ist, soll die Simulation einen Einblick in die Realität der Weltpolitik ermöglichen.
Wer jetzt denkt, die Studenten mussten früh morgens ihre Turnschuhe schnüren und ihre Runden laufen, der irrt. Die Bundeswehr hat lediglich für die Materialen für das Spiel, die Unterkunft und die Verpflegung gesorgt. Jugendoffizier Hauptmann Dover leitete die Simulation und stand den Teilnehmer mit Rat und Tat hilfreich zur Seite.
Was genau verbirgt sich nun aber hinter der Abkürzung Pol&IS? In dieser Simulation, von einem Politikwissenschaftler entwickelt, geht es in erster Linie darum, dass die Teilnehmer Kooperation einmal selbst ausprobieren können und merken, dass Probleme, die in der realen internationalen Politik existieren, hier im Kleinen ebenfalls auftreten. Die Welt ist bei Pol&IS in elf große Regionen eingeteilt – Nordamerika, Südamerika, Westeuropa, Osteuropa, Afrika, Arabien, Asien, China, Japan, Ozeanien und die GUS. Jede Region wird repräsentiert von einem Regierungschef, einem Staatschef, einem Wirtschaftsminister und einem Oppositionsführer, die alle zusammen versuchen ihre Region durch das Poli&IS-Jahr zu bringen. Zu Beginn des Spieles erhält jede Region entsprechend ihrer Position in der realen Welt Energie-, Industrie- und Agrarpunkte und Geld. Dann fehlt noch die Truppenstationierung auf der großen Weltkarte, die mitten im Raum stand und so manches Mal Brennpunkt heftiger Diskussionen war. Sobald das Formale erledigt und die Spielregeln erklärt waren, konnte das Verhandeln zwischen den Regionen beginnen. Während die Wirtschaftsminister auf einem eigenen Kongress um die nötigen Energie-, Industrie- und Agrarpunkte feilschten, sie kauften, verkauften oder tauschten, und somit für die Verhandlungsgrundlage für das nächste Jahr sorgten, vereinbarten die anderen Regierungsmitglieder auf dem internationalen politischen Parkett neue Verträge, Abkommen und Vereinbarungen für das nächste Poli&IS-Jahr. All dies geschah unter den Augen der Weltbank, die vor allem den internationalen Handel beaufsichtigte und Kredite an Regionen wie Asien und Afrika vergab. Dann gab es noch die internationale Presse und die UNO, die gleichzeitig auch die Spielleitung übernahm und die geschlossenen Verträge überprüfte und bewertete.
Nach jeder Spielrunde gab es dann eine Vollversammlung der UNO, in der die einzelnen Mitglieder der Regierungen den anderen Mitspielern Rede und Antwort standen.
Die größte Aufregung in der internationalen Gemeinschaft gab es, als die GUS, in dem aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht mitspielendem Ozeanien ihre Truppen stationierte. Sofort beantragten die anderen Staaten eine Sondersitzung und nach heftigen Diskussionen konnte auch dieses Problem gelöst werden.
Neben der Simulation hatte Hauptmann Dove auch ein kleines Rahmenprogramm für die Pol&IS-Teilnehmer organisiert. So besuchten sie das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Verteidigung in Berlin. Im Auswärtigen Amt hielt Knut Abraham, Referent für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, einen Vortrag über die diplomatische Rolle der Bundesrepublik in der internationalen Politik, wobei sein Focus auf Afghanistan lag. Im Bundesministerium für Verteidigung sprachen die Studenten mit Oberstleutnant Altmannsperger und erfuhren viel über die militärische Seite der Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik.
Was bleibt nun als Resultat der vier Tage in Straussberg? Bei Organisator Julian Feld, Politikstudent im 4. Semester, überwiegen die positiven Erfahrungen. ?Mein Ziel war es, vor allem den Erstsemestern etwas zu bieten, bei dem sie sich selbst ausprobieren und die Theorie aus den Vorlesungen mit Praxis unterfüttern können?, so Julian. Bedenken, mit der Bundeswehr zusammen zu arbeiten, hatte er nicht. Julian und Hauptmann Dove werden sich in diesen Tagen mit Prof. Reinhard Wolf (Lehrstuhl für Internationale Beziehungen) zusammensetzen und die Erfahrungen auswerten. Möglicherweise ergibt sich eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und dem Institut für Politikwissenschaft.
Geschrieben von Verena Lilge